Greiff AG: Anhaltend hohe Aktivität bei Endspielsituationen

Greiff AG: Anhaltend hohe Aktivität bei Endspielsituationen
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11.01.2021 | 11:11 Uhr

Ein Jahreswechsel ist immer ein guter Zeitpunkt, sowohl in den Rückspiegel als auch in die nähere Zukunft zu blicken. Wie gewohnt richten wir unseren Fokus auf das Segment der deutschen Endspielsituationen. Da tat sich in 2020 eine Menge, so dass zweifelsohne von einem Jahr der Endspielsituationen gesprochen werden darf. Nach einer längeren Durststrecke in 2018 und 2019 gab es 2020 in jedem der zurückliegenden 12 Monate eine Vielzahl von Ankündigungen an Delistings, Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträgen oder Squeeze-Outs. Indizien wie Zukäufe von Großaktionären oder Aktienrückkaufsprogramme und auch die konjunkturelle Großwetterlage deuten erfreulicherweise auf eine anhaltend hohe Aktivität bei Endspielsituationen hin. Mehr Investitionsmöglichkeiten waren in den letzten Jahren stets eine gute Basis zum Erreichen unseres angestrebten Renditeziels von 5% +X. Ein ebenfalls wichtiger Erfolgsfaktor stellt die Basisverzinsung bei Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträgen dar, die mit durchschnittlich rund 3,2% auf konstant hohem Niveau liegt und neben einem attraktiven Sockeleinkommen in volatileren Marktphasen als Airbag dient.

Der Münchner Chip-Zulieferer Siltronic steht vor dem Verkauf an den größeren Konkurrenten Globalwafers aus Taiwan. Globalwafers bietet 125,00 EUR je Aktie, insgesamt rund 3,75 Milliarden EUR. Eine Dividende von 2,00 EUR soll noch als Sahnehäubchen bezahlt werden. Die beiden Firmen, bisher die Nummer drei und vier der Branche, wollen gemeinsam den japanischen Marktführer Shin-Etsu angreifen. Der Aktienkurs handelt jedoch konstant oberhalb des Angebotspreises, was die Erwartung der Marktteilnehmer widerspiegelt, dass das Erstgebot zu niedrig ist. Eine mögliche Angebotserhöhung sowie die Aussicht auf nachfolgende Strukturmaßnahmen sind attraktive Kaufargumente, die an schwachen Tagen zum Ausbau der Position genutzt wurden.

Ebenfalls gekauft wurde eine Position bei Tele Columbus. Ein Infrastruktur-Fonds der US-Investmentbank Morgan Stanley (MSIF) will den drittgrößten deutschen Kabelnetzbetreiber für 3,25 EUR je Aktie übernehmen. Der Erfolg der Offerte ist an das Erreichen einer Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent geknüpft. Die Tele Columbus-Großaktionäre Rocket Internet (13,36 Prozent) und United Internet (29,9 Prozent) haben bereits ankündigt, ihre gehaltenen Anteile bei einem Erfolg des Übernahmeangebots in die Bietergesellschaft einzubringen und als Breitband-Partner mit im Boot zu bleiben. Die Erfolgswahrscheinlichkeit erachten wir als sehr hoch, der gebotene Preis von MSIF jedoch als viel zu billig. Eine Parallele zu PNE, wo ebenfalls MSIF als Bieter auftrat, sind durchaus angebracht und lassen den Schluß zu, dass der initiale Übernahmepreis ein Schnäppchen war.

Im Immobiliensektor versuchen die Gesellschaften über Aktienrückkaufprogramme ihren Aktienanteil nach oben zu schrauben. So kündigte die DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate ebenso wie die TLG Immobilien im Dezember an, Aktien von den freien Aktionären zu kaufen. Angesichts niedriger Aktienkurse, die teils nur 50% der zuletzt veröffentlichen EPRA-NRV entsprechen, eine ebenso logische wie konsequente Vorgehensweise. Weitere Aktienrückkaufsprogramme oder Strukturmaßnahmen in 2021 würden uns bei beiden Firmen nicht überraschen. Wir bleiben angesichts der guten Chance-Risiko-Konstellation bei beiden Immobiliengesellschaften mit an Bord.

Last but noch least kündigte Vodafone ein Erwerbsangebot für die Kabel Deutschland-Minderheitsaktionäre an. Vodafone wird den Aktionären eine Bar-Gegenleistung von 103,00 EUR überweisen und hat sich darüber hinaus eine Andienungszusage von der D. E. Shaw Gruppe, Elliott Advisers sowie UBS O’Connor LLC gesichert, was in etwa 17,1 Prozent des Grundkapitals der Kabel Deutschland ausmacht. Nach Vollzug des Angebots wird der UK-Telekom-Gigant mindestens 93,8 Prozent des Grundkapitals auf sich vereinen. Auch hier liegt für 2021 ein potenzieller Squeeze-Out in der Luft.

Werfen wir zum Abschluss nochmals einen detaillierteren Blick auf die Entwicklungen am deutschen M&A-Markt. Finanzinvestoren haben laut einer Studie von EY 2020 trotz des Corona-Schocks mehr Geld in die Übernahme von deutschen Unternehmen gesteckt als 2019. Das Transaktionsvolumen stieg von 32,2 Milliarden Euro im Vorjahr auf 34,6 Milliarden Euro an. Strategische Investoren waren hingegen in 2020 sehr zurückhaltend. Sie tätigten nur 425 Deals, rund 25 Prozent weniger als im Vorjahr und somit dem niedrigsten Wert seit 2010. "Unternehmen mussten sich 2020, und zweifelsohne auch in 2021, angesichts der Pandemie zunächst einmal darauf konzentrieren, das eigene Haus aufzuräumen und die Finanzen in Ordnung zu halten“, führt die Studie von EY weiter aus. Bereits 2019 haben wir im Jahresausblick von einem immer stärker werdenden M&A-Marktspieler, nämlich den Finanzinvestoren, gesprochen. Dieser Trend hat sich, wie so viele in der Pandemie-Zeit, weiter beschleunigt und wird sich fortsetzen. Fehlende Anlagealternativen, insbesondere am Rentenmarkt, treiben zunehmend institutionelle Vermögensverwalter wie Pensionskassen in die Hände von Private Equity. Anders stellt sich die Lage in der Realwirtschaft dar. Bei dem Gros an Unternehmen dürften eher kleinere Brötchen gebacken werden, und man wird sich bei M&A-Aktivitäten wohl eher auf die Komplettintegrationen von Mehrheitsbeteiligungen konzentrieren. Sollte sich dieses Szenario bewahrheiten, wäre auch in 2021 die von uns erwartet hohe Schlagzahl an Endspielsituationen realistisch.

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