Kames Capital: Handelsspannungen verstärken die Abwärtsrisiken

Handel

Was haben Flugzeugteile und Sojabohnen gemein? Nicht viel, abgesehen davon, dass beide in einen Handelskonflikt verwickelt sind.

30.07.2018 | 10:04 Uhr

Seit seinem Einzug ins Weiße Haus verspricht US-Präsident Trump gemäß seinen Wahlkampfversprechen, amerikanische Unternehmen zu unterstützen und für mehr Fairness im Handel zu sorgen. Seiner Meinung nach sind die Vereinigten Staaten in Handelsfragen in mehrfacher Hinsicht benachteiligt, unter anderem durch Diebstahl geistigen Eigentums der USA durch chinesische Unternehmen oder durch multilaterale Handelsabkommen wie das Freihandelsabkommen NAFTA. Nun macht sich die Trump-Administration langsam daran, ihre Wahlkampfversprechen umzusetzen. Bislang sind die wirtschaftlichen Auswirkungen noch begrenzt, die jüngsten Entwicklungen verschärfen jedoch die Gefahr einer Eskalation.

Was ist geschehen?

In den vergangenen Monaten wurden von der US-Regierung verschiedene protektionistische Maßnahmen bekanntgegeben bzw. umgesetzt. Im März verkündete Trump, er werde die nationale Sicherheit der USA durch die Verhängung von Einfuhrzöllen auf Stahl und Aluminium schützen. Die USA, Kanada und Mexiko liegen auch nach mehreren NAFTA-Verhandlungsrunden bei einigen Themen noch weit auseinander, sodass ein neues Freihandelsabkommen noch nicht in greifbarer Nähe liegt. Letzten Freitag griff die US-Regierung als Reaktion auf die Verletzung von Urheberrechten durch China zu Maßnahmen auf der Basis des US-Handelsgesetzes (Section 301). Dabei wurden Warenimporte im Wert von 34 Milliarden USD, unter anderem Flugzeugteile und medizinische Geräte, mit einem Strafzoll von 25 % belegt. Außerdem richtet das US-Handelsministerium ihr Augenmerk auf den Automobilsektor und prüft die Einführung von Zöllen auf Autoimporte. China reagierte prompt und konterte mit der Erhebung von Zöllen gleichen Umfangs und gleicher Höhe auf US-Importe. Sie treffen ein breites Warenspektrum, angefangen von Sojabohnen bis hin zu Autos.

Bislang sind die wirtschaftlichen Folgen überschaubar

Wie bereits erwähnt, sind die Konsequenzen für die Wirtschaft bislang begrenzt. Die angekündigten Maßnahmen betreffen nur einen Bruchteil des Welthandels. Deutlich wird das am Beispiel des globalen Stahlhandels, gegen den sich die ersten Warnschüsse des US-Präsidenten in dem Konflikt richteten. Dessen Anteil am gesamten Welthandel liegt bei ca. 2 %. Ferner macht der gesamte bilaterale Handel zwischen den USA und China weniger als 3,5 % des Welthandelsvolumens aus. Dementsprechend sind die Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Inflation nur marginal. Bestimmte Sektoren und Unternehmen bekommen die jüngsten Maßnahmen jedoch direkt zu spüren. Ob Unternehmen in der Lage sind, von den Abschottungsmaßnahmen zu profitieren oder sich zu behaupten und welche Umsatzauswirkungen zu befürchten sind, hängt von zahlreichen unternehmensspezifischen Faktoren wie Fertigungsstandort und Preismacht ab.

Angesichts der Gegenmaßnahmen Chinas, der Europäischen Union, Mexikos und Kanadas sowie der Erwägung von Maßnahmen im Automobilsektor droht mit Blick auf die Zukunft eine Ausweitung des Konflikts, die den globalen Handel doch gefährden könnte.

Voraussichtlicher Anstieg der Volatilität

Wir halten eine Korrektur unseres allgemeinen gesamtwirtschaftlichen Ausblicks zum jetzigen Zeitpunkt nicht für erforderlich. Die zunehmenden Handelsspannungen zwischen den USA und seinen Handelspartnern verstärken jedoch die Abwärtsrisiken. Bei der Analyse einzelner von den jüngsten Maßnahmen betroffenen Unternehmen und Branchen berücksichtigen wir ferner trotz des unveränderten gesamtwirtschaftlichen Ausblicks die aktuellsten Entwicklungen. Diese passen unseres Erachtens zum Gesamtbild und deuten auf einen weiteren Anstieg der Volatilität an den Märkten hin.

Unter dem Strich bleiben wir bei unserem Basisszenario und rechnen damit, dass die Weltwirtschaft 2018 weiter wachsen wird und die Kursschwankungen an den Finanzmärkten angesichts politischer Ereignisse und Kurswechseln in Sachen Geldpolitik etwas zunehmen werden.

Jordy Hermanns

Jordy Hermanns, Kames Capital


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