TiAM FundResearch hat mit Hilfe von FVBS professional analysiert, welche deutschen Nebenwerte-Fonds in den vergangenen drei Jahren am besten abgeschnitten haben.
15.11.2023 | 07:00 Uhr von «Jörn Kränicke»
Mit Nebenwerten war in jüngster Zeit kein Staat zu machen. Der SDAX notierte jüngst auf einem 6-Monats-Tief. Auch andere Nebenwerteindizes weisen eine massive Underperformance gegenüber Large Caps auf. Verantwortlich dafür wird vor allem das Makroumfeld gemacht. In Zeiten erhöhter Unsicherheit stehen bei Investoren die vermeintlich sicheren Large Caps eher auf dem Einkaufszettel. Zudem treffen der Konjunkturabschwung, steigende Zinsen und die hohe Inflation die meist auch konjunktursensibleren Nebenwerte stärker als Bluechips. Wer jedoch langfristig in Nebenwerte investiert konnte bislang stets die Blue Chips deutlich hinter sich lassen.
Small Caps haben eine Risikoprämie
Dies liegt unter anderem daran, dass Small Caps eine Risikoprämie haben, weil sie weniger liquide sind als Large Caps. Zudem wachsen kleinere Unternehmen in der Regel stärker als große. Überdies beobachten viele weniger Analysten Nebenwerte. Daher können Fondsmanager hier viele Perlen finden. Im SDax und MDax gibt es derzeit eine ganze Reihe von Aktien mit einem 2023er-KGV von weniger als zehn. Die fundamental günstigen Nebenwerte bieten mutigen Anlegern gute Einstiegschancen in deutsche Nebenwerte. Zu den besten Fonds der vergangenen drei Jahre zählte etwa der Value Holdings Deutschland. Er legte gut 28 Prozent zu und auch im laufenden Jahr liegt er leicht im Plus. Manager Georg Geiger setzt bei dem Fonds auf ein extrem konzentriertes Portfolio aus aktuell nur 23 Titeln. SAF-Holland, Traton und Hawesko zählen dabei zu seinen größten Positionen. Die Auswahl der Titel trifft der Augsburger ausschließlich nach Value-Kriterien.
Der innere Wert entscheidet
Wichtig ist ihm dabei vor allem, dass der Börsenkurs unter dem inneren Wert liegt und die Titel daher fundamental unterbewertet sind. Dies trifft laut Geiger insbesondere auf Aktien aus der produzierenden Industrie zu. Sie hätten sich im Vergleich zu Unternehmen aus dienstleistungsnahen Branchen nicht so gut geschlagen. „Wir halten dies aber weiterhin nur für eine vorübergehende Entwicklung. Spätestens wenn sich die Nachfrage der Konsumenten wieder belebt und der Lagerabbau in der Industrie zu Ende geht, erwarten wir eine überproportionale Aufholbewegung zyklischer Industrieaktien“, erwartet Geiger.
FPM überzeugt auch
Mit gut 24 Prozent Performance konnte der FPM Stockpicker Germany Small/Mid ebenfalls überzeugen. Die beiden FPM-Portfoliomanager Martin Wirth und Raik Hoffmann sind ebenfalls überzeugte Value-Investoren. Für die FPM-Manager ist ebenfalls das Kurs-Buchverhältnis oder, absolut gesehen, der Enterprise Value, die entscheidende Kennzahl bei der Aktienbewertung. „Hier sehen wir serienweise Rekordtiefstände, wie sie eben nur in Rezessionen erreicht werden. Was nachvollziehbar ist, wir sind ja in einer solchen. Und in Rezessionen zu kaufen war in der Vergangenheit wohl selten ein Fehler. Zudem ist zu beachten, dass die Streuung in den Bewertungen weiterhin sehr groß ist, und die Zahlen aggregiert auf Indexebene bei weitem nicht so spektakulär aussehen, wie bereits angedeutet“, sagt Wirth. Wenn die üblichen Muster auch in Zukunft gelten würden und der Weltuntergang nicht anstehe, dann können sich laut Wirth hier substanzielle Chancen ergeben. „Wer all diesen Zahlen nicht traut, kann vielleicht Beruhigung in zwei weiteren Aspekten finden. Zum einen kaufen deutsche Unternehmen, sofern sie gerade nicht ihre Cash-Flows beschützen wollen, in einem vor wenigen Jahren nicht ansatzweise erwarteten Umfang Aktien zurück. Darunter auch viele Unternehmen, in denen Familien Großaktionäre sind, die also (hoffentlich) nicht in erster Linie an Kurspflege oder die Kompensation von verteilten Stock Options denken“, so Wirth weiter.
