nordIX AG: Ertrag durch Einsatz von „Massenvernichtungswaffen“

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Der nordIX Treasury plus vereint klassisches und modernes Management in einer defensiven Rendite-Risiko-Strategie. 2003 bezeichnete Warren Buffet CDS als Massenvernichtungswaffen. Welche Rolle spielen CDS im Fonds? Claus Tumbrägel erklärt es.

24.05.2019 | 10:14 Uhr

Herr Tumbrägel, was genau verbirgt sich hinter dem nordIX Treasury plus? Wie unterscheidet sich der Fonds von klassischen Rentenfonds?

Tumbrägel: Der Fonds ist aus der Idee entstanden, unterschiedliche werthaltige Strategien im Fixed-Income-Markt in einem Fondsportfolio zu kombinieren, das im Gegensatz zu klassischen Portfolien ein überlegenes Risiko-Rendite-Verhältnis aufweist. Kern des Fonds ist ein Investment-Grade-Portfolio aus Unternehmens-, Bank- und Staatsanleihen, deren Zinsänderungsrisiko durch den Einsatz von Zinsswaps abgesichert wird. Die Anlagekriterien sehen vor, dass das Durchschnittsrating des Fonds nie schlechter als A- sein darf und die Quote BBB-gerateter Anleihen 25 Prozent des Fondsvolumens nicht übersteigt.

Nach welchen Kriterien suchen Sie die Portfoliotitel aus?

Tumbrägel: Unser Anleihenselektionsprozess basiert auf einem dreistufigen Ansatz. Die erste Stufe fußt auf den externen Ratings der großen Agenturen. Diese Ratings überprüfen wir mit unserem eigenen quantitativen Rating-Modell. Kommt es zwischen beiden Ansätzen zu größeren Differenzen, werden wir zurückhaltend. Unsere qualitative Bonitätsanalyse ist die zweite Stufe der Selektion, in der wir neben dem Unternehmen auch das Marktumfeld, etwaige Garantiemechanismen und ESG-Kriterien einfließen lassen. Die dritte Stufe des Ansatzes beruht auf einer detaillierten Relative-Value-Analyse, in der wir den Preis eines Investments mit Anleihen und Kreditausfallversicherungen desselben Emittenten beziehungsweise mit ähnlichen Emittenten desselben Sektors vergleichen.

Berücksichtigen Sie auch Makro-Kriterien?

Tumbrägel: Ja, überlagert wird unsere Titelauswahl von Allokationsentscheidungen, die sich im Wesentlichen an übergeordneten, wirtschaftlichen und politischen Strömungen orientieren. So haben wir zum Beispiel 2017 während der Auseinandersetzung zwischen den USA und Nordkorea die weiten Spreads beziehungsweise Risikoprämien auf hoch geratete südkoreanische Titel genutzt, um in dieser Region Exposure aufzubauen. Beispielhaft lassen sich hier die Titel der Korea Development Bank, Korea Housing Finance und Korea National Oil nennen.

Neben dem Basisportfolio nutzen Sie unterschiedliche Strategien, um Alpha zu erzielen. Welche sind das?

Tumbrägel: nordIX ist aufgrund seiner hohen Spezialisierung und klaren Ausrichtung ein intensiver Nutzer des Marktes für Kreditausfallversicherungen (CDS). Diese Expertise bringen wir auch in das Management des Fonds nordIX Treasury plus ein, indem wir insbesondere zwei Strategien einsetzen. Zum einen verkaufen wir „Protection“ auf Unternehmen, deren Anleihe-Risikoprämie (Credit Spread) geringer ist als die Prämie für Kreditausfallversicherungen. Wir nennen diese Transaktionen positive Basis Trades und erzielen dadurch eine höhere Rendite gegenüber einem direkten Investment in eine Anleihe des Referenzunternehmens. Neben dem höheren Ertrag haben diese Transaktionen den Vorteil, dass sie eine geringere Volatilität aufweisen als herkömmliche Anlagen in Anleihen.

Können Sie das bitte genauer erklären?

Tumbrägel: Durch die heterogenere Investorenbasis, die emotionaler auf Marktänderungen reagiert, bewegen sich Credit Spreads von Anleihen stärker als Risikoprämien von Credit Default Swaps. Stellen Sie sich einen Hund vor, der mit einem Spaziergänger durch den Wald läuft und mal vor und mal hinter dem Menschen zu finden ist. Überträgt man dies auf das Verhältnis von Anleihe und CDS, dann bewegen sich Hund und Herrchen zwar eigentlich beide gemeinsam in dieselbe Richtung, allerdings ist mal der eine und mal der andere vorn, und der Abstand zwischen beiden ist teils gering und teils größer. Wir identifizieren Zeitpunkte, zu denen der Abstand zwischen Hund und Herrchen relativ groß ist und setzen darauf, dass der Unterschied der Spreads sich über kurz oder lang wieder normalisiert.

