• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

Länderblickpunkt Angola

Länderblickpunkt
Länderstudie Angola
04/2013
Christoph Witte
Delcredere NV (Website)

Download Kommentar @ Feedback an Redaktion

Drittgrößte Volkswirtschaft Afrikas verfügt über reichlich Liquidität und einen Leistungsbilanzüberschuss. Problem: Starke Abhängigkeit vom Ölpreis.

26.04.2013 | 08:59 Uhr

Bereits seit 1979 regiert Staatspräsident José Eduardo dos Santos das südwestafrikanische Land Angola. Im August 2012 wurde er für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Seine Partei, die MPLA (Movimiento Popular de Libertaҫão de Angola; Volksbewegung zur Befreiung Angolas) gewann nahezu 72 Prozent der Stimmen. „Die neue, umstrittene Verfassung aus dem Jahr 2010 konzentriert die Macht in den Händen des Präsidenten, der alle größeren Entscheidungen überwacht“, erläutert Christoph Witte von Delcredere NV in seiner aktuellen Länderstudie. Als Angola im Jahr 1975 unabhängig von Portugal wurde, brach ein Bürgerkrieg aus. Die Anhänger der Rebellenbewegung UNITA – der heute größten Oppositionsbewegung des Landes – und der regierenden MPLA bekämpften sich bis 2002, als ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde. „Das Risiko politischer Destabilisierung scheint kurzfristig gesunken zu sein, angesichts der relativ ruhig verlaufenen Parlamentswahlen im August 2012“, glaubt Witte. Doch die Regelung der Nachfolge des 70-jährigen Präsidenten und die Positionierung seines Stellvertreters Manuel Vicente ließen steigende Spannungen im weiteren Verlauf der Amtszeit erwarten. Langfristig erwartet der Autor, dass die Vormachtstellung der Regierungspartei abnimmt, da Bürgergruppen zunehmend unabhängiger würden und der Wettbewerb in der Politik zunehme.

Zweitgrößter Ölexporteur Afrikas

Angola ist reich an Ölvorkommen. So hat die Regierung trotz massiver Kredite aus China für den Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg, mit Erdöl abgesicherte Finanzierungen mit Portugal, Brasilien, Deutschland und den USA ausgehandelt. Während der Krise 2009 hat das Land zudem seine Beziehungen zum Internationalen Währungsfonds (IWF) wiederhergestellt und im Rahmen eines Stand-by-Abkommens eine Kreditfazilität erhalten. „Diese trägt dazu bei, die zu hohe Abhängigkeit von chinesischer Finanzierung zu verringern und erste Schritte zur Verbesserung des schlechten Geschäftsumfelds zu gehen“, erläutert Witte.

Der vier Jahrzehnte andauernde Bürgerkrieg  legte die Wirtschaft des Landes lahm. Inzwischen ist es Angola aber gelungen, zur drittgrößten Volkswirtschaft des afrikanischen Kontinents aufzusteigen. „Mit dem Anstieg der Ölpreise im Zeitraum 2003 bis 2008 stieg das Land zum zweitgrößten afrikanischen Ölexporteur auf“, führt der Autor aus. Es ist zudem nach Saudi-Arabien Chinas zweitgrößter Öllieferant. Im Zeitraum von 2000 bis 2010 verzeichnete Angola ein reales BIP-Wachstum von durchschnittlich 12,9 Prozent pro Jahr. „Doch der Einbruch der Ölpreise während der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 hat die Verwundbarkeit Angolas für externe Schocks deutlich gemacht“, warnt Witte. Dadurch sorgen eine bedeutende externe Finanzierungslücke und ein hohes Haushaltsdefizit für Zahlungsrückstände des öffentlichen Sektors. Seitdem habe sich der Ölpreis jedoch erholt und Angola sei auf den Pfad einer robusten wirtschaftlichen Erholung zurückgekehrt.

Zielmärkte angolanischer Ölexporte (Anteile 2011)

Positive Wachstumsaussichten

Erste Schätzungen gehen davon aus, dass die Wirtschaft des Landes im vergangenen Jahr um 6,8 Prozent gewachsen ist. Für 2013 werde ein BIP-Wachstum von fünf Prozent erwartet. „Der positive Konjunkturausblick beruht auf der Erwartung stetiger Zuwächse der Produktion und der Investition im Erdölsektor sowie in der Aufnahme der Flüssiggasexporte in den nächsten Monaten“, so Witte. Nach Angaben der Weltbank reichen die bekannten Ölvorkommen Angolas noch weitere 21 Jahre. Zudem werde das Wachstum im Nichtölsektor voraussichtlich anhalten. „Die Wachstumsaussichten sind zwar gut, doch sie könnten durch Ölpreisschwankungen und eine längerfristig eingetrübte Weltkonjunktur beeinträchtigt werden“, befürchtet der Experte. Das mittelfristige Szenario gehe aber davon aus, dass Angolas Wirtschaftswachstum weiterhin Rekordzahlen verzeichnen wird. Es werde gestützt durch die leicht rückläufigen aber insgesamt hohen Ölpreise und die bedeutenden öffentlichen Investitionen im Nichtölsektor.

