Schroders: Erderwärmung von mehr als 4 Grad

Das Klimawandel-Dashboard von Schroders veranschaulicht den Fortschritt im Kampf gegen die Erderwärmung. Was ist der aktuelle Stand?

11.08.2017 | 12:02 Uhr

Laut dem Climate Progress Dashboard, das vom Sustainable Investment Team von Schroders entwickelt wurde, ist die Erde dabei, sich um bis zu 4 °C zu erwärmen. Dieser Wert übersteigt das „ungefährliche“ Niveau um das Doppelte.

Das einzigartige Dashboard verfolgt die Fortschritte von Regierungen und Industrie bei der Einhaltung der Zwei-Grad-Grenze für den Temperaturanstieg, zu der sich führende Politiker aus aller Welt im Rahmen des seit November geltenden Klimaabkommens von Paris verpflichtet haben.

Es blickt über Schlagzeilen und Kommentare hinaus und dient so als objektiver Gradmesser für die Veränderung in den vielen Bereichen, die bei der Bekämpfung des Klimawandels eine Rolle spielen werden.

So funktioniert das Dashboard
Das Dashboard misst die Fortschritte anhand von politischen, industrie-, technologie- und energiespezifischen Indikatoren. Auf diese Weise stellt es einen einzigartigen, umfassenden Überblick über die Veränderungen bereit. Die zwölf einzelnen Indikatoren sind weiter unten abgebildet. Einige von ihnen messen Ziele, andere wiederum Maßnahmen.

Der Indikator „Politischer Wille“ etwa erfasst die Zusicherungen von Regierungen bezüglich der Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Auf Grundlage der aktuellen Ziele signalisiert das Dashboard eine Temperaturzunahme um 2,8 °C.

Das Dashboard erfasst unter „Politisches Handeln“ auch tatsächliche Fortschritte, d. h. umgesetzte Maßnahmen. Ein langsameres Handeln würde hier zu einem Temperaturanstieg von 3,6 °C führen. Daran wird der Unterschied zwischen schlagzeilenträchtigen Aussagen und konkreten Taten klar.

Der geringste Fortschritt wurde bisher bei der Öl- und Gasproduktion erzielt. Der Anstieg von über 6 °C, den dieser Indikator signalisiert, lässt darauf schließen, dass zur Erreichung der langfristigen Ziele weitreichende Veränderungen notwendig sind. Der Einsatz fossiler Brennstoffe muss in Zukunft deutlich sinken, bis diese Energieträger am Ende gar nicht mehr verwendet werden. Die Kohleförderung – üblicherweise im Fokus der Klimadebatte – ist bereits rückläufig, allerdings nicht stark genug, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.

Das gesamte Dashboard, das vierteljährlich in englischer Sprache bereitgestellt wird, bietet zudem die Möglichkeit, jüngste Fortschritte und deren mögliche Auswirkungen auf die künftige Erderwärmung grafisch darzustellen.

Warum der Klimawandel für Anleger von Interesse sein sollte
Andy Howard, Leiter Sustainable Research, leitete die Arbeit am Dashboard. Im Folgenden erklärt er, warum es entwickelt wurde:

„Der Klimawandel wird in den kommenden Jahren, Jahrzehnten und darüber hinaus ein entscheidender Faktor für die globale Wirtschaft, die Gesellschaft und die Finanzmärkte sein. Mittlerweile hat das Thema unter Anlegern zwar an Bedeutung gewonnen, die notwendigen strategischen Änderungen hinken jedoch noch hinterher.

Die Gefahr dabei: Die Anleger könnten glauben, dass das Problem angegangen wird und die Risiken des Klimawandels für sie gemindert werden, obwohl dies nicht unbedingt der Fall ist.

Wir haben das Climate Progress Dashboard im Rahmen unserer Bemühungen entwickelt, die Risiken gezielt zu steuern und die Möglichkeiten, die der Klimawandel bietet, zu identifizieren. Das Dashboard liefert einen objektiven und transparenten Überblick über die erreichten Veränderungen, damit Anleger ihre Entscheidungen auf Ergebnisse stützen können, die wahrscheinlich und nicht bloßes Wunschdenken sind.

An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass das Dashboard eine Momentaufnahme der aktuellen Situation darstellt und keine Prognose des letztendlichen Status. Wir stehen noch am Anfang von Veränderungen, die über mehrere Jahrzehnte erfolgen werden. Schätzungen könnten sich dabei schnell ändern und in den kommenden Jahren immer wieder für kleine Richtungswechsel sorgen.

Folglich müssen die anhand des Dashboards gezogenen Schlüsse als Maßstab für die gegenwärtigen Entwicklungspfade verstanden werden – und eben nicht als Schlussfolgerungen darüber, wo wir am Ende stehen werden.“

Die Herausforderung durch den Klimawandel: Eine Einführung in 30 Sekunden

Treibhausgase (THGs) wie Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid halten Wärme in der Erdatmosphäre fest.

Die Emissionen dieser THGs haben analog zum globalen Wirtschaftswachstum zugenommen und so entsprechende Temperaturerhöhungen ausgelöst. Das späte 18. Jahrhundert wird üblicherweise als vorindustrielle Ausgangsbasis herangezogen. Seither haben sich die THG-Konzentrationen in der Atmosphäre um 50 % von 270 ppm (parts per million – Teile pro Million) auf über 400 ppm erhöht. Die Durchschnittstemperatur ist dabei um fast 1 °C gestiegen.

Wissenschaft und Politik haben sich im Konsens auf 2 °C als akzeptable Grenze für den Temperaturanstieg verständigt. Dies bedingt, dass die Konzentrationen unter dem Niveau von 450 ppm bleiben. Ausgehend von den heutigen Entwicklungen wird diese Grenze innerhalb von zwei Jahrzehnten überschritten sein.

Dazu Andy Howard: „Kurz gesagt, es gibt keine Patentlösung. Um den Temperaturanstieg auf zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, wie von den führenden Politikern der Welt festgelegt, müsste die Emission von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 – ein Zeitraum, in dem sich das weltweite Einkommen verdreifachen dürfte – pro Kopf um 80 % sinken. 

Das ist kein leichtes Unterfangen. Jeder Teil der globalen Wirtschaft, jede Branche und jedes Unternehmen wird in gewissem Maße betroffen sein. Wir brauchen neue Ideen, um dafür zu sorgen, dass die Anleger auf diese Veränderungen vorbereitet sind.”

 

 

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

Der Beitrag wurde am 10.08.17 auch auf schroders.com veröffentlicht.

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