• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----
Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Warum wir nicht mehr die Inflationsraten der vergangenen Dekade erleben werden.

06.03.2023 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Für den Februar hat die europäische Statistikbehörde Eurostat in der vergangenen Woche eine Inflationsrate von 8,5 Prozent ausgewiesen. Das sei hoch, aber auch ein deutlicher Rückgang gegenüber den 10,6 Prozent vom Oktober 2022, erklären uns die Inflationsoptimisten. Doch Vorsicht. Diesen „Rückgang“ sollte man realistisch einordnen. Erstens: Zur Berechnung der Inflationsrate werden die aktuellen Preise mit den Preisen im Vorjahresmonat verglichen. Im Februar 2022 lag die Inflationsrate noch bei 5,1 Prozent. Von einem „Rückgang“ kann also keine Rede sein. Zweitens: Die Inflationsraten werden in den kommenden Monaten tendenziell vermutlich sogar noch weiter sinken. Was aber nicht bedeutet, dass die Preissteigerungsspirale sich langsamer dreht. Das liegt am sogenannten Basiseffekt. Zur Erklärung: Im Lauf des vergangenen Jahres sind die Inflationsraten stark gestiegen. Im laufenden Jahr 2023 werden die neuen Inflationsberechnungen diesem Trend Rechnung tragen. Denn die steigenden Inflationsraten des vergangenen Jahres haben dazu geführt, dass die Inflationsraten des Jahres 2023 auf Basis der bereits im vergangenen Jahr stark gestiegenen Preise berechnet werden. Eine lineare Preissteigerung führt deshalb rechnerisch zu prozentualer Verlangsamung der Inflationszahlen.

Um das an einem konkreten Beispiel aus der Bauwirtschaft deutlich zu machen: Ein Quadratmeter Schieferdachziegel kostete im Jahr 2021 etwa 63 Euro. Im vergangenen Jahr stiegen die Preise um rund sieben auf durchschnittlich 70 Euro. Das entsprach einer Preissteigerung von elf Prozent. Würden die Preise in diesem Jahr wiederum um sieben Euro pro Quadratmeter steigen, bedeutete dies prozentual eine Steigerung um nur zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Lerne: Dieselbe Preissteigerung führt zu einem Sinken der Inflationsrate. Hurra. „Basiseffekt“ heißt, dass die Inflationsrate prozentual eher sinkt, wenn die Preissteigerungen aus dem Vorjahr sich linear fortsetzen.

Die Frage ist: Steigen die Preise aus dem Vorjahr linear weiter? Radio Eriwan würde antworten: Kommt drauf an. Einerseits gibt es Anzeichen dafür, dass bestimmte Preise sinken. Zum Beispiel die Milchpreise. Hier ist in den vergangenen Wochen sogar ein regelrechter Preisverfall zu beobachten. Auch bei den internationalen Lieferkosten gibt es einen deutlichen Abwärtstrend. Die globalen Containerfrachtraten befinden sich seit dem Frühjahr 2022 im Sinkflug. Das Verschiffen eines 40-Fuß-Containers von Ostasien nach Nordeuropa kostet derzeit rund 4.000 US-Dollar. Zum Jahresbeginn 2022 war der Preis mehr als dreimal so hoch, nämlich rund 14.400 US-Dollar. Von Inflation kann hier also keine Rede sein. Im Gegenteil. Es gibt noch eine Reihe weiterer Indikatoren, die eigentlich nicht auf einen weiteren Anstieg der Inflation hindeuten. Dazu zählt vor allem das nachlassende Wirtschaftswachstum. Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA deutet sich eine Rezession an.