Angola: BIP-Wachstum abhängig von Öl- und Gasexporten

Leistungsbilanz und ausländische Direktinvestitionen rückläufig

Die Ölpreise sorgten derzeit auch für einen Leistungsbilanzüberschuss des Landes, da beides eng miteinander verknüpft sei. Seit dem Jahr 2005 bewege sich der Überschuss im Verhältnis zum BIP im zweistelligen Bereich. Im Krisenjahr 2009 wurde der Quotient einstellig. „2012 und 2013 wird der Leistungsbilanzüberschuss auf jeweils 7,4 Prozent bzw. 4,4 Prozent des BIP geschätzt, und die Zahlungsbilanz dürfte den weiteren Aufbau des Finanzpolsters erlauben“, so Witte. Allerdings ist Angolas Exportbasis sehr einseitig. Erdölexporte sorgten für 96,8 Prozent der gesamten Deviseneinnahmen, was das Land ebenfalls anfällig macht für externe Schocks. „Die Leistungsbilanz dürfte sich in den nächsten Jahren verschlechtern und ab 2016 ein Defizit aufweisen, da die öffentlichen Investitionen hohe Importe nach sich ziehen und die Ölpreise sich auf niedrigem Niveaus bewegen“, prophezeit Witte. Die fehlende Exportdiversifizierung stelle ein strukturelles wirtschaftliches Risiko dar, denn die Exporte anderer Branchen mit hohem Potenzial (Bergbau, verarbeitende Industrie, Landwirtschaft) entwickelten sich nur schwach. Witte führt das auf die negativen Folgen von Ressourcenreichtum zurück.

Ein typisches Phänomen ölproduzierender Länder, mit dem auch Angola zu kämpfen habe,  sind rückläufige ausländische Direktinvestitionen. Denn diese Staaten ziehen zwar historisch hohe Auslandsinvestitionen im Erdölsektor an, aber nur schwache Zuflüsse an Auslandskapital in den anderen, vernachlässigten Sektoren. Hemmend wirkten sich zudem die hohen Anforderungen der angolanischen Regierung bei der Erteilung von Investitionsgenehmigungen in vielen Branchen außerhalb des Ölsektors aus. „Insgesamt bremsen die Staatseingriffe – der öffentliche Sektor beherrscht die gesamte Wirtschaft – sowie die tief verwurzelte Korruptionskultur das Engagement privater Investoren in den entwicklungsfähigen Nichtölsektoren“, analysiert Witte. Zwar sorge die junge und stark wachsende Bevölkerung für ein großes Nachfragepotenzial. Dieses könne allerdings nur zur Entfaltung kommen, wenn die Regierung bereit sei, in Bildung, Gesundheit und die Entwicklung des formellen Arbeitsmarktes zu investieren.

Angola plane trotz anhaltender Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten, in diesem Jahr erstmals eine in Euro denominierte Staatsanleihe in Höhe von einer Milliarden US-Dollar zu begeben, um Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Denn nachdem das Land im Jahr 2011 einen Haushaltsüberschuss von 10,2 Prozent des BIP erwirtschaften konnte, werde der 2012 erzielte Überschuss auf nur noch 6,1 Prozent geschätzt. Für das laufende Jahr erwarten Experten ein moderates Haushaltsdefizit. Die Aussichten hinsichtlich der Staatsverschuldung seien aber insgesamt günstig, was Witte insbesondere auf die weiterhin stabilen Erdöleinnahmen zurückführt. Im vergangen Jahr hätten die Schulden Schätzungen zufolge 28,5 Prozent des BIP betragen, in den nächsten Jahren dürften sie nur moderat steigen.

In den vergangenen zehn Jahre gelang es, die Inflationsrate dramatisch zu reduzieren: „Vor 2002 stiegen die Verbraucherpreise in Angola noch um mehr als 100 Prozent jährlich“, sagt Witte. „Doch als die Exporte anfingen zu florieren und hierdurch die lokale Währung Kwanza aufwertete, während gleichzeitig die Zentralbank die Entwicklung der erweiterten Geldmenge streng überwachte, ging die Inflationsrate im Zeitraum von 2005 bis 2011 auf ca. 13,8 Prozent im Jahresdurchschnitt zurück.“ 2012 habe sie nur noch bei 9,6 Prozent gelegen, ein in den vergangenen Jahrzehnten historischer Niedrigwert. Witte befürchtet jedoch, dass die Inflationsrate durch ein neues Devisengesetz in den zweistelligen Bereich zurückgeschoben werden könnte. Bis Ende 2013 soll das Gesetz ausgearbeitet sein. Es bestimmt, dass Offshore-Ölgelder an Inlandsbanken überwiesen werden müssen, wodurch ein Kreditboom ausgelöst werden könnte.

Fazit

„Die mangelnde Infrastruktur und das schwierige Geschäftsumfeld werden die Entwicklung sowohl in der Privatwirtschaft als auch im Nichtölsektor begrenzen“, erwartet Witte. „Jedoch sorgen hohe Öleinnahmen dafür, dass Angolas Außenbilanzen in guter Verfassung sind.“ Das Land verfüge über reichlich externe Liquidität und einen Leistungsbilanzüberschuss, auch wenn dieser am Abschmelzen sei. Das Hauptrisiko stelle das unsichere globale Umfeld dar.“ Denn bei der Gesundung der öffentlichen Finanzen sind zwar Fortschritte zu verzeichnen, doch der Staatshaushalt und die externe Zahlungsfähigkeit bleiben anfällig für einen starken und dauerhaften Rückgang der Ölpreise.“

Diesen Beitrag teilen: