ODDO BHF AM: Markt Update – Wo bieten sich Chancen?

ODDO BHF AM: Markt Update – Wo bieten sich Chancen?
Märkte

Die Welt befindet sich zweifellos inmitten einer tiefen Rezession. Die viel entscheidendere Frage für Investoren ist jedoch, inwieweit diese Rezession aktuell bereits in den Kursen eingepreist ist.

06.04.2020 | 10:20 Uhr

Bei aller Bescheidenheit, die bei solchen Überlegungen stets geboten ist, sind wir zu den folgenden wesentlichen Überzeugungen gekommen:

  • Das Wachstum dürfte sich im dritten Quartal erholen, wenn die strengen Auflagen, die nach der anfänglich schleppenden Reaktion auf die Krise erlassen wurden, gelockert und die weiter bestehenden Maßnahmen mehr Rücksicht auf die Wirtschaft nehmen. Die Unterstützungs- maßnahmen dürften uns länger begleiten als die Gesundheitskrise selbst.

  • ▪  Eine anhaltende geldpolitische Unterstützung und beispiellose Konjunkturpakete dürften dazu bei- tragen, den Aufschwung voranzutreiben, sobald die Wirtschaft wieder anläuft und die Arbeitnehmer an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.

  • ▪  Anleger sollten sich in globalen Aktien insgesamt neutral positionieren, aber dazu übergehen, europäische Standardwerte hoher Qualität überzu- gewichten. US-Aktien dürften hingegen in den nächsten 12 Monaten hinter ihren ausländischen Pendants zurückbleiben.

  • ▪  Der US-Dollar hat sicherlich seinen Zenit erreicht. Ein schwächerer Dollar dürfte dazu beitragen, den Rohstoffpreisen Auftrieb zu geben und den Druck auf zyklischere Aktienmarktsektoren auf Sicht von sechs Monaten zu begrenzen.

  • ▪  Die Renditeaufschläge für europäische Hochzins- anleihen dürften sich in den nächsten 12 Monaten einengen. So bieten die Renditeaufschläge allmäh- lich eine gemessen am Ausfallrisiko hinreichende Prämie. Dennoch geben wir Investment-Grade- Titeln kurzfristig den Vorzug. Grund hierfür ist das durch die Unterstützung der Zentralbanken günstigere Risiko-/Ertragsprofil.

  • ▪ Nun ist es an der Zeit, Öl zu kaufen. Warum jetzt? Ohne ein konzertiertes Vorgehen der Hauptpro- duzenten – im Wesentlichen Saudi-Arabien, Russland und die US-Schieferölproduzenten – zur Drosselung der Produktion dürften die Lager bald weltweit bis zum Anschlag gefüllt sein. Damit dürften die Ölpreise weit unter 20 Dollar/Barrel sinken und auf diese Weise die Ölförderung zum Stillstand bringen. Händler wie Glencore oder Trafigura haben den Contango-Effekt für sich genutzt, um ihre Spot-Positionen – und im zweiten Schritt ihre Lagerbestände – auszubauen und ihre Ölvorräte auf Termin zu verkaufen. Zur Erinnerung: Ölkontrakte mit Laufzeit bis Mai 2020 werden zu 20 USD pro Barrel gehandelt, solche mit Laufzeit bis Januar 2021 zu 33,5 USD. Da die Lagerbestände im Zuge der massiven Nachfrage- und Angebots- schocks in die Höhe schnellen, werden die Preise auf 20 USD/Barrel fallen, sofern die Politik nicht aktiv wird. Hier wurde bereits ein erster Schritt getan. So hat Präsident Trump gestern sowohl mit Präsident Putin als auch mit Kronprinz Bin Salman von Saudi-Arabien telefoniert. Aber mehr noch als „produktive Gespräche“ zählen Taten. Da die Situation allmählich kritisch wird, erwarten wir in den kommenden Tagen Ankündigungen von Produktionsdrosselungen. Sobald diese greifen, dürften die Preise wieder steigen. Auch die Nachfrage dürfte in diesem Sommer wieder anziehen, was die Preise ebenfalls steigen lassen sollte. Für das Jahr 2020 erwarten wir eine Erholung der Preise für Brent-Öl auf mindestens 30 $/Barrel, nachdem sie zu Jahresbeginn noch bei 57 $/Barrel standen – das entspräche einer durchaus ordentlichen Rendite von 50%.

  • Ölpreise und Hochzinsanleihen sind im Rahmen der zu beobachtenden einsetzenden Normalisierung etwas zurückgefallen. In mittel- bis langfristiger Sicht sehen wir hier einen guten Einstiegspunkt.
  • Um es klar zu sagen: Wir setzen nicht alles auf eine Karte, denn dafür ist die Unsicherheit nach wie vor zu groß. Aber durch die Marktverwerfungen eröffnen sich auch Chancen.

Laurent Deniz, Global Co-CIO ODDO BHF Asset Management

Jan Viebi, CIO ODDO BHF TRUST

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