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Katar: Warum die FIFA-Fußball-WM 2022 für das Land zählt

Länderblickpunkt
Länderstudie Katar
03/2015
Sebastian Vanderlinden
Credendo Group (Website)

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Der Golfstaat gehört dank seiner enormen Öl- und Erdgasreserven zu den reichsten Ländern der Welt. Die Diversifizierung der Wirtschaft ist jedoch nicht ohne Risiko. Das Bankensystem ist solide geblieben.

27.03.2015 | 10:26 Uhr

Der Golfstaat Katar wird von der Königsfamilie Al Thani reagiert. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Clan die politische Vormachtstellung. „Damit überdauerte die Dynastie sowohl die osmanische Herrschaft als auch die Kolonialisierung durch das Vereinigte Königreich, von dem Katar 1971 die Unabhängigkeit erlangte“, erläutert Sebastian Vanderlinden, Länderanalyst der Credendo-Group, in seiner aktuellen Länderstudie über den Golfstaat. Staatsoberhaupt ist Emir Scheich Tamin, der im Juni 2013 nach der freiwilligen Abdankung seines Vaters Scheich Hamad, an die Macht kam. Große politische Veränderungen erwartet Vanderlinden vorerst nicht: „Scheich Tamim ist bereits seit einigen Jahren an Entscheidungsprozessen beteiligt und die derzeitige Strategie anhaltend hoher Inlandsausgaben hat sich als effektives Mittel für die Gewährleistung öffentlicher Unterstützung der Regierung erwiesen.“ So profitierten die Bürger Katars etwa vom immensen Öl- und Gasreichtum des Landes – im Gegensatz zu den zahlreichen ausländischen Arbeitskräften, die etwa 90 Prozent der 1,65 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung ausmachten und häufig unter erschreckenden Arbeitsbedingungen zu leiden hätten. „Die Arbeitslosigkeit Katars bleibt niedrig und das Pro-Kopf-BIP gehört heute zu den höchsten weltweit“, sagt Vanderlinden. Dass Katar unter 167 Staaten in Bezug auf politische Teilhabe nur auf Platz 136 liegt und im Demokratieindex der Economist Intelligence Unit (EIU) als „autoritäres Regime“ eingestuft wird, wird vom wirtschaftlichen Erfolg des Landes in den Schatten gestellt. Organisierte Oppositionsgruppen sind beispielsweise verboten und Wahlen wurden bislang ausschließlich auf kommunaler Ebene abgehalten. 

Pro-Kopf-BIP im Jahr 2012

Tausend US-Dollar (horizontale Achse) und Position auf Rangliste mit 185 Staaten (in Klammern) 

Unterstützung des politischen Islam belastet Beziehungen zu Nachbarn

„Die anhaltende Macht der Al-Thani-Dynastie beruht nicht nur auf großzügigen Ausgaben im Inland, sondern auch auf der Unterstützung des politischen Islam im Ausland“, erläutert der Vanderlinden. „Dank der Förderung islamistischer Gruppierungen in Ägypten, Libyen und Syrien konnte die interne Kritik an der ‚unmäßig verwestlichten‘ Entwicklungspolitik des Emirs effektiv eingedämmt werden.“ Gleichzeitig habe diese aktive Außenpolitik aber die Beziehungen zu den Nachbarstaaten Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate belastet, für die diese Gruppierungen eine ernsthafte Gefahr für die innere Stabilität darstellten. „Jüngste Entwicklungen wie etwa der Niedergang der Muslimbruderschaft in Ägypten und die von den USA angeführten Einsätze gegen die Gruppe Islamischer Staat in Syrien und Irak zeigen aber, dass Katar den Bogen möglicherweise überspannt hat“, so der Credendo-Experte. „Scheich Tamim hat dies erkannt und zeigt seit Kurzem größere Bereitschaft, sich in Fragen der regionalen Sicherheit Saudi-Arabiens Führung anzuschließen.“ Ein traditionell freundschaftliches und pragmatisches Verhältnis pflegt der Golfstaat indes zu Iran. Dies mag auch daran liegen, dass sich beide Länder das weltweit größte Ölfeld teilen. Die externen Risiken für Katar hält der Länderanalyst für begrenzt und führt dies auf die zunehmend enge strategische Beziehung zu den USA zurück. In Katar befänden sich amerikanische Militärstützpunkte und das Land fungiere Bündnispartner der USA. Diese garantierten im Gegenzug die Sicherheit des Golfstaates.

