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„Wir konzentrieren uns jetzt auf Qualitäts-Value“

Chef-Investor: Vincent Mortier, globaler CIO bei Amundi
Interview

Amundis Chef-Investor Vincent Mortier verrät, welche Aktien der französische Asset-Management-Riese jetzt favorisiert und welche Risiken er fürchtet

28.03.2023 | 12:30 Uhr von «Uli Kühn»

TiAM Fund Research: Wird die Rezession so schlimm wie befürchtet?

Vincent Mortier: Die meisten Marktteilnehmer gehen offensichtlich von einem „soft landing“ und einer wirtschaftlichen Erholung aus. Ich will nicht ausschließen, dass es tatsächlich dazu kommt, aber für eine definitive Aussage ist es noch zu früh. Erst in einigen Monaten werden wir klarer sehen. Fest steht jedoch, dass die Aktienbewertungen wenig Spielraum für eine weniger gute Entwicklung zulassen.

Welche Risiken bereiten Ihnen am meisten Kopfzerbrechen?

Die Inflation bleibt ein belastender Faktor. Wir gehen davon aus, dass sich die Inflationsraten auf längere Sicht bei drei bis vier Prozent einpendeln werden. Der Markt erwartet offensichtlich niedrigere Raten. Das halte ich aber vorläufig nicht für realistisch.

Die US-Notenbank will die Zinsen ja doch so lange erhöhen, bis die Inflation runterkommt. Bluffen die nur?

Die Fed-Offiziellen äußern sich relativ klar. Aber Geldpolitik ist ein kompliziertes Geschäft. Es könnte auch zu einem schwerwiegenden Fehler in der Geldpolitik kommen. Die Märkte gehen davon aus, dass die Zentralbanken genau richtig agieren werden. Aber ich sehe auch die Gefahr, dass die Notenbanken zu lange oder zu stark an der Zinsschraube drehen.

Wer wäre von einem solchen ­Fehler am stärksten bedroht?

Unternehmen leiden unter hohen Zinsen, aber auch für manchen Staatshaushalt kann es unangenehm werden. Es besteht die Gefahr, dass sie ihre Schulden nicht mehr bedienen können und es womöglich sogar zu Ausfällen kommt. Erinnern Sie sich an Italien und Griechenland vor zehn Jahren. Ich denke, wir können eine weitere europäische Kreditkrise nicht völlig ausschließen. Mario Draghi konnte damals das Schlimmste verhindern. Aber wird auch Frau Lagarde der Trick gelingen?

Hören wir da Zweifel?

Ich will nicht sagen, dass die EZB es nicht schaffen kann, die Situation in den Griff zu bekommen. Aber es könnte für die Märkte eine Zeit lang ungemütlich werden Die EZB ist heute in einer viel ungünstigeren Ausgangsposition als die seinerzeit von Draghi gesteuerte Zentralbank.

Wie positioniert sich Amundi in diesem Umfeld?

Wir konzentrieren uns auf Qualitäts-Value, also auf Unternehmen mit niedriger Bewertung, stabilem Geschäft und guten Perspektiven. Von Deep-Value, also von sehr niedrig bewerteten Unternehmen mit besonderen Herausforderungen, nehmen wir allerdings Abstand, auch wenn diese zuletzt besonders gut liefen. Nach meiner Einschätzung sind diese Titel noch immer viel zu teuer. Höhere Refinanzierungskosten werden sie belasten, ebenso wie rückläufige Gewinnmargen.

Wo werden Sie fündig?

Uns gefallen viele defensive Titel aus den Sektoren Energie, Versorger und Banken, aber insgesamt schauen wir nicht in erster Linie nach attraktiven Sektoren, sondern nach aussichtsreichen Aktien in allen Sektoren.

Und in welchen Regionen sind Sie übergewichtet?

