Die anhaltende Inflation bei Löhnen, der Beschaffung von Rohstoffen sowie der Produktion von Energie begünstigt branchenübergreifend eine Umlenkung von Finanzmitteln in Transformationsinvestitionen, die dem Kostendruck langfristig entgegenwirken.
01.03.2023 | 10:43 Uhr
Während eine weltweit unsichere konjunkturelle Lage Wirtschaftsakteure
eher von Neuinvestitionen abhält, begünstigen insbesondere strukturelle
Veränderungen in der Demografie, Energiepolitik und -sicherheit sowie ein
alternder Kapitalstock Technologien, die auf Kostensenkung und
Produktivitätsgewinne ausgerichtet sind. Unternehmen, die dies ermöglichen und
zugleich von hohen Markteintrittsbarrieren und attraktiven
Rendite-Risiko-Profilen profitieren, können einen positiven Beitrag zur
Transformation in eine nachhaltig ausgerichtete Wirtschaft liefern.
Die durch die Covid-Pandemie verursachten Engpässe in den globalen
Lieferketten, zunehmende geopolitische Spannungen als auch ein stärkerer Fokus
auf Energiesicherheit haben das jahrzehntelange deflationäre Narrativ der
Weltwirtschaft auf den Kopf gestellt. Auch wenn die jüngste Entspannung in den
Lieferketten zu einer gewissen Abschwächung der Inflation beigetragen hat,
bleibt doch die Angst vor anhaltend hohen Konsumentenpreisen. Produkte von
Unternehmen, die innovative und kostengünstige Lösungen anbieten und dadurch
inflationären Trends entgegenwirken, dürften stärker nachgefragt werden. In der
Vergangenheit trugen eine Reihe von Technologien und Sektoren dazu bei, Preise
dauerhaft zu senken, wie es beispielsweise bei der Software- und
Hardwareentwicklung oder der Unterhaltungselektronik der Fall war. Andere, wie
etwa Bildung, Gesundheitsfürsorge oder Immobilien, waren dagegen durchweg von
inflationären Entwicklungen bestimmt. Dies liegt unter anderem daran, dass
diese Gruppe technologische Fortschritte nur schwer ausreichend skalieren
konnte. In diesem Kontext lassen sich drei deflationäre Technologietrends
identifizieren, die Entlastung für Unternehmen und Konsumenten bringen können:
Der Aufstieg der Künstlichen Intelligenz (KI), erneuerbare Energien sowie das
Speichern von Energie und dessen Bedeutung für die Elektromobilität.
Seit 1959 betrug die Verdopplungszeit der Rechenleistung von Computerchips etwa
zwei Jahre (Moore´s Law). Ab etwa 2012 betrug die Verdopplungszeit etwas mehr
als drei Monate. Das KI-Training von Modellen hat im Laufe der Jahre immer
leistungsfähigere Rechenprozesse von Computern ermöglicht, die jetzt weit über
der Rate liegen, die das Mooresche Gesetz prognostizierte. Diese Verbesserung
war nicht auf KI-Modelle in einem einzelnen Bereich beschränkt, sondern
verkürzte die Verdopplungszeit bei Sprach-, Seh- und auch bei
Spiel-KI-Modellen. Der Wettlauf um die KI-Überlegenheit – teilweise getrieben
durch den Wunsch nach nationaler und unternehmerischer Innovationsführerschaft
– beschleunigt sich rasant. Gleichzeitig hat die Hardware, die für solche
Ergebnisse benötigt wird, deutlich an Qualität hinzugewonnen. Der US-amerikanische
Technologieriese Microsoft kündigte erst kürzlich an, sein in Kooperation mit
Open AI entwickeltes KI-Modell ‚Chat GPT‘ (GPT = Generative Pre-trained
Transformer) in seine Suchmaschine ,Bing‘ zu integrieren und dadurch die
Online-Recherche revolutionieren zu wollen. Nutzer von ‚Bing‘ haben so künftig
die Möglichkeit, Suchabfragen zu optimieren und Kosten gegenüber alternativen
Dienstleistern einzusparen. Microsoft möchte dadurch Marktanteile in diesem
Geschäftsbereich von seinem Rivalen Alphabet, dem Google-Mutterkonzern,
zurückgewinnen. Zu den Unternehmen, die ebenso an KI-basierten
Technologietrends arbeiten, gehört neben Microsoft vor allem auch der
US-amerikanische Entwickler für Grafikprozessoren (GPU) und Chipsätzen Nvidia,
der im Rahmen einer mehrjährigen Zusammenarbeit mit Microsoft gemeinsam an
KI-Modellen forscht. So soll einer der weltweit leistungsfähigsten
KI-Supercomputer entstehen, der die Cloud-Computing-Infrastruktur von Microsoft
Azure mit Nvidias GPUs kombiniert.