Starke Abhängigkeit von Öl und Gas

Wirtschaftlich hat Katar in den vergangenen Jahren eine beispiellose Entwicklung durchgemacht: „Das reale BIP-Wachstum von durchschnittlich zwölf Prozent pro Jahr hat dazu geführt, dass das Land heute zu den reichsten der Welt zählt“, weiß Vanderlinden. „Doch trotz der Kombination aus starkem Wachstum und einer akkommodierenden Geldpolitik – übernommen aus den USA, um die Anbindung des Riyal an den US-Dollar im Kontext einer relativ offenen Kapitalbilanz zu bewahren – ist die Inflation infolge niedriger Mieten dramatisch gesunken.“ 2008 habe sie noch im zweistelligen Bereich gelegen, heute betrage sie weniger als drei Prozent. Ein Ansteigen in den kommenden Jahren erwartet Vanderlinden nicht. Der außerordentliche Wohlstand des Landes ist auf seinen Rohstoffreichtum zurückzuführen. Das Land ist Mitglied in der OPEC und förderte im Jahr 2013 knapp über zwei Millionen Barrel Öl pro Tag. In der Liste der weltweiten Ölproduzenten liegt Katar damit auf Rang 14. Die nachgewiesenen Reserven sollten bei dieser Fördermenge noch etwa 33 Jahre ausreichen. Doch sind die Ölreserven Katars nur Peanuts gegenüber den Erdgasreserven, auf denen das Land sitzt. Nur Russland und  Iran übertreffen den Wüstenstaat. „Wird die Gasförderung Katars auf dem Niveau von 2012 fortgesetzt – einem Jahr, in dem Katar sechstgrößter Gasproduzent der Welt war – so würden die Reserven noch mehr als anderthalb Jahrhunderte reichen“, schätzt Vanderlinden. Mit seinem Rohstoffreichtum finanziert das Scheichtum auch den Staatsfonds Quatar Investment Authority (QAI), der Anteile diverser westlicher und asiatischer Unternehmen hält, wie Barclays, Volkswagen oder Shell.

Nachgewiesene Erdgasreserven im Jahr 2015: Top-10-Staaten

Billion Kubikfuß (horizontale Achse) und Jahre der verbleibenden Förderkapazität bei Beibehaltung des Niveaus von 2012 (in Klammern) 

Der Öl- und Gassektor mache etwa die Hälfte der katarischen Wirtschaftsleistung, über 80 Prozent der Leistungsbilanzerlöse und nahezu zwei Drittel der Staatseinnahmen aus. Dies zeigt, wie groß die Abhängigkeit des Landes von den Rohstoffen ist, deren Preise zuletzt enorm gefallen sind. „Dank des Ausgleichs durch große Reserven, niedrige Produktionskosten, Diversifizierung der Exportmärkte, günstige Langzeitverträge und signifikante Finanzpolster, sind die langfristigen finanziellen Risiken niedrig“, meint Vanderlinden. 

Katar strebt wirtschaftliche Diversifizierung an

Wachstumsbranchen erkennt der Analyst im Bau- und Finanzsektor, beim Handel und den öffentlichen Dienstleistungen. „Der wichtigste Antrieb für die starke Zunahme der Wirtschaftsleistung in diesen Branchen sind allerdings die erhöhten staatlichen Investitionen“, erkennt er. „Katars ehrgeiziger Plan zur Diversifizierung der Wirtschaft wird besonders durch dessen prominentestes Beispiel, die erfolgreiche Bewerbung um die Austragung der FIFA Fußballweltmeisterschaft 2022, illustriert.“ Insgesamt hätten die öffentlichen Infrastrukturprojekte, die bis 2022 fertiggestellt werden sollen und neben Stadien auch eine Modernisierung der Versorgungseinrichtungen, ein U-Bahn-Netz, ein Eisenbahnnetz, einen internationalen Flughafen sowie einen neuen Hafen umfassen, einen Wert von über 100 Prozent des BIP von 2013. Diese Ausgaben gehen in Kombination mit den niedrigen Öl- und Gaspreisen nicht spurlos am Staatshaushalt vorbei. So sei der Haushaltsüberschuss von 14,4 Prozent des BIP im Jahr 2013 auf 9,2 Prozent im Jahr 2014 abgestürzt. Prognosen für 2015 sagen angeblich sogar ein Defizit von 1,5 Prozent und für 2016 von 5,3 Prozent voraus. „Angesichts der Erwartung eines immer noch soliden Wirtschaftswachstums von etwa sieben Prozent dürfte die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP von 30,6 Prozent im Jahr 2014 auf 24,9 Prozent im Jahr 2016 zurückgehen“, erwartet Vanderlinden. „Außerdem bleibt die Nettostaatsverschuldung unter Berücksichtigung des hohen Vermögens des Staatsfonds QIA unverändert negativ.“

Da der Erfolg der wirtschaftlichen Diversifizierungsbemühungen keinesfalls sicher ist, erkennt der Credendo-Analyst darin ein bedeutendes Risiko. „Zwar ist die Absicht der Regierung, die Vorteile von in Planung befindlichen Projekten auf den Prüfstand zu stellen, ein Schritt in die richtige Richtung, doch ist die Verbesserung der Effizienz öffentlicher Ausgaben mit dieser Maßnahme allein noch nicht erreicht.“ Insbesondere die Einführung eines umfassenden Managementsystems für öffentliche Investitionen sowie eines detaillierten haushaltspolitischen Rahmens würde der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen zugutekommen. „Zur Beschleunigung der wirtschaftlichen Diversifizierung hat die katarische Regierung ihre Strategie für öffentliche Investitionen um Anstrengungen zur Weiterentwicklung von Finanzmärkten ergänzt“, fügt Vanderlinden an. „Das Bankensystem ist auch dank jüngster Verbesserungen in der Regulierung und Beaufsichtigung des Sektors solide geblieben.“ Kredite an den Privatsektor hätten stark zugenommen, was auch auf ein langsameres Wachstum von Krediten an den öffentlichen Sektor aufgrund der angeordneten Sicherheitsauflagen des Finanzministeriums zurückzuführen sei.

Positive Außenhandelsbilanz – aber Leistungsbilanzüberschuss sinkt

Die boomende Öl- und Gasförderung sowie die hohen Preise der vergangenen Jahre kämen der Außenhandelsbilanz Katars zugute. „Mit Ausnahme von 2009 – als die weltweite Finanzkrise ihre Folgen zeigte – lag der Leistungsbilanzüberschuss seit 2001 fortwährend über 20 Prozent des BIP“, erinnert Vanderlinden. So habe Katar Auslandsvermögen aufbauen können. „Gleichwohl dürften niedrigere Öl- und Gaspreise den Überschuss im Laufe der kommenden Jahre rasch aufzehren, während geplante Erhöhungen von investitionsbedingten Importen und Rücküberweisungsabflüssen ebenfalls wenig zuträglich sind.“ Der Leistungsbilanzüberschuss sei Schätzungen zufolge von fast 31 Prozent des BIP im Jahr 2013 auf 23 Prozent im Jahr 2014 gefallen und für 2015 werde ein Rückgang auf nur noch ein Prozent erwartet. „Exportdiversifizierung könnte zu einer Reduzierung der Volatilität der Leistungsbilanz beitragen, erfordert allerdings Maßnahmen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit“, gibt Vanderlinden zu bedenken. 

Fallende Ölpreise und der Staatshaushalt Katars

Haushaltsbilanz (in % des BIP, linke Skala) und Staatsverschuldung (In % des BIP, rechte Skala) 


Die Prognosen für die Auslandsverschuldung würden auch durch die Negativentwicklung der Energiepreise beeinträchtigt: „Der in den vergangenen zwei Jahren beobachtete Abwärtstrend wird sich umkehren und Erwartungen zufolge steigt die Bruttoauslandsverschuldung bis zum Ende dieses Jahres erneut auf 87,5 Prozent des BIP an, dem gleichen hohen Stand wie Ende 2010“, so der Analyst. Schuldendienstzahlungen gegenüber ausländischen Gläubigern blieben jedoch niedrig und begrenzten damit das finanzielle Risiko. „Wenn man zusätzlich das Auslandsvermögen Katars berücksichtig, zeichnet sich ein noch positiveres Bild ab“, sagt der Experte. „Ende 2014 deckten die Devisenreserven nahezu sechs Monatsimporte von Waren und Dienstleistungen ab – ein solides Niveau.“ Selbst wenn die Reserven 2015 erheblich zurückgehen – was Vanderlinden erwartet, da sie zur Stützung der Anbindung des Riyal an den US-Dollar benötigt würden – sei eine Liquiditätskrise äußerst unwahrscheinlich. „Hinzu kommt außerdem die Tatsache, dass der Staatsfonds QIA weitere sehr umfangreiche Auslandsvermögen umfasst, auch wenn die geringe Transparenz im Hinblick auf die Bilanz des Fonds Fragen über das Liquiditätsprofil und die Anlagebewertung aufwirft“, so Vanderlinden. „Insgesamt kann festgehalten werden, dass das Auslandsvermögen die Auslandsverschuldung deutlich übersteigt.“ Die Netto-Auslandsvermögensposition Katars liege Schätzungen zufolge sogar über 110 Prozent des BIP. Dies reduziere die Anfälligkeit für externe Schocks enorm, beseitige sie jedoch nicht vollständig. 

Fallende Ölpreise und die außenwirtschaftliche Position Katars

Leistungsbilanz (in % des BIP, linke Skala) und Bruttoauslandsverschuldung (in % des BIP, rechte Skala) 


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