Wir sind bei chinesischen Aktien übergewichtet und entwickeln eine positivere Einstellung zu einigen weiteren asiatischen Märkten aufgrund der Wiedereröffnung Chinas. Unter Value-Gesichtspunkten ist auch Japan interessant. Zudem glauben wir an indische Aktien, sind aber taktisch vorsichtiger geworden. Aus unserer Sicht ist die Wirtschafts- und Geldpolitik der Schwellenländer sehr viel disziplinierter und verlässlicher als die Poli­tik in den entwickelten Märkten.

Sind indische Aktien nicht teuer?

Das stimmt, der kurzfristige Ausblick birgt einige Herausforderungen, aber wir mögen indische Titel trotzdem, weil es zahlreiche sehr erfolgreiche und aussichtsreiche Unternehmen in dem Land gibt und weil die Wirtschaft des Landes aufgrund der demografischen Entwicklung Rückenwind hat. Indien hat eine vergleichsweise junge Bevölkerung und eine immer stärker wachsende Mittelschicht. Dazu kommt: Der indische Aktienmarkt korreliert relativ gering mit den entwickelten Märkten.

Was spricht für Japan?

Japan ist in mancher Hinsicht das genaue Gegenteil von Indien: Ein Land mit alter Bevölkerung und geringem Wachstum, aber sehr günstig bewerteten Aktien. Japan ist ein echtes Value-Play, denn die Perspektiven sind gar nicht so schlecht, wie viele vielleicht denken. In Japan ändert sich die Unternehmenskultur und wohl auch die Geldpolitik. Die Deflation scheint Geschichte, und der Yen wird aufwerten. Ein mögliches Ende der Rendite­kurvenkontrolle dürfte sich für Value-Namen positiv auswirken. Wir beobachten daher die Geldpolitik des neuen Zentralbankchefs genau – und natürlich auch die Gewinne der Unternehmen.

Ist ein starker Yen nicht schlecht für japanische Aktien?

Ein starker Yen ist heute nicht mehr so gefährlich für die japanische Wirtschaft wie früher. Nach rund 25 Prozent Abwertung in den vergangenen zwei Jahren ist der Yen deutlich unterbewertet, sodass die Gegenbewegung die Unternehmen nicht allzu stark belasten dürfte. Außerdem haben die meisten in den vergangenen Jahrzehnten ihre Abhängigkeit von der Wechselkursentwicklung reduziert.

Was gefällt Ihnen an China?

Nach dem dramatischen U-Turn in der Covid-Politik kommt jetzt in China das Wachstum zurück. Die chinesische Führung zielt auf Qualitätswachstum und will weniger Abhängigkeit vom Weltmarkt. Diese Politik ist zwar nicht optimal für Europa und die USA, aber gut für den chinesischen Binnenmarkt und viele chinesische Unternehmen. Deutlich wird die Trendwende zum Beispiel daran, dass die chinesischen Verbraucher inzwischen mehr heimische Autos kaufen und weniger ausländische Marken.

Wo sehen Sie geringere Chancen?

Bei amerikanischen Titeln und Aktien aus Großbritannien sind wir stark untergewichtet. Der US-Markt als Ganzes ist nach meiner Einschätzung immer noch zu hoch bewertet. Großbritanniens Wirtschaftsperspektiven sind nicht vielversprechend. Europäische Aktien gewichten wir aktuell neutral.

Kurz zusammengefasst – wird 2023 ein gutes Aktienjahr oder nicht?

Ich gehe davon aus, dass wir am Jahresende ungefähr dort landen, wo wir heute stehen. Der Weg dorthin wird allerdings nicht vollkommen eben verlaufen, sondern es wird Phasen geben, in denen es bergauf geht und es wird Phasen geben, in denen es bergab geht. In dieser Welt sollten Anleger sehr überlegt und selektiv investieren.


Zur Person

Vincent Mortier

Globaler Chief Investment Officer,

Amundi Asset Management

Seit Februar 2022 ist Vincent Mortier Group CIO bei Amundi. Er verantwortet zudem die Geschäfte des französischen Asset-Managers in Asien (außer Japan).. Mortier begann seine Karriere in der Finanzbranche 1996 bei der Société Générale und hatte seit 2015 zahlreiche Führungspositionen bei Amundi in Paris inne.

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