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Zahlungsverkehr der Zukunft: Bar oder bargeldlos?

FinTech
Zahlungsverkehr der Zukunft: Bar oder bargeldlos?
05/2017
Yves Mersch
project-syndicate (Website)

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Niedrigzinsen und Ordnungsgedanken rechtfertigen die Abschaffung des Bargelds genauso wenig wie der technische Fortschritt. Das meint Yves Mersch, Mitglied des Direktoriums der EZB.

19.05.2017 | 13:29 Uhr

Die Finanztechnologie schreitet immer weiter voran, den Zahlungsverkehr bargeldlos abzuwickeln: mit Apple Pay ist beispielsweise gerade eine weitere Fintech-Option dabei in Europa Fuß zu fassen. Wie “Heise-online” am Donnerstag berichtet, weitet der Konzern aus Cuppertino seinen Bezahldienst auf Italien aus. Die Apenninhalbinsel ist mittlerweile das sechste Land in dem per Smartphone in ausgewählten Geschäften bezahlt werden kann. 

In Deutschland hat Apple den Startschuss für die Bezahlung per NFC-Technologie noch nicht gegeben. Aber auch hier ist der bargeldlose Bezahlvorgang in weiten Teilen der Bevölkerung etabliert und auf dem Vormarsch. So nutzen nach einer aktuellen Eurostat-Erhebung in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen knapp zwei Drittel Online-Banking. Nach GfK-Angaben besaßen 2015 knapp 95% der Deutschen Bevölkerung eine Giro- oder Kreditkarte; 75% nutzten sie für Einkäufe.

Instant Payment ist eine Technologie, die Buchungen bzw. Transfers in nahezu Echtzeit ermöglicht. Die Vorteile liegen für Empfänger in einer sofortigen Verfügbarkeit des gutgeschriebenen Betrags.

Bankhäuser wie Fintechs tragen dieser Entwicklung Rechnung. Auf dem aktuell in Frankfurt stattfindenden Zahlungsverkehrssymposium der Notenbank diskutiert die Branche die Einführung von neuen Instant-Payment-Methoden, die Buchungsvorgänge nahezu in Echtzeit erlauben. Doch selbst in dieser Runde wird die Bedeutung des Bargelds nicht aus den Augen verloren. So merkte laut “Börsen-Zeitung” Joachim Schmatzl, Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, bei einem Vortrag an, das beste Echtzeit-Zahlungsmittel sei Bargeld.

In einem jüngst auf “Project-Syndicate” erschienen Artikel plädiert Yves Mersch, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, für ein Festhalten am Bargeld. Der 68-Jährige Luxemburger sieht keine Entwicklung hin zu einer bargeldlosen Welt und argumentiert, Bargeld erfülle eine wichtige gesellschaftliche Funktion.

Die Nuss nicht mit dem Vorschlaghammer knacken

Seiner Meinung nach, wäre es „ein Fehler, die Rolle von Banknoten und Münzen in der Wirtschaft zu unterschätzen“. Zwar sieht auch er, dass sich bargeldlose Zahlungsoptionen in den letzten Jahren stark verbreitet haben. Die Argumente gegen eine Abschaffung des Bargelds wögen aber schwerer als Pro-Argumente, die einer gründlichen Prüfung nicht stand hielten. 

Ein finanzpolitisches Argument für die Abschaffung des Bargelds ist, dass in Zeiten eines schwierigen Zinsumfeldes, der Abzug großer Kapitalmengen aus dem Bankensystem strukturell verhindert werden könne. Mersch zufolge funktionieren aber selbst „negative Zinssätze, ohne eine Flucht in Bargeld auszulösen“. Seine Begründung: aktive Geldpolitik, die bspw. mit Forward Guidance und Outright-Käufen operiert, führt auch nicht zu einer gesteigerten Nachfrage nach Papiergeld.

Forward Guidance ist eine Geldpolitik, die mit der Transparenz des eigenen Handelns der finanzpolitischen Akteure steht und fällt. Das Wirtschaftsgeschehen soll über die Erwartungen gesteuert werden, nicht allein über Kaufprogramme oder Zinssetzungen.

Auch das Argument, Bargeld verhindere eine effektive Strafverfolgung lässt Mersch nicht gelten: „Wer käme auf den Gedanken das Privateigentum an Luxusautos und Edelsteinen zu verbieten, nur weil Kriminelle Gefallen an ihnen finden“. Den unbescholtenen  Bürgern würde mit einer Bargeldabschaffung eine wesentliche Option der Wertaufbewahrung genommen. Man könne sie nicht für die Vergehen einer Minderheit bestrafen. Das wäre „so, als würde man eine Nuss mit einem Vorschlaghammer knacken - und den Tisch auf dem sie liegt, in Kleinholz verwandeln“.

Das dritte Argument der Befürworter eines ausschließlich bargeldlosen Zahlungsverkehrs kommt nach Mersch aus der Fintech-Branche. Sie betonten, bargeldlose Transaktionen böten sowohl für den Konsumenten als auch für die Wirtschaftsunternehmen erhebliche Vorteile. Sie sparten die„Kosten für Bargeldaufbewahrung, -ausgabe und -bearbeitung“. Für die Verbraucher entfiele die Last, Bargeld bei sich führen zu müssen. Mersch entgegnet diesen Thesen, dass es bis dato unausgemacht sei, ob diese Vorteile in gesellschaftlicher Dimension zum Tragen kämen, wie sie aktuell propagiert werden. 

Die Europäer wollen Bargeld 

Noch schwerer wiegt seiner Meinung nach, dass die Menschen in Europa nicht auf Bargeld verzichten wollen. Einer noch nicht veröffentlichten Umfrage der EZB zufolge laufen nur 20% aller Transaktionen in Europa bargeldlos ab. Am Umfang der Wertstellungen gemessen liege der Anteil der Bargeldtransfers bei über 50%. 
Mersch sieht darin eine starke Bindung der Bevölkerung an das Bargeld. Zum Beleg führt er die steigende Nachfrage nach Bargeld an, die in den letzten fünf Jahren jeweils signifikant stärker als das nominale BIP-Wachstum ausgefallen sei. Darauf, dass diese Entwicklung mit den stagnierenden Zinsen in Zusammenhang stehen könnte, geht Mersch nicht ein. 

Die EZB will, was alle wollen

Für die Arbeit der EZB ist Bargeld nach Aussage Merschs unverzichtbar. Bargeld sei, „der einzige direkte Bezug der Menschen zum Zentralbankgeld“. Die EZB sei für die Umsetzung ihrer politischen Funktion darauf angewiesen, dass sie „Vertrauen und den Rückhalt in der Bevölkerung“ habe. So lange die Europäer mehrheitlich Bargeld wollten, schließt der Ökonom, werde die EZB „Banknoten bereitstellen“. Denn die Entscheidung über das präferierte Zahlungsmittel obliege nicht Interessengruppen, sondern dem „Willen der Bevölkerung“.

 


(DW)


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