Die internationale Energieagentur (IEA) war in der Vergangenheit durchweg
pessimistisch in Bezug auf die Möglichkeit, dass die
Solar-Photovoltaik-Technologie jemals billig genug sein könnte, um die
Nachfrage des Massenmarktes zu bedienen. Tatsächlich unterschätzte die IEA mit
ihren Prognosen die installierte Basis an Megawattstunden erzeugter Energie der
entsprechenden Anlagen über die letzten 15 Jahre. Mit jedem Anstieg der
installierten Basis um eine logarithmische Größenordnung sind die
Produktionskosten einer Megawattstunde, die durch Photovoltaik erzeugt wurde,
bereits um 36 Prozent gefallen. In ähnlicher Weise sind die Produktionskosten
für eine Megawattstunde Energie aus Offshore-Wind um zehn Prozent und aus
Onshore-Wind um 23 Prozent gesunken. Traditionelle Brennstoffe, die mit
zunehmender Sorge um Geopolitik und Energiesicherheit wieder in den Fokus
gerückt sind, brachten dagegen in den letzten zehn Jahren kaum eine oder gar
keine Verbesserung dieser Rate. Neben Energieversorgern, die ausschließlich
Solar- und Windparks betreiben, wachsen vor allem die Umsätze von Unternehmen
wie Vestas (Dänemark) oder First Solar (USA), die Schlüsselkomponenten für
diese Parks liefern.
Die Kosten für Batteriespeicher sinken seit einiger Zeit aufgrund eines
stärkeren Wettbewerbs um entsprechende Endmärkte und wegen ehrgeiziger
Emissionsreduktionsziele auf nationaler Ebene. Da die hierfür benötigten
Lieferketten noch nicht ausgereift sind, werden sich erfahrungsgemäß weitere
Kostensenkungen durch deren Entwicklung realisieren lassen können.
Unternehmen, die bereits heute erfolgreiche Geschäftsmodelle zur Produktion von
Energiespeichern in Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie etabliert haben,
sind Kempower aus Finnland und Alfen aus den Niederlanden. Mit der steigenden
Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt auch die Nachfrage nach stationären und
mobilen Ladestationen für die Batterien der Fahrzeuge. Insbesondere der
Beschluss des EU-Parlaments, keine Pkw mit Verbrennermotoren nach 2035
zuzulassen, könnte für die Nachfrage nach Ladestationen weiteren Aufwind
bedeuten.
Doch was haben die zuvor genannten Unternehmen neben einem Exposure gegenüber
strukturell interessanten Trends gemeinsam? Sie erfüllen alle die strikten
Anforderungen an eine durch die EU-Offenlegungsverordnung definierte
„nachhaltige Investition". Als „nachhaltige Investition" gilt ein
Emittent von Wertpapieren dann, wenn er Umsätze gegenüber Impact-Themen
ausweist, auf mindestens eines der siebzehn Nachhaltigkeitsziele der Vereinten
Nationen (Sustainable Development Goals) positiv einzahlt, keine weiteren
ausgewählten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen verletzt und zudem
nicht negativ durch nachteilige Nachhaltigkeitsauswirkungen gemäß dem Do No
Significant Harm (DNSH)-Prinzip auffällt. Unternehmen erfüllen das
DNSH-Prinzip, wenn diese nicht negativ durch schwere oder schwerste
Kontroversen auffallen, nicht in Verbindung mit kontroversen Waffen zu bringen
sind, weniger als ein Prozent Umsatz-Exposure bei Kohleverstromung aufweisen
und weniger als fünf Prozent der Umsätze aus Aktivitäten um Tabak generieren
und zugleich kein Produzent von Tabakwaren sind.
Wünschen Anleger künftig eine „Nachhaltigkeitsquote" im Rahmen ihrer
Kapitalanlage, müssen Vermögensverwalter innerhalb der EU gezielt solche Titel
in Portfolios aufnehmen, die der Definition einer „nachhaltigen Investition"
entsprechen. Es wird erwartet, dass die EU-Kommission die Legaldefinition der
„nachhaltigen Investition" weiter konkretisieren wird. Erkennen
Vermögensverwalter diese als ausreichend genau an, könnte die zuletzt für
Aufsehen sorgende Herabstufung vieler nach EU-Offenlegungsverordnung
klassifizierter Artikel 9-Produkte auf Artikel 8 wieder rückgängig gemacht
werden. Dies könnte zu einem Nachfrageschub für die als „nachhaltige
Investition" geltenden Emittenten von Wertpapieren führen und eine
Überschussrendite entsprechender Titel begünstigen. Legt man einen Grenzwert
von mindestens 20 Prozent für Umsätze fest, die auf Impact-Themen (positiver
und messbarer Beitrag für Ökologie und Gesellschaft) einzahlen, erfüllen
aktuell nur etwa acht Prozent aller Titel des MSCI-World überhaupt diese
strikten Anforderungen, die Artikel 9-Produkte an das Fondsmanagement stellen.
Die Anlagestrategie aus dem Nachhaltigkeitsbereich, die diesen Gedanken am
ehesten trifft, ist das sogenannte „Impact Investing“. Hierbei konzentrieren
sich Investments auf solche Unternehmen, mit denen sich neben einer positiven
Rendite auch ein positiver und messbarer Effekt auf Ökologie und Gesellschaft
erzeugen lässt. Im Jahr 2020 machte diese Anlagestrategie laut Erhebung der
Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) unter allen
Nachhaltigkeitsstrategien nur rund ein Prozent aller investierten
Vermögenswerte aus. In vielen Regionen wie den USA oder Asien spielen diese
Faktoren allerdings noch keine Rolle. Je populärer also Artikel 9-Anlageprodukte
werden, desto höher wird auch die Nachfrage nach Titeln werden, die als
„nachhaltige Investition“ gelten und sich für „Impact-orientierte“ Portfolios
eignen.
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