AB: Die Fed und das Coronavirus: Wird auch fiskalische Hilfe benötigt?

Geldpolitik

Da die Märkte von der Sorge um das Coronavirus und den sinkenden Ölpreisen gebeutelt wurden, unternahm die US-Notenbank einen weiteren Schritt zur Stützung der Märkte.

16.03.2020 | 10:23 Uhr

Die Fed hat zwar noch weitere Pfeile im Köcher, aber möglicherweise ist auch die Fiskalpolitik gefragt, um eine Lücke in der US-Wirtschaft zu füllen.

Der Verlauf des Virus wird eine Rolle spielen

Am Montag erhöhte die New Yorker Federal Reserve Bank ihre Übernacht-Rückkaufmarktoperationen von 100 Milliarden auf 150 Milliarden US-Dollar. Die Aktion folgte auf eine Zinssenkung um 50 Basispunkte in der vergangenen Woche, und wir erwarten weitere Zinssenkungen, da die Fed versucht, das Vertrauen wiederherzustellen. Wie wir bereits gesagt haben, beeinträchtigt die Verbreitung des Coronavirus – zusätzlich zum tragischen menschlichen Tribut – das Wirtschaftswachstum, da Präventivmaßnahmen und Verhaltensänderungen konjunkturbremsend wirken.

Das bedeutet, dass die Wirtschaftsleistung auch in den USA wahrscheinlich für eine gewisse Zeit zurückgehen wird. Wird es Wochen, Monate oder Quartale dauern? Vieles hängt davon ab, wie weit und wie schnell sich das Virus ausbreitet und in welchem Umfang die Regierung und die Unternehmen darauf reagieren werden. Der Treibstoff für einen Aufschwung ist vorhanden ... aber die Virus-Situation muss sich erst stabilisieren. Niedrigere Ölpreise und niedrigere Zinsen – die eine Refinanzierungswelle auslösen sollten – bringen Geld in die Brieftaschen der Verbraucher, aber es ist schwer vorstellbar, dass sie diese Brieftaschen öffnen, bis sich die allgemeine Lage stabilisiert hat.

Eine gewisse Erholung ist also wahrscheinlich, aber nicht unmittelbar bevorstehend.

Wie groß ist die Bereitschaft der Fed, die Zinsen zu erhöhen?

Angesichts dieser Fragen ergreift die Fed aggressive Stützungsmaßnahmen für die Finanzmärkte. Wir haben bereits Zins- und Liquiditätsmaßnahmen gesehen, und wir glauben, dass die Fed mehr tun wird – bei Bedarf noch viel mehr –, um die Märkte funktionsfähig zu halten. Dazu gehören auch weitere Zinssenkungen, sicherlich spätestens bis zur Sitzung der Fed am 18. März. Der Markt preist den offiziellen Leitzinssatz derzeit auf null Prozent ein, und die Chancen stehen gut, dass es so kommen wird.

Wenn die kurzfristigen Zinsen auf null Prozent sinken und mehr benötigt wird, sollten wir erwarten, dass die Fed wieder in großem Umfang Vermögenswerte aufkauft – das ist die Standardpolitik der letzten Jahre. Wir gehen auch davon aus, dass die Fed eine Prognose darüber abgeben wird, wie lange die Zinsen niedrig bleiben werden. Wir erwarten jedoch keine offiziell negativen Zinsen: Die Fed hat deutlich gemacht, dass sie diese Option nicht mag – und sie würde sie wahrscheinlich erst in Betracht ziehen, wenn alle anderen Instrumente erschöpft sind.

Natürlich kontrolliert die Fed die längeren Zinsen nicht direkt, und die Rendite des 10-jährigen US-Treasury hat kürzlich ein Allzeittief von 32 Basispunkten erreicht. Könnte sie negativ werden? Viel fehlt nicht mehr, aber nach den Erfahrungen in Europa und Japan haben die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen erst dann vollständig ins Negative gedreht, wenn die Leitzinsen selbst negativ waren. Und die Fed hat sich bisher entschieden gegen diese Option ausgesprochen.

Die Fiskalpolitik muss wahrscheinlich in die Bresche springen

Die Fed tut ihren Teil und ist bereit, ihre Bemühungen zu intensivieren, aber die politische Lösung für eine bedeutsame Wirtschaftskontraktion muss von der fiskalischen, nicht von der monetären Seite kommen. Wenn die Kontraktion kurz genug ist, sind möglicherweise keine groß angelegten fiskalischen Anreize erforderlich, da ein gewisser Nachholbedarf durch das System fließen wird, sobald die Dinge wieder in Gang kommen.

Falls die Kontraktion jedoch länger andauert, wird die Regierung fiskalische Maßnahmen ergreifen, um die Nachfrageseite der US-Wirtschaft wieder anzukurbeln. Und das bedeutet unserer Ansicht nach Ausgaben, nicht Steuersenkungen. Steuersenkungen brauchen Zeit, um sich durch das Wirtschaftssystem zu arbeiten, und bei einem plötzlichen wirtschaftlichen Stillstand ist Zeit von entscheidender Bedeutung.

Eric Winograd ist Senior Economist bei AllianceBernstein (AB).

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.

Diesen Beitrag teilen: