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Leitzinsen

Die Abhängigkeit der Fed wächst

Marktbeobachter hatten schon länger damit gerechnet, nun hat die US-Notenbank tatsächlich den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. Einige Vermögensverwalter fürchten, die Fed könnte in Zukunft deutlich abhängiger werden von der Politik.

02.08.2019 | 13:59 Uhr von «Jennifer Garic»

Das Wirtschaftswachstum geht weltweit zurück, der Handelskonflikt zwischen den USA und China verschärft sich wieder einmal und manch ein Investor sieht schon die nächste Krise kommen. Der Druck der vielen schlechten Nachrichten hat sich nun offenbar auch auf die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) übertragen. Seit Monaten erwarten Marktbeobachter, dass die Fed den Leitzins senkt, und damit eine Trendumkehr einleitet. Am Mittwoch war es dann soweit. Nach einer zweitägigen Sitzung gab die Fed bekannt, den Leitzins um 25 Basispunkte zu senken. Damit liegt er nun in einer Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent. Der Weg zu dieser Entscheidung war holprig: "Die Kehrtwende der US-Notenbank lief alles andere als glatt über die Bühne, aber sie haben sie hinbekommen", sagt Ronald Temple, Leiter US-Aktien bei Lazard Asset Management. Den Schritt nach unten sieht er als richtig an. Die Fed müsse die Inflation erhöhen und nicht mehr eindämmen. Da die US-Wirtschaft und der Arbeitsmarkt weiterhin unter Druck stünden, sei die Entscheidung richtig gewesen.

Viele hatten sich sogar einen größeren Zinsschritt gewünscht. "Die Hoffnung auf eine Zinssenkung um mehr als 25 Basispunkte war angesichts solider Wirtschaftsdaten und der lockeren Finanzkonditionen nicht angemessen", sagt der leitende Ökonom Tim Drayson von Legal and General Investment Management (LGIM). Generell hätten sich Marktteilnehmer laut Drayson eine striktere Linie der Fed gewünscht. Doch die US-Notenbank hat diesmal keinen Ausblick auf den weiteren Kurs gewährt. Nach Ansicht von Drayson mache das die Fed flexibler, denn auch intern sei man sich nicht einig: "Die fehlende Forward-Guidance spiegelt sich auch im Komitee wider, das sich über den Bedarf weiterer Stimuli uneinig ist", sagt Drayson. Unter einer Forward-Guidance verstehen Finanzexperten Aussagen einer Notenbank wie: "Die Fed geht davon aus, dass der Leitzins weiter fällt." Damit legt die Notenbank sich nicht fest, gibt aber einen Ausblick auf ihre weitere Politik und die Leitzinsentwicklung.

Ist das das Ende der unabhängigen Notenbanken?

Eine solche Weisung vermissen viele Anleger derzeit bei der Fed. Drayson weiß einen möglichen Grund: "Es gibt keinen Präzedenzfall dafür, wie man auf Handelskonflikte reagieren sollte." Kevin Flanagan, Anleihe-Stratege bei der Fondsgesellschaft Wisdom-Tree, teilt die Einschätzung. Die Zinssenkung sei ein Versuch, "den möglichen negativen Auswirkungen der Handelsunsicherheit und der Verlangsamung des globalen Wachstums entgegenzuwirken", sagt Flanagan. Die Fed habe auf die schlechte Stimmung am Markt reagiert und versucht, diese mit einem niedrigeren Leitzins zu heben.

Axel Angermann, Chef-Volkswirt der Feri Gruppe, hält diese Entwicklung für fatal. Denn die US-Notenbank versuche sich damit an einer Feinsteuerung der Konjunktur, in der sie praktisch jeden Verlust an Wachstumsdynamik oder sogar schon die bloße Furcht davor mit einer Öffnung der Geldschleusen beantwortet. Die Stimmung am Markt könnte so zum neuen Maßstab der Geldpolitik werden und objektive Kriterien übertrumpfen. Das wiederum öffne die Tür für eine politische Einflussnahme auf die Fed, warnt der Volkswirt: "Vielleicht liegt die Zeit der relativ jungen Errungenschaft politischer Unabhängigkeit der Notenbanken bereits hinter uns."

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