Die Zinsentscheidung vom Donnerstag, 14. September 2023 war keine große Überraschung, auch wenn es im Vorfeld noch einmal spannend wurde.
21.09.2023 | 09:17 Uhr
Die Meinungen der Marktbeobachter waren gespalten wie selten. 20 von 39 befragten Volkswirten hatten laut einer Bloomberg-Umfrage erwartet, dass der EZB-Rat eine Zinspause einlegen würde.
Es kam anders. Zum zehnten Mal seit Juli 2022 hat die EZB die Zinsen angehoben. Der Satz für ihre drei Leitzinsen steigt um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Der Hauptrefinanzierungssatz stieg von 4,25 auf 4,50 Prozent. Dieser Zinsschritt liegt ganz in der Logik der europäischen Geldpolitik. Im August 2023 betrug die Inflation im Euroraum nach einer ersten Schätzung von Eurostat 5,3 Prozent und war damit unverändert gegenüber dem Juli 2023. Im Vorjahresvergleich neutralisieren die Energiepreisrückgänge derzeit den Effekt des nach wie vor starken Preisanstiegs der Lebensmittel. Entsprechend lag die Kernrate im August ebenfalls bei 5,3 Prozent und damit nur leicht unter dem Juli-Wert von 5,5 Prozent. Das ist eine Höhe, die die EZB- Ratsmitglieder in ihren Überlegungen nicht ignorieren konnten.
In der Zwischenzeit hat sich das Bild innerhalb weniger Wochen in wichtigen Bestandteilen verändert. Die Energiepreise, vor allem die für Rohöl, halten die Inflationsrate wieder hoch. In den vergangenen Wochen haben die Preise sichtlich angezogen, wie die Autofahrer derzeit täglich an den Zapfsäulen feststellen. Ende Juli 2023 lag die Notierung für Rohöl der Nordsee-Sorte Brent bei rund 72 Dollar je Fass (159 Liter). Aktuell beträgt sie rund 92 Dollar. Das ist ein Anstieg von knapp 28 Prozent in weniger als zwei Monaten. Hauptauslöser für diesen raschen Preisanstieg sind erwartete Produktionskürzungen seitens der Opec+, einem informellen Club, dem neben den 13 Opec-Mitgliedsstaaten Russland, Kasachstan und Aserbeidschan angehören.
Den ausführlichen ODDO BHF CIO View: "EZB sieht die Inflation noch nicht als besiegt an" finden Sie hier als PDF.
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