Kames Capital: Wie steht es um die Zinssätze in den USA?

Die Zinspolitik der US-Notenbank wurde gut kommuniziert und entspricht voll und ganz dem, was angekündigt worden war. Aber es ist nicht die Politik der US-Notenbank, die das Hauptproblem ist, so Sandra Holdsworth, Fixed Income Investment Managerin bei Kames Capital.

05.04.2018 | 12:16 Uhr

Etwas ist mit den Zinssätzen in den Vereinigten Staaten dieses Jahr passiert - und das mag einer der unzähligen Gründe für die Verunsicherung der Märkte sein.

Die Fed hat im Oktober letzten Jahres angekündigt, dass sie mit der lang erwarteten Reduzierung ihrer Bilanz beginnt und damit die Höhe der Überschussreserven im Finanzsystem abbaut. Der beste Weg, sich dies vorzustellen, ist folgender:  Die US-Notenbank verkauft Anleihen zurück ins Bankensystem, die dann von den Banken gekauft werden, wodurch die Höhe der Liquiditätsreserven verringert wird, die die Institute halten oder in Geldmarktinstrumenten platzieren müssen. 

Gleichzeitig hat sich das Angebot an diesen Instrumenten drastisch erhöht. Infolge der Mauscheleien mit dem US-Haushalt und der Schuldenobergrenze für 2018 hat das US-Finanzministerium im Februar und März die Ausgabe von eigenen Anleihen massiv angekurbelt. Die neu verabschiedete Steuerreform hat es auch für US-Unternehmen attraktiver gemacht, sich über die Ausgabe von Anleihen auf dem US-Markt zu finanzieren, als Barbestände von ihren ausländischen Tochtergesellschaften abzuziehen.

Dies bedeutet, dass der Leitzins der Fed zum ersten Mal seit der Finanzkrise kein guter Indikator für die Finanzsituation in den USA mehr ist. In der folgenden Tabelle sehen wir exemplarisch, wie sich die verschiedenen Maße der kurzfristigen Zinssätze in diesem Jahr verändert haben: 

Zinssätze

1.Januar 2018

27. März 2018

Änderung

US Federal Funds upper bound

1,50%

1,75%

0,25%

3-month Treasury bills

1,38%

1,77%

0,39%

3-month $ Libor

1,69%

2,29%

0,60%

3-month Top Tier Commercial paper

1,68%

2,21%

0,53%

Obwohl die Leitzinsen recht langsam gestiegen sind, sind die Kreditzinsen im Jahr 2018 bisher doppelt so schnell gestiegen. Kein Wunder, dass die Märkte etwas nervös sind; das letzte Mal als dies geschah, war während der Finanzkrise. Der Unterschied ist, dass es sich diesmal nicht um ein Kredit- oder Solvenzproblem handelt. Es ist vielmehr eine Frage von Angebot und Nachfrage, und der Effekt sollte nachlassen, wenn sich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage verringert.

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