• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

„Knappe Rohstoffe könnten die Energiewende behindern“

Michel Wiskirski gehört zu den erfolgreichsten Managern von Klimawandelfonds.
Interview

Michel Wiskirski zählt mit dem Carmignac Climate Transition Fund zu den erfolgreichsten in seiner Peergroup. Er setzt im Gegensatz zu manch anderem Fonds nicht auf die heute schon „grünsten“ Unternehmen, sondern investiert auch in die schmutzigen. Denn bei ihnen gibt es das größte Verbesserungspotenzial.

11.04.2023 | 12:10 Uhr von «Jörn Kränicke»

TiAM FundResearch: Herr Wiskirski, Klimawandelfonds gibt es viele. Wo liegen die Besonderheiten des Carmignac Climate Transition Fund?

Michel Wiskirski: Der größte Unterschied liegt darin, dass wir neben erneuerbaren Energien und in Produkte zur Gebäudedämmung und -sanierung auch in einige Bergbauunternehmen sowie Öl- und Gasunternehmen investieren. Voraussetzung dafür ist, dass sie ihre Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien erhöhen. Wir nennen sie "Transitioners".

Aber Öl- und Gasunternehmen gehören doch zu größten Umweltverschmutzern. Warum investieren sie dort?

Das ist im Grunde ein sehr logischer Schritt. Wenn wir nur in Unternehmen investieren, die heute schon sehr wenig CO2 emittieren beziehungsweise erneuerbare Energien produzieren, ist der Umwelt damit kaum geholfen. Man muss auch die großen Umweltverschmutzer berücksichtigen. Sonst erreicht man gar nichts. Sie müssen und werden Maßnahmen der Dekarbonisierung und Klimaschutzinitiativen durchführen.. In den vergangenen 50 Jahren wurde ein Drittel der CO2-Emissionen größtenteils den weltweit größten Öl- und Gasunternehmen verursacht. Daher liegt bei ihnen der Schlüssel, um die CO2-Emissionen deutlich zu senken. So wird etwa TotalEnergies in den kommenden zehn Jahren wahrscheinlich doppelt, wenn nicht dreimal so viel in erneuerbare Energien investieren wie Iberdrola. Die Spanier sind ein global führendes Unternehmen bei erneuerbaren Energien.

Gilt die gleiche Argumentation auch für Bergbautitel?

Ja, genau. Auch ihr Ausschluss wäre ein großer Fehler. Dann könnten wir keinen Einfluss mehr auf sie ausüben. Dies ist gerade auch bei den Minen wichtig, ohne Metalle kann es keine Energiewende geben. Ein Elektroauto benötigt fünfmal so viele Mineralien wie ein herkömmliches Auto. Ein Auto mit Verbrennungsmotor benötigt etwa 25 kg Kupfer. Für Elektrofahrzeuge sind rund 85 bis 100 kg nötig. Zudem benötigt die Ladeinfrastruktur auch große Mengen an Kupfer für die Verkabelung. Die Gesamtnachfrage nach Kupfer könnte sich bis 2035 fast verdoppeln, so das jüngste Forschungspapier von S&P Global zu diesem Thema. Und auch Windkraftanlagen bestehen zu 95 Prozent aus Metallen. Während für ein mit Erdgas betriebenes Kraftwerk eine Tonne Kupfer pro Megawatt (MW) benötigt wird, sind es für eine Onshore-Windkraftanlage zwei bis drei Tonnen, für eine Photovoltaikanlage drei Tonnen und für eine Offshore-Anlage zwischen 11 und 12 Tonnen – je nach Standort.

Gibt es dann überhaupt genügend Rohstoffe, um etwa den von der EU festgelegten Fahrplan beim Verbot des Verbrennungsmotors einzuhalten?

Das ist in der Tat ein Problem. So ist Kupfer das wichtigste Metall der Elektrifizierung, und die Elektrifizierung ist ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende. Aber man nicht so einfach mehr fördern. Es dauert im Schnitt 16 Jahre, um eine neue Kupfermine in Betrieb zu nehmen. Es gibt auch nicht genug Lithium, Kobalt, Mangan und andere notwendige Stoffe, um in naher Zukunft den gesamten Fahrzeugbestand zu elektrifizieren. Die Lösung dürfte in einem Mix aus Elektro-, Hybrid- und leichten Verbrenner-Fahrzeugen liegen. Der Plan 2035 100 Prozent Elektrofahrzeuge zu produzieren, dürfte in der Realität schwerlich umsetzbar sein.

Bei welchen Metallen gibt noch Engpässe?

Die gibt es vor allem beim Grade-A Nickel. Denn bis zum Einmarsch in der Ukraine war Russland der größte Lieferant für hochwertiges Nickel. Indonesien ist zwar auch ein großer Nickelproduzent. Dort wird aber vor allem Grade-B Nickel gefördert, dass nicht für Elektroautos geeignet ist. Solange Russland den Exportbeschränkungen unterliegt, besteht der Engpass weiter.

In Deutschland wird Kernenergie kritisch gesehen. Weltweit ist sie jedoch auf dem Vormarsch. Wie stehen Sie dazu?

In Frankreich wird sie positiv gesehen. Rund 70 Prozent des Stroms stammen hierzulande aus der Atomkraft. Unserer Ansicht nach ist Kernenergie einfach unverzichtbar, um das Ziel von null Nettoemissionen bis 2050 zu erreichen. Atomenergie ist neben Offshore Wind die CO2-ärmste Möglichkeit Strom zu produzieren. Der Strom ist zwar nicht ganz CO2-neutral, aber mit 10 bis 30 Gramm Kohlendioxid kommt er dem Ideal schon ziemlich nahe.

Führt die aktuelle Energiekrise in Europa dazu, dass Energiewende beschleunigt wird oder behindert sie diese eher?

Die Krise hat die Probleme der europäischen Energiepolitik bloßgestellt. Es gibt keine Strategie der Politik wie die Energieversorgung der nächsten 30 Jahre aussehen soll, um Net Zero zu erreichen. Energiepolitik muss vorausschauend für Jahrzehnte gemacht werden, aber Politiker denken nur daran, bei der nächsten Wahl wiedergewählt zu werden. China hingegen hat vor einem Jahrzehnt seine Kernenergiepolitik für die nächsten 25 Jahre beschlossen. Und die USA haben mit ihrem Inflation Reduction Act 369 Milliarden US-Dollar an Steuergutschriften mobilisiert und zehn bis zwanzig Jahre Energiesicherheit gegeben. 

Zur Person:

Michel Wiskirski ist Fondsmanager im International Equities Team mit Spezialgebiet Rohstoffe. Er kam 2014 als Product Specialist in Emerging Markets and Commodities zu Carmignac, bevor er 2015 zum Analysten mit Spezialgebiet Schwellenländer und dann 2018 zum Fondsmanager ernannt wurde. Erste Station seiner Karriere war 2006 bei Crédit Agricole CIB als Finanzanalyst. 2007 wechselte er zur BNP Paribas-Fortis Banque, wo er bis 2008 als Credit Analyst tätig war.


Diesen Beitrag teilen: