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Interview

„Energie bleibt erst einmal teuer“

TiAM FundResesarch sprach mit Hubertus Clausius, Manager des des Seahawk Equity Long Short Fund (ISIN: LU1910829313), einem intimen Kenner der Energie- und Schiffahrtsmärkte über die Entwicklung der Energiepreise und die Aussichten für den intenationalen Schifffahrtsmarkt

15.10.2021 | 07:45 Uhr von «Jörn Kränicke»

TFR: Herr Clausius, der Ölpreis befindet sich auf dem höchsten Preis seit 2014. Was bedeuten die Ergebnisse den jüngsten OPEC+ Gipfel für den Ölpreis?

Hubertus Clausius: Der Gipfel am 4. Oktober hat im Gegensatz zu den Ergebnissen der letzten Zusammenkunft am 18. Juli nichts Neues ergeben. Es bleibt dabei, dass die Produktion in monatlichen Schritten um 400 Tausend Fass je Tag erhöht wird. Dies ist eine vorsichtige Steigerung angesichts der Woche für Woche zurückgehenden Lagerbestände in den USA. Mit dem Ausbruch der Krise wurde die Produktion des OPEC Plus Konsortiums initial um 10 Millionen Fass pro Tag zurückgefahren. Derzeit beträgt die Lücke noch 4,6 Millionen Fass. Die Opec+ ist so vorsichtig, da sie davon ausgehen, dass erst Ende 2022 die Nachfrage das Niveau der VOR-COVID-Krise wieder erreichen wird. Die Opec+ will weiter die Kontrolle über den Markt haben, damit es nicht wie Ende 2018 zu einem plötzlichen Rückgang des Öl-Preises von 80 auf 50 US-Dollar kommt.

Also ist mit niedrigeren Ölpreisen erst einmal nicht rechnen?

Vermutlich nicht. Das hängt jetzt natürlich auch davon ab, wie kalt der Winter wird. Derzeit ist der Markt eng, da auch die US-Schieferölproduktion nicht so schnell hochgefahren werden kann. Daher würde ich zum Jahresende von 85 bis 90 US-Dollar oder vielleicht sogar auch darüber ausgehen. Aber die Terminmarktkurve zeigt an, dass es 2022 auch wieder zu Rückgängen beim Ölpreis kommen wird. Zudem belasten hohe Ölpreise den Verbraucher und sind damit wachstumshemmend. Weiterhin haben erste Notenbanken wie etwa in Polen oder Russland bereits die Zinsen erhöht. Dies sollte sich insgesamt wieder nachfragehemmend auf Energierohstoffe auswirken.

Ölunternehmen bleiben also weiter ein interessantes Investment?

Ja. Explorationsunternehmen und integrierte Ölkonzerne sind derzeit enorm profitabel. Man muss sich nur einmal vor Augen halten, dass der Preis für die Ölsorte Brent im den letzten 12 Monaten um 90 Prozent gestiegen ist. Am Gasmarkt ist die Entwicklung jedoch noch extremer. In Europa ist Gas im selben Zeitraum um 475 Prozent teurer geworden, in Asien um 300 Prozent und in den USA immerhin noch um 100 Prozent.

Warum ist der Preis gerade in Europa so stark gestiegen?

Der Sommer war extrem windarm und dadurch mussten Gaskraftwerke in die Bresche springen. Daher befinden sich Gaslagerbestände auf dem niedrigsten Stand seit 10 Jahren. Zudem liegt die Gasnachfrage aus Asien 15% über dem Vorjahr. Die Gaspreise belasten inzwischen ja auch die Industrie. So hat BASF bereits die Ammoniakproduktion gedrosselt. Die könnte nun im schlimmsten Fall dazu führen, dass kein Ad Blue mehr produziert wird und dann LKWs stillstehen könnten.

Also ist der Umstieg auf erneuerbare Energien nicht so problemlos wie oft behauptet?

Wir wünschen uns alle, dass wir mit erneuerbaren Energien möglichst schnell den gesamten Energiebedarf decken können. Aber das dürfte nicht möglich sein. Ohne Gas wird man nicht auskommen. Deswegen glauben wir, dass man auch in Europa weiterhin fossile Brennstoffe fördern muss. Insgesamt sind die fossilen Brennstoffe derzeit sehr knapp. Großbritannien, als Netto-Energie-Importeur mit vergleichsweise kleinen Gasspeichern die auf Stromimporte angewiesen sind, führt dies ja schon zu Versorgungsengpässen . Angesichts der weltweiten Engpässe, hat die Zentralregierung in China bereits jetzt angeordnet, Energierohstoffe zu jedem Preis aufzukaufen. Zeitgleich stellt China auch seine nationalen Ölreserven bereit, um die Situation zu entschärfen.

Sie investieren beim Seahawk Equity Long Short Fund stark in Öl- und Gastitel. Was sind die Gründe dafür?

Das ist derzeit eins ehr profitabler Sektor. Zumal wir durch den Long-/Short-Ansatz den Öl- und Gasanteil mit Indexfutures hedgen können. Allerdings beträgt derzeit unsere Absicherungsquote nur 3,3 Prozent. Denn wir gehen weiterhin von einem festen Öl- und Gasmarkt aus. Im Fonds haben wir aktuell Energie mit rund 35 Prozent gewichtet. Davon sind 25 Prozent in Explorations- und Produktionsunternehmen wie auch integrierten-Ölkonzernen investiert.. Das sind etwa Werte wie RoyalDutchShell. Selbst bei einem Ölpreis von 60 US-Dollar erwirtschaftet Shell eine Free Cash Flow_Rendite von ca. 13 bis 14 Prozent. Diese Gewinne geben sie via Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurück. Das ist für Value-orientierte Anleger sehr attraktiv. Das Unternehmen erwirtschaftet auch bereits ca. 20 Prozent seiner Umsätze im Gasgeschäft. Im Gegensatz zu den anderen fossilen Brennstoffen wird die weltweite Gasnachfrage in den nächsten 10 Jahren zunächst pro Jahr mit ca. 3,5 Prozent weiter wachsen, da gerade in China die zwingende Abkehr von der Kohle eine höhere Gasnachfrage auslösen wird. Hingegen wird der Ölmarkt in den kommenden fünf bis zehn Jahren sein Plateau erreichen. . Zehn Prozent unseres jetzigen Portfolios stammen aus dem Bereich erneuerbarer Energien. Das sind zum Teil Unternehmen, die sich in einem Übergang von dem Ölservice-BereichÖlserv in den stark wachsenden Offshore-Windbereich befinden. Auch hier finden sich günstig bewertete Titel.

Der Trend zu ESG-Anlagen ist unumkehrbar. Führt das nicht automatisch dazu, dass niemand mehr Ölaktien kauft?

Da sehe ich nur ein geringes Problem. Inzwischen setzen ja sehr viele Fonds ESG-Filter ein. Aber ihr Einsatz bedeutet ja nicht per se, dass nicht mehr in Öl investiert werden darf. Da spielt es auch eine Rolle, ob es ein Artikel 8 oder 9 Fonds ist. Die Beschränkungen sind ja gerade bei Artikel 8 Fonds nicht fest definiert. Generell sind Unternehmen dieses Sektor sehr bemüht ihre Scope 1 und Scope 2 Emissionen bei der Produktion und dem Transport zurückzuführen Und man sieht ja auch in diesem Jahr, dass sich trotz des ESG-Booms der Energie- und Transportsektor exzellent entwickelt hat. Es gibt viele Aktien aus dem Energiesektor, die 40 oder 50 Prozent zugelegt haben.

Im Transportbereich investieren Sie vor allem in den Shipping-Sektor. Warum?

Shipping ist ein sehr interessanter Sektor. Er ist zwar sehr klein, aber die Subsegmente laufen sehr heterogen. Vergangenes Jahr waren Containerschiffe sehr gefragt und Öltanker stark im Minus. In diesem Jahr sind weiter die Segmente Container, Dry Bulk und LNG-Gastanker gefragt. Die Frachtraten für einen 40 Fuß Container auf der Linie von Shanghai nach Rotterdam sind in den vergangenen zwölf Monaten von 2000 auf 15000 US-Dollar gestiegen. Hier wird auch in den kommenden zwei Jahren noch viel Geld verdient werden. Denn durch die Unsicherheiten während der Pandemie sind in den ersten 9 Monaten im Jahr 2020 kaum neue Schiffe in Auftrag gegeben worden. Auch führen neue Umweltstandards zu einer gesunden Zurückhaltung bei Neubestellungen. Daher wird es wohl erst ab 2023 mehr Kapazitäten geben. Der Flaschenhals bleibt also noch bestehen und ist ein Inflationstreiber.

Werden sich danach die Transportpreise wieder normalisieren oder müssen wir uns an höhere Preise gewöhnen?

Das Niveau wir sicher wieder sinken, allerdings nicht auf das alte Niveau. Denn die Dekarbonisierung ist auch für die Schiffsbetreiber teuer. Ein gasbetriebenes Schiff ist in der Anschaffung schon mal ca. 20 Prozent teurer. Klimaneutrale Schiffe, etwa mit Wasserstoffantrieb, stecken hingegen noch in den Kinderschuhen. Heidelberger Cement hat als Pionier eines in Auftrag gegeben. Es ist aber nur für kürzere Strecken geeignet. Aber auch die Schifffahrtsbranche muss den CO2 Ausstoß massiv reduzieren. So schreibt die International Maritime Organization (IMO) den Reedereien vor, dass sie bis 2030 die CO2 Intensität gegenüber 2008 um 40 Prozent reduzieren müssen. Bis 2050 müssen 50 Prozent aller CO2 Emissionen reduziert werden. Daher ist es für die Reedereien bereits jetzt notwendig, in moderne Antriebe zu investieren. Um dies zu erreichen, müssen laut unseren Berechnungen in Zukunft 30 Prozent aller Schiffe mit Gas fahren, 40 Prozent klimaneutral unterwegs sein. 30 Prozent können dann noch dieselbetrieben sein. Aber 2023 kommt schon die erste Einschränkung auf die Reedereien zu. Dann wird für jedes Schiff die Kohlenstoffintensität gemessen. Und je mehr CO2 ausgestoßen wird, umso langsamer muss ein Schiff dann fahren. Es ist also ein Riesenwandel im Gange.

Zur Person

Hubertus Clausius ist seit April 2018 Portfoliomanager und geschäftsführender Gesellschafter von Seahawk Investments GmbH. Bei Seahawk Investments managed er einen Aktien Long Short-Fonds im UCITS-Mantel. Dieser konzentriert sich auf die Segmente Transport und Energie. Zuletzt war er für mehr als 10 Jahre als institutioneller Fondsmanager tätig. In dieser Rolle trug er Verantwortung für institutionelle Spezialfonds-Mandate.

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