Mehr als 80 Prozent der aktiven Manager sind in Japan untergewichtet

Jeremy Grantham, Mitbegründer des amerikanischen Fondshauses GMO, gehört zu den Börsengurus im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Diesen Ruf hat er sich durch seine Vorhersagen von Börsencrashs erworben. So sagte er neben der Dotcom-Blase im Jahr 2000 auch den Börsencrash 2008 voraus. Bereits 2007 warnte er vor einem tiefen Fall des S&P 500 und der Pleite einer amerikanischen Großbank. Jetzt rät Granthams Firma GMO, in japanische Aktien zu investieren. Investoren hätten Japan in den letzten drei Jahrzehnten chronisch untergewichtet, und das zu Recht angesichts der schwächeren relativen Fundamentaldaten Japans und des unzureichenden Engagements für Unternehmensreformen während eines Großteils der 1990er und 2000er Jahre.

Gute Fundamentaldaten und Reformen

Doch laut GMO hat sich die Situation geändert. Investoren, die wie Rick Friedman und Drew Edwards von GMO direkt mit Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern in Japan sprechen, sehen immer deutlicher, dass sich die Fundamentaldaten verbessert haben und die Corporate Governance reformiert wurde. „Das EPS-Wachstum ist in Japan seit Jahren relativ stark, die Dividendenausschüttungen sind gestiegen und die politischen Entscheidungsträger drängen weiterhin auf wettbewerbsfähigere und kapitaleffizientere Unternehmen“, sagt Friedman.

84 Prozent der Anleger sind in Japan untergewichtet

Dennoch sind laut GMO die meisten internationalen Aktienstrategien in japanischen Aktien deutlich untergewichtet. „Von den 225 aktiv verwalteten Strategien in der eVestment-Datenbank, die den MSCI EAFE Index als bevorzugte Benchmark angeben, sind 84 Prozent in Japan um durchschnittlich 7,5 Prozent untergewichtet“, so Edwards.

Viele Banken und Broker haben ihre Analysen eingestellt

Nach Ansicht des GMO-Duos sind die Gründe für die Untergewichtung Japans bei vielen aktiven Managern eher in strukturellen Problemen und Vorurteilen als in der Fundamentalanalyse zu suchen. Denn nach dem Platzen der japanischen Aktienblase Anfang der 1990er Jahre wurde der Markt von internationalen Anlegern kaum noch beachtet und westliche Banken und Broker stellten ihr Research für den japanischen Markt praktisch ein. Manager, die in Japan investieren, sind laut GMO daher hauptsächlich über ADRs und "Gaijin 2 Favorites" investiert. Nur wenige sprechen laut GMO mit dem Management kleiner und mittelgroßer börsennotierter japanischer Unternehmen, wo Friedman und Edwards die meisten interessanten Möglichkeiten sehen.

Anleger bekommen wieder Appetit auf Japan

„Wir haben in diesem Jahr ein erneutes Interesse an japanischen Aktien festgestellt, das zu Zuflüssen aus dem Ausland geführt hat, wobei es sich jedoch größtenteils um wahllose Käufe von Futures und ETFs handelte. Viele Anleger, mit denen wir sprechen, sind in Japan untergewichtet, versuchen aber, diese Lücke zu schließen. Diejenigen, die sich dabei auf ihre Aktienmanager in den Industrieländern verlassen, könnten jedoch enttäuscht werden, da die meisten nicht über die Strukturen verfügen, um sich in den Nuancen des japanischen Marktes zurechtzufinden“, kommentiert das GMO-Duo.

Gelegenheiten nicht verpassen

Ob sich diese massive Untergewichtung bald auflösen wird, wissen auch Friedman und Edwards nicht. Allerdings sehen sie jeden Anstieg der institutionellen Mittelzuflüsse als willkommenen Rückenwind an, da ihre Untersuchungen darauf hindeuten, dass ein spätzyklischer Mittelzufluss eine positive Entwicklung für die kurzfristige Stimmung und die späteren Renditen darstellt. „Aber Investoren könnten eine attraktive Gelegenheit verpassen, wenn sie abwarten“, warnt Edwards.

 Japan-Fonds in der Übersicht

Quelle: FVBS professional