
Die jüngste Zinssenkung der Fed um 25 Basispunkte auf 3,50–3,75 Prozent war zwar vom Markt erwartet worden, fiel im FOMC aber ungewöhnlich umstritten aus.
12.12.2025 | 06:05 Uhr
Drei Gegenstimmen – von Übergangsgouverneur Miran, der für eine stärkere Senkung plädierte, sowie von Goolsbee und Schmid, die für unveränderte Zinsen votierten – unterstreichen, wie groß die Unsicherheit über den richtigen Kurs zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumssicherung inzwischen ist. Für Investoren ist damit weniger der einzelne Zinsschritt entscheidend, sondern die wachsende Heterogenität im Komitee, die den Kurs der Geldpolitik künftig volatil(er) machen könnte.
Die Fed (FOMC) hat heute – wie erwartet – ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 3,50–3,75 Prozent gesenkt. In der begleitenden Erklärung findet sich ein erster Hinweis darauf, dass im Januar eher mit einer Zinspause zu rechnen ist. Das Komitee betont, „Ausmaß und Timing“ weiterer Zinsschritte würden von den Daten abhängen – eine Formulierung, die in der letzten Erklärung noch fehlte und in der Vergangenheit häufig als Signal für eine abwartende Haltung diente.
Die anschließende Pressekonferenz von Fed-Chef Powell hat diese Interpretation untermauert. Er wies mehrfach darauf hin, dass der Leitzins inzwischen in einer breiten Spanne der Schätzungen des neutralen Zinsniveaus liege und die Fed damit „gut positioniert“ sei, um zunächst abzuwarten, wie sich die Konjunktur entwickelt. Das ist zwar kein explizites Versprechen, im Januar nicht zu senken, aber ein klarer Hinweis darauf, dass die Basiserwartung der Fed derzeit eine Pause bei der nächsten Sitzung ist.
Drei Gegenstimmen – auch wieder von Gouverneur Stephen
Miran
Die heutige Entscheidung war innerhalb des FOMC umstritten. Es gab drei
Gegenstimmen: Übergangsgouverneur Miran votierte – wie schon bei der letzten
Sitzung – für eine stärkere Senkung um 50 Basispunkte. Die Präsidenten der
Regionalnotenbanken Goolsbee und Schmid stimmten für unveränderte Zinsen. Das
Dot Plot für 2025 zeigt zudem, dass sechs Mitglieder des FOMC eine Zinssenkung
zum jetzigen Zeitpunkt grundsätzlich abgelehnt hätten; darunter dürften sowohl
die heutigen Abweichler als auch nichtstimmberechtigte Regionalvertreter
gewesen sein.
Neben der Zinsentscheidung hat das FOMC heute zudem signalisiert, dass die Bilanz der Fed wieder moderat ausgeweitet werden soll, um „ausreichend“ Reserven im System sicherzustellen. Dieser Schritt kam nicht überraschend, auch wenn einige Marktteilnehmer eher mit einem Start im Januar gerechnet hatten. Wichtig ist: Dabei handelt es sich nicht um eine geldpolitische Lockerung im Sinne von Quantitative Easing (QE), sondern um eine operative Maßnahme im Reservemanagement, die die reibungslose Funktionsweise der Geldmärkte sicherstellen soll. Es ist normal, dass die Fed-Bilanz nominal wächst; sinnvoll ist die Betrachtung im Verhältnis zum BIP – und dieses steigt kontinuierlich. Damit wächst auch die Passivseite der Fed-Bilanz, sodass im Gleichgewichtszustand die Aktivseite nachziehen muss. Zu diesem Zweck wird die Fed wieder in normalem Umfang Treasury Bills erwerben und zunächst rund 40 Mrd. US-Dollar pro Monat am T-Bill-Markt investieren. Diese Entscheidung sollte – abgesehen von den Geldmärkten und dem sehr kurzen Ende der Zinskurve – keine nennenswerten Auswirkungen auf die übrigen Märkte haben.
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