Insider sind verstärkt auf der Käuferseite
Weiterhin sei es auffällig, dass bei den gemeldeten Transaktionen seit Monaten Insider fast ausschließlich auf der Käuferseite stünden. „Es gibt unterschiedliche Gründe, warum man eine Aktie verkauft, aber eigentlich nur einen, warum man kauft. Und zwar mit dem eigenen Geld“, resümiert Wirth.
Der DWS Concept Platow ist ein Dauerbrenner
Auf dem Bronzerang findet sich ebenfalls ein alter Bekannter, der DWS Concept Platow. Das Duo, Roger Peeters und Christoph Frank beraten den Nebenwertefonds seit 2006 (Peeters mit Unterbrechungen). Ausgangspunkt des Anlageprozesses ist eine tiefgehende Analyse des gesamten deutschen Aktienmarktes. Wichtige Elemente hierbei sind ein von Christoph Frank über viele Jahre entwickeltes und erprobtes Aktienauswahlverfahren, sorgfältige Bilanzanalysen sowie hunderte Gespräche mit Vorständen und anderen Firmenkennern im Jahr. Ergebnis dieser umfassenden und aufwendigen Aktienauswahl ist ein Portfolio von rund 35 bis 60 Aktien. Makroökonomische Überlegungen oder die Zugehörigkeit zu Aktienindizes spielen allenfalls Nebenrollen. Deshalb weicht das Portfolio des DWS Concept Platow meist erheblich von der Zusammensetzung bekannter Aktienindizes ab. Obwohl das Duo sich vor allem Nebenwerten verschrieben hat, finden sich oftmals auch Dax-Titel im Fonds.
Olgerd Eichler erwartet Trendwende
Auch Olgerd Eichler, der mit dem MainFirst Germany Funds den vierten Platz in der TiAM FundResearch Auswertung belegt, sieht eine baldige Trendwende. „Die Underperformance europäischer Small Caps gegenüber Large Caps beträgt über einen Zeitraum von 2 Jahren beachtliche 25 %. Dies macht die letzten Jahre zu einer der historisch herausforderndsten Phasen für Nebenwerte, die nun vor einem Wendepunkt stehen könnten. Es mehren sich Anzeichen, dass wir das Ende des Zinserhöhungszyklus erreicht haben. Dafür spricht nicht nur das Ausbleiben weiterer Zinserhöhungen durch die EZB und die Fed, sondern auch der starke Rückgang der Inflationsrate im Oktober“, erklärt Eichler. Auch wenn die Trendwende bei Nebenwerten vielleicht noch nicht in den kommenden Wochen stattfindet, so dürfte sie jedoch auf Sicht von sechs Monaten eintreten. Wer sich dann entsprechend positioniert hat, dürfte sich möglicherweise in einem Jahr über satte Gewinne freuen. Eine Übersicht der besten deutschen Nebenwerte-Fonds finden Sie in der untenstehenden Tabelle.
