Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger hatte recht: „Es kann gefährlich sein, Amerikas Feind zu sein, aber Amerikas Freund zu sein ist fatal.“ Diesen Eindruck belegt US-Präsident Donald Trump derzeit fast jeden Tag.
29.04.2025 | 07:29 Uhr
1. Kaum noch Unterschiede zwischen Freund und Feind 2. Kerngeschäft der Versicherungen kaum betroffen 4. Versicherer durch die Kursturbulenzen wieder günstiger bewertet Aber wer ist Amerikas Freund? Kurz gesagt, wer Amerikas
Weltherrschaft akzeptiert, wer sich außenpolitisch und
militärstrategisch unterordnet und seine Märkte seinen Konzernen öffnet.
Wer das nicht tut, wird als Feind angesehen. Aus Trumps Sicht ist das
derzeit fast die ganze Welt. Und Trump hat die Macht, das auch zu
demonstrieren, wie das Zoll-Chaos zeigt. Dass er damit seinem eigenen
Land besonders schadet, scheint für ihn irrelevant zu sein. Dabei sind
die Fakten schon fast dramatisch: So ist der Indexwert für das
Verbrauchervertrauen in den USA im März auf 57,9 Punkte gesunken, 6,8
Punkte niedriger im Vergleich zum Vormonat. Und nach Berechnungen der
Universität Yale könnten die Zölle für das laufende Jahr zu einem
langfristigen Kaufkraftverlust von durchschnittlich 2.700 Dollar pro
US-Haushalt führen. Dazu kommt, dass auch die US-Notenbank ein düsteres
Bild zeichnet. Schon in der Vergangenheit hatte sich Trumps Erzfeind,
Fed-Chef Jerome Powell, negativ zu US-Zöllen geäußert. Nun warnte er
erneut: Die Folgen des Zollstreits könnten "größer als erwartet" sein.
Dazu gehöre eine höhere Inflation, wie auch negative Auswirkungen auf
den US-Arbeitsmarkt. Trumps radikale Zollpolitik hat eine neue Realität an den globalen
Börsen geschaffen. Da hilft es eigentlich nur, sich auf Dinge zu
konzentrieren, die man einschätzen kann. Wir sind derzeit bei unseren
Mandaten wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value
in europäischen Versicherern und Finanzdienstleistern relativ hoch
gewichtet. Denn die liefern keine Güter in die USA, sondern bieten ihre
Produkte und Dienstleistungen direkt in den USA vor Ort an, wenn sie
denn jenseits des Atlantiks vertreten sind. So halten wir in den
Portfolios Positionen von der Allianz, Munich Re und dem französischen Versicherer SCOR, sowie der norwegischen Storebrand-Gruppe. Diese sind zum Teil Rückversicherer, aber auch in den Bereichen Primärversicherungen, Investment und Bankgeschäften tätig. Klar, haben auch die Aktienkurse der Versicherer im Zuge der jüngsten
Marktturbulenzen gelitten. Doch ihr Kerngeschäft, der Verkauf von
Lebens-, KFZ-, oder Vorsorgeversicherungen ist von den Zöllen kaum
betroffen. Der Cashflow ist weitgehend stabil und die Renditen im
Regelfall hoch. Wobei man aber auch die Risiken nicht außer Acht lassen
sollte. Zum einen leiden die Vermögensverwaltungstöchter unter den
gesunkenen Assets under Management. Und dann, so die Allianz in einer
Studie, ist mit einer zunehmenden Zahl an Insolvenzen durch die Zölle zu
rechnen. Das bedeutet Kreditausfälle, die zum Teil versichert sind. Und
last but not least sind Versicherer zumeist mehr von der
konjunkturellen Entwicklung betroffen als andere. Doch, wir sehen eher die Chancen als die Risiken. Zum einen sind die
Kurse der Versicherungen zurückgekommen und damit die Bewertungen wieder
günstiger. So liegt das KGV bei der Allianz bei moderaten 13,8, das der
Munich Re bei rund 14. Und das langfristige Kursgewinnverhältnis bei
SCOR beträgt gerade mal 5. Das sind selbstverständlich alles keine Garantien für steigende
Kurse, aber die Konzerne sind allesamt finanziell gut aufgestellt und
verfügen über eine ausreichende Substanz, dass sie die aktuelle
Situation gut meistern können. Und, Hand aufs Herz, wir werden auch in
Zukunft Versicherungen benötigen – und Rückversicherungen ebenfalls.
Damit sehen wir uns im aktuellen Marktumfeld gut aufgestellt. Und sollte
sich der Sturm um Trumps Zölle irgendwann mal wieder legen, dann
sollten Europas Versicherungen und Finanzdienstleister davon
überproportional profitieren.Inhaltsverzeichnis
Kaum noch Unterschiede zwischen Freund und Feind
Kerngeschäft der Versicherungen kaum betroffen
Chancen und Risiken
Versicherer durch die Kursturbulenzen wieder günstiger bewertet
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