Sie sprachen von unterschiedlichen Strategien. Welche gibt es noch?

Tumbrägel: Unsere zweite Strategie basiert ebenfalls auf Kreditausfallversicherungen und wird als Credit Curve Trade bezeichnet. Ähnlich einer Zinskurve verlangen im Kreditmarkt Investoren für längere Laufzeiten höhere Prämien. Folglich weist eine normal verlaufende Kreditkurve höhere Risikoprämien für längere Laufzeiten gegenüber kürzer laufenden Anleihen auf. Referenzunternehmen, deren Kreditkurven besonders steil sind, werden von uns identifiziert und Transaktionen durchgeführt, sobald sich ein Fenster öffnet. Jede Transaktion hat zwei Bausteine. Wir verkaufen die Kreditausfallversicherung mit der längeren Laufzeit und kaufen die Versicherung mit der kürzeren. Durch die kürzer laufende Versicherung ist der Fonds gegen einen Ausfall des Unternehmens geschützt, erhält jedoch die höhere Prämie. Diese Transaktionen erhöhen den laufenden Ertrag und verringern die Volatilität des Portfolios.

Mit welchen Erträgen können Investoren rechnen, und auf welche Risiken sollten sie sich einstellen?

Tumbrägel: Im Mittelpunkt unseres Konzeptes steht die Erwirtschaftung eines möglichst hohen laufenden Ertrages. Das Basisportfolio und die Alpha generierenden Strategien werden unter dieser Maßgabe gemanagt. Da das Fondsportfolio keine Zinsänderungsrisiken aufweist, orientiert sich unser Ziel am Ertrag des Euribor-Satzes. Unsere Benchmark und Hurdle Rate ist der Euribor +100 Basispunkte, den wir in ruhigen Jahren outperformen werden. In Jahren wie 2018, also in einem Umfeld andauernder Spread-Widenings beziehungsweise steigender Risikoprämien, ist mit Kursabschlägen von bis zu zwei Prozent zu rechnen. Hingegen in günstigen Jahren, in denen Spread-Einengungen an der Tagesordnung sind und die Risikoneigung der Marktteilnehmer hoch ist, kann mit Erträgen von mehr als 2,5 Prozent gerechnet werden.

Für wen eignet sich der Fonds?

Tumbrägel: Der nordIX Treasury plus, als defensiver Credit-Fonds mit kurzer Zinsduration, eignet sich sehr gut für Investoren als Baustein des Liquiditätsportfolios zur Vermeidung von Strafzinsen. In der Regel finden sich in diesem Segment Anleihefonds mit Kurzläufern schwacher Bonität. Unser Ansatz weicht davon ab, da wir eine längere Spread-Duration akzeptieren, aber dafür nur gute Bonitäten im Portfolio haben.

Welche Bedeutung haben ESG-Kriterien bei der Titelselektion und der Portfolio-konstruktion?

Tumbrägel: Wir sind Mitglied der UN-Initiative für verantwortliches Investieren (UNPRI) und haben die UN-PRI-Prinzipien sowie ESG-Kriterien in unseren Investmentprozess integriert. Unser ESG-Ansatz ist jedoch in erster Linie pragmatisch und spiegelt unseren eigenen ethischen und moralischen Kompass wider. Wir möchten keinen nachhaltigen Rentenfonds im eigentlichen Sinn managen, vielmehr möchten wir unsere Werte verwirklicht sehen. Wir glauben, dass das Management eines Unternehmens, das sich der Erhaltung der Umwelt verpflichtet fühlt und eine langfristige und gesunde Beziehung zu seinen Mitarbeitern hat, auch langfristig gute ökonomische Entscheidungen trifft und somit die Bonität des Unternehmens erhält oder verbessert. ESG ist somit kein Selbstzeck im Management des Fonds, es ist vielmehr Teil der Bonitätsanalyse unserer Investments. 

Der Interviewpartner Claus Tumbrägel ist Vorstand und Leiter des Portfoliomanagements der nordIX AG, einem Fixed Income und Derivate Spezialisten aus Hamburg. Weitere Informationen zum Asset Manager und zu den Fonds nordIX Treasury plus (WKN A2DKRH) und nordIX Basis UI (WKN A2AJHF) finden Sie unter  www.nord-ix.com

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