Shareholder Value: Warten auf den finalen „Sell off“

Kolumne

Das Gebot der Stunde heißt „Geduld bewahren“! Bis der Markt kapituliert und auch die letzten Anleger die Nerven verlieren. Doch bis zum finalen „Sell Off“ kann es noch etwas dauern.

12.09.2022 | 12:05 Uhr

Das Abgleiten in die Rezession ist nur noch eine Frage der Zeit

Niedrige Wachstumszahlen und hohe Inflationsraten bestimmen seit Monaten das Bild der Weltwirtschaft. Während China – das nach wie vor weit von negativen Wachstumsraten entfernt ist – nach einem schwachen ersten Halbjahr Mühe hat, seine Konjunktur wieder anzuschieben, konnte sich Europa zuletzt zumindest über der Nulllinie halten. In den USA mussten wir bereits in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen ein negatives Wachstum verzeichnen, wir haben dort also eine technische Rezession gesehen. Und schaut man nach Europa: auch hier scheint eine Rezession unvermeidbar. Es fehlen nur noch die finalen Zahlen, um das zu untermauern.

Nicht den Kopf in den Sand stecken!

Was also tun? Den Kopf in den Sand stecken? Nein, natürlich nicht! Auch wenn es wohl noch eine Weile dauern wird, bis das Schlimmste ausgestanden ist. Dazu fehlt es derzeit an Impulsen und an Liquidität. Zum einen steht fest, dass die Notenbanken weiter an der Zinsschraube drehen werden. Die EZB sogar zuletzt mit einer historischen Erhöhung um 0,75 Prozent. Und durch ihre Politik des „Quantitative Tightening“ (QT) entzieht vor allem die US-Notenbank Fed dem Markt jeden Monat voraussichtlich rund 95 Milliarden US-Dollar an Liquidität. Das fehlt der Börse nun.

Deshalb ist auch weiterhin zur Vorsicht zu raten. Denn es gibt noch einen weiteren Faktor, den man nicht aus den Augen verlieren darf - sinkende Unternehmensgewinne. Erste Anzeichen wird man schon in den Zahlen zum 3. Quartal sehen. Viele Unternehmen haben sich in den letzten Monaten an die aktuelle Situation angepasst und ihre Lieferketten und ihre Logistik neu ausgerichtet. Aktuelle Zahlen zeigen aber auch, dass bei vielen Unternehmen jetzt die Lager voll, auf der anderen Seite aber die Auftragseingänge rückläufig sind. Jetzt müssen die Preise gesenkt werden, was wiederum die Unternehmensgewinne belastet. Das wird sich auf die Bilanzen auswirken und beeinflusst die Aktienkurse dieser Unternehmen negativ. Und bis sich das mal wieder nivelliert hat, kann es noch etwas dauern – vielleicht bis Ende des Jahres, wenn nicht gar bis ins nächste Jahr hinein.

Übernahme von Montauk Renewables könnte dem Portfolio neuen Schub verleihen

Also nochmal: Geduld ist gefragt. Denn jede Krise hat auch ihre Gewinner. Das sind die Unternehmen, die selbst in schlechten Zeiten noch über genügend liquide Mittel verfügen, um von der anstehenden Konsolidierung in einzelnen Sektoren zu profitieren. Dies könnte auch unserem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen zugutekommen. So halten sich glaubwürdige Gerüchte, dass unser Portfoliowert Montauk Renewables bald übernommen wird. Das US-Unternehmen für erneuerbare Energien hat sich auf die Rückgewinnung und Verarbeitung von Biogas aus Mülldeponien und anderen nicht-fossilen Brennstoffquellen spezialisiert, um es als Ersatz für fossile Brennstoffe zu nutzen. Der Kurs der Aktie hat sich seit Anfang Juli schon fast verdoppelt. Und wir sehen noch weiteres Potential, wenn es denn ein Übernahmeangebot geben sollte. Es wird also spannend – und würde unseren Cash-Bestand weiter anwachsen lassen.

Bis wir den aber wieder investieren, kann es, wie gesagt, noch etwas dauern. Uns fehlt noch der finale „Sell off“, die Kapitulation der meisten Investoren. (Aktueller Wert im Mr. Market Compass) Wenn diese sagen: „Oh Gott, die Welt geht unter!“, dann stehen wir bereit, um antizyklisch zu investieren. Liquidität ist vorhanden.

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