Name | ISIN | Perf. 3 Jahre kum. | Perf. 10 Jahre kum. | Volatilität 3 Jahre | Perf. seit 1.1.23 |
---|---|---|---|---|---|
Value-Holdings Deutschland Fund B | LI0013873901 | 28,60% | 32,86% | 17,29% | 2,16% |
FPM Funds Stockpicker Germany Small/Mid Cap C | LU0207947044 | 22,06% | 44,50% | 29,11% | -3,07% |
DWS Concept Platow LC | LU1865032954 | 22,04% | 126,96% | 20,61% | 1,01% |
MainFirst - Germany Fund R | LU1004823719 | 13,34% | - | 21,54% | 3,95% |
DWS Invest ESG European Small/Mid Cap FC | LU1863262025 | 13,30% | - | 19,18% | 2,87% |
ACATIS Fair Value Deutschland ELM - A | LU0158903558 | 9,83% | 33,82% | 24,80% | -9,58% |
Lupus alpha Smaller German Champions A | LU0129233093 | 7,09% | 114,25% | 21,02% | 3,90% |
Lyxor SDAX (DR) UCITS ETF | LU0603942888 | 2,33% | 67,50% | 21,82% | 6,43% |
MAV Invest - Aktienfonds | LU0383390878 | -0,35% | -4,60% | 13,87% | -8,39% |
Lyxor 1 TecDAX (DR) UCITS ETF | DE000ETF9082 | -0,59% | - | 19,29% | 1,99% |
KR Fonds - Deutsche Aktien Spezial V | LU0470728089 | -0,74% | 10,80% | 6,97% | -2,01% |
iShares TecDAX® UCITS ETF (DE) EUR Acc | DE0005933972 | -0,78% | 139,27% | 19,31% | 4,51% |
UBS (D) Equity Fund - Smaller German Companies | DE0009751651 | -0,93% | 49,65% | 22,39% | 0,71% |
Deka-Deutschland Nebenwerte CF | LU0923076540 | -3,39% | 74,81% | 22,42% | 0,51% |
FIVV - Alpha Star Aktien A | LU1070113235 | -4,50% | - | 21,93% | -1,96% |
Lyxor MDAX ESG UCITS ETF | LU1033693638 | -5,29% | - | 21,02% | 2,25% |
LONG TERM VALUE | DE000A1J17U1 | -5,64% | 38,28% | 16,03% | -12,82% |
Lyxor 1 MDAX ESG UCITS ETF Dist | DE000ETF9074 | -6,21% | - | 20,72% | 2,23% |
Credit Suisse (Lux) Small and Mid Cap Germany Equity Fund B EUR Cap | LU2066958898 | -7,11% | - | 22,01% | 0,36% |
Amundi MDAX UCITS ETF Dist | FR0011857234 | -7,16% | - | 20,84% | 1,00% |
Invesco MDAX UCITS ETF Acc | IE00BHJYDV33 | -7,50% | - | 20,93% | 0,73% |
Deka MDAX® UCITS ETF | DE000ETFL441 | -7,66% | - | 20,91% | 0,99% |
iShares MDAX® UCITS ETF (DE) EUR (Acc) | DE0005933923 | -8,11% | 40,94% | 20,90% | 4,32% |
UniDeutschland XS | DE0009750497 | -9,76% | 70,72% | 22,21% | 6,12% |
Xtrackers Germany Mittelstand & MidCap UCITS ETF 1D | IE00B9MRJJ36 | -10,50% | - | 21,88% | -2,47% |
Paladin ONE R | DE000A2DTNH6 | -10,71% | - | 15,32% | -10,80% |
DWS German Small/Mid Cap LD | DE0005152409 | -13,28% | 78,37% | 23,06% | 7,02% |
Warburg - D - Fonds Small&Midcaps Deutschland R | DE000A0RHE28 | -13,39% | 45,07% | 22,32% | -4,79% |
Allianz Nebenwerte Deutschland P EUR | DE000A2DU1R6 | -17,36% | - | 20,32% | 6,44% |
Berenberg Aktien Mittelstand R A | DE000A14XN59 | -18,49% | - | 22,41% | -4,76% |
Quelle: FVBS professional
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