Mit Währungen kleinerer Industriestaaten im Depot der Eurokrise trotzen

Kleine Industriestaaten rücken in den Fokus vieler Währungsinvestoren

13.11.2012 | 15:10 Uhr

Die Euro- und Finanzkrise stellt nicht nur die Länder der traditionellen Reservewährungen Euro, Dollar, Yen und Pfund vor große Herausforderungen: Auch Anleger suchen in unsicheren Zeiten Alternativen. Die großen Währungsräume erfüllen wichtige Parameter wie erstklassige Bonität nicht mehr uneingeschränkt. Währungen kleinerer Industriestaaten stehen in dieser Hinsicht häufig besser da. Brett Pybus, Fixed Income Capability Manager bei UBS Global Asset Management, erläutert im Themendienst, warum sich gerade Währungen außerhalb des Euroraums für Investitionen anbieten und eine Diversifikation des Portfolios hier so wichtig ist.


Drei Fragen an Brett Pybus,
Experte für festverzinsliche Anlagestrategien

Herr Pybus, Sie sagen, dass Anleger auch Währungen außerhalb des Euroraums bei der Anlagestrategie berücksichtigen sollten – aus welchen Gründen?
Pybus: Als Folge der europäischen Schuldenkrise und der instabilen amerikanischen Wirtschaftslage wollen viele Anleger der wachsenden Unsicherheit dieser Währungsräume entkommen. Hier ist die Investition in Währungen kleinerer Industriestaaten mit stabilen Staatsfinanzen wie Australien, Norwegen, Kanada, Schweden, Singapur, Neuseeland und Schweiz eine gute Alternative. Sie bieten einen guten Sicherheits-Chancen-Mix: Abseits großer Weltwährungen können sie von der Aufwertungen gegenüber dem Euro profitieren. Allerdings ist die Diversifikation wichtig: So sollten unterschiedliche Währungen von unterschiedlichen Kontinenten klug gemischt werden.

Welche Kriterien sollte eine Währung erfüllen, um sich für ein Investment zu eignen?
Pybus: Kredit-Ratings alleine reichen zur Bewertung eines Landes nicht aus. Die Einflüsse auf die Währungswechselkurse sind so vielfältig, dass wir zusätzliche Parameter wie zum Beispiel die Schuldenverteilung des Staates und Handelsbilanz-Überschüsse oder -Defizite beachten. Zudem interessieren uns die Wachstumsrate der Länder sowie die Liquidität der Währung.

Wie bewerten Sie das Volatilitätsrisiko im Hinblick auf stabile Währungen wie die Schwedische Krone?
Pybus: Tatsächlich gibt es auch in den kleineren Währungsräumen Volatilitätsrisiken. Ein Blick auf historische Zeitreihen zeigt, dass Währungen auch über längere Zeiträume von ihrem theoretischen fairen Wert abweichen können. Das war beim Schweizer Franken 2011 der Fall. Allerdings zeigt die Historie auch, dass solche Übertreibungen nicht von Dauer sind. So dürften Anleger zum Beispiel bei der Schwedischen Krone dauerhaft vom Aufwertungspotenzial profitieren: Denn anders als beim Schweizer Franken besteht hier keine akute Gefahr eines Eingriffs. Die schwedische Notenbank ist nicht bestrebt, den aktuellen Aufwärtstrend der Währung zu stoppen. Langfristig werden sich Übertreibungen ohne politische Eingriffe der jeweiligen Notenbank wieder normalisieren.

Wie sind Ihre Prognosen im Hinblick auf die Entwicklung von Euro und Dollar für das Jahr 2013?
Pybus: So lange die Schuldenkrise andauert und auf den Währungen der Industriestaaten lastet, wird der Mittelzufluss in kleinere Währungszonen andauern. Die Angst vieler Anleger vor einer Inflation in der Eurozone kann ich nachvollziehen. Durch eine eventuell geringere Inflationsrate der Zielwährung kann sich diese sogar stabilisierend auf entsprechende Währungsinvestments auswirken und gewinnbringend sein.

Über den Interviewpartner: Brett Pybus ist Fixed Income Capability Manager bei UBS Global Asset Management und Mitglied des Portfoliomanagement-Teams des UBS Currency Diversifier Funds.

Das Interview im pdf-Dokument.

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