Gleichzeitig ist dort, wie hier, der Arbeitsmarkt stark überspannt. Will heißen: Die Arbeitslosigkeit ist weiterhin auf rekordverdächtig niedrigem Niveau. Und das wird so bleiben. Denn die Babyboomer gehen nach und nach in Rente. Sie werden von Schaffenden zu Konsumierenden. Die Angebotsseite wird geschwächt und die Nachfrageseite gestärkt. Fragt man sich, wohin denn die ganzen Arbeitskräfte verschwunden sind, die derzeit so vermisst werden: Hier ist die Antwort. Die nachwachsende Generation ist nicht nur zahlenmäßig mit dem steigenden Nachfrageschub überfordert, sondern leider auch mental auf dem Holzweg. In den Köpfen der Millennials in den westlichen Industrieländern hat sich, so macht es den Eindruck, das Narrativ durchgesetzt, dass man auch mit einer 25-Stunden-Woche ganz gut durchs Leben kommt. Und das bitte schön, bei vollem Lohnausgleich. Das ist keine Mär, sondern steht so zum Beispiel im aktuellen Parteiprogramm der SPD, verfasst im November 2022. In der öffentlichen Verwaltung, im Schulbetrieb und in immer weiteren Teilen der Wirtschaft nimmt diese Vision schon Gestalt an. Nur noch 70 Prozent der Arbeitskräfte in der Industrie und sogar nur 60 Prozent in den allgemeinbildenden Schulen arbeiten in Vollzeit. Arbeit wird oft nicht mehr als Berufung empfunden. Die „Quality Time“ verbringt man lieber anderswo.

Die Unternehmen beugen sich dem Druck. Man ist oft schon froh, freie Stellen überhaupt besetzen zu können. Der Kampf um den Nachwuchs treibt immer wildere Blüten. Man muss den jungen, anspruchsvollen Nachrückern etwas bieten, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Eine übertarifliche Bezahlung, ein technisch gut ausgestatteter Arbeitsplatz, eine gute Kantine und ein Jobticket reichen da schon lange nicht mehr. Überzeugender sind Yogakurse, Entspannungszonen und Drei-Tage-Woche. Ein Nebeneffekt dieser verschobenen Work-Life-Prioritäten ist, dass die aktuell in den Arbeitsmarkt Drängenden vermehrt konsumieren und weniger arbeiten – was den Nachfragedruck weiter erhöht und die Angebotsseite weiter schwächt.

Denken wir diese Entwicklung einmal konsequent weiter: Angenommen, fast niemand arbeitet mehr, und dafür wird die deutliche Mehrheit zu ausschließlichen Konsumenten. Wer stellt dann die Produkte und Dienstleitungen bereit, die die Konsumenten haben wollen? Und zu welchem Preis? Kleiner Tipp: Die Antwort auf die zweite Frage lautet nicht „Alles wird billiger“.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag veröffentlicht die Redbook Research Inc. ihren Johnson Redbook Index. Das ist ein Umsatz gewichteter Wachstumsindikator der großen US-Einzelhändler, der in etwa 9.000 Läden beinhaltet. Mit dem Dollarwert macht der Index über 80% des offiziellen Einzelhandelsumsatzes aus, der vom US-Handelsministerium veröffentlicht wird. Deshalb gilt der Index als wichtiger Indikator für das Konsumentenverhalten in den USA. Die Wachstumsraten des Index sind seit rund eineinhalb Jahren rückläufig. Das dürfte mit den hohen Inflationsraten und den steigenden Zinsen zu tun haben. Jedenfalls liegt es nicht an hoher Arbeitslosigkeit im Land. In den USA herrscht derzeit de facto Vollbeschäftigung.

Am Mittwoch gibt das Statistische Bundesamt aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Industrieproduktion in Deutschland heraus. Tendenz: negativ. Die Industrieproduktion sinkt. Gleichzeitig sind die Auftragsbücher voll. Woran das liegt? „Wir gehen davon aus, dass in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze vakant bleiben“, hat der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks vorgerechnet. „Das entspricht einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro.“ Zitat Ende.

Am Donnerstag veröffentlicht das Nationale Statistikbüro Chinas den Erzeugerpreisindex. Die gute Nachricht lautet: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise zuletzt um 0,8 Prozent gefallen. Für den Februar rechnen Experten mit einem Rückgang um bis zu drei Prozent. Dieser Trend wird die Inflation hierzulande zeitversetzt etwas dämpfen. Wenigstens das.

Am Freitag gibt das Statistische Bundesamt neue Zahlen zur Inflationsentwicklung in Deutschland bekannt. Man rechnet mit 8,7 Prozent Preisauftrieb im Vergleich zum Vorjahreswert. Erklärung siehe oben.

Diesen Beitrag teilen: