Metzler: Trend steigender US-Löhne etabliert sich

Der Arbeitsmarktbericht in den USA wird kommende Woche mit Spannung erwartet, übt er doch erfahrungsgemäß einen großen Einfluss auf die Geldpolitik der Fed aus - so Edgar Walk, Chefvolkswirt des Metzler Asset Management, in seinem aktuellen Kapitalmarktausblick.

26.06.2015 | 14:01 Uhr

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit spricht aus seiner Sicht dafür, dass das Lohnniveau in den USA leicht anzieht. In Europa bleibt das Thema Griechenland virulent. Allerdings hält Walk die Wirtschaft in der Eurozone für widerstandsfähig genug, um einen möglichen Grexit-Schock zu verkraften. Die Wirtschaftsentwicklung in Japan verlaufe zweigeteilt: Während den Industriebranchen ein schwacher Welthandel zu schaffen mache, befinde sich der Dienstleistungssektor in einem kräftigen Aufschwung.

Lohndynamik im angelsächsischen Raum kommt in Gang 

Der Arbeitsmarktbericht (Donnerstag, wegen Feiertag am Freitag) in den USA steht traditionellerweise stark im Fokus der Finanzmarktteilnehmer, da die Lohn- und Beschäftigungsentwicklung erfahrungsgemäß einen großen Einfluss auf die Ausrichtung der US-Geldpolitik hat. Der Rückgang der Arbeitslosenquote und das niedrige Niveau der Erstanträge zur Arbeitslosenhilfe sprechen für eine zunehmende Verknappung an Arbeitskräften und für eine moderate Beschleunigung der Lohndynamik in den kommenden Monaten. 

Großbritannien könnte in diesem Zusammenhang ein Frühindikator für die USA sein, da der Wirtschaftsaufschwung und die Entwicklung am Arbeitsmarkt in beiden Ländern in den vergangenen Jahren ähnlich verliefen. So führte der Rückgang der Arbeitslosenquote in Großbritannien schon jetzt sichtbar zu einem Anstieg des Lohnwachstums. Auch in Kanada beschleunigte sich die Lohndynamik zuletzt von 1,4 % im Dezember 2014 auf 2,5 % im Mai 2015. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinserhöhung der Fed im September, zumal der ISM-Index (Mittwoch) und das Konsumentenvertrauen (Dienstag) im Juni stabil geblieben sein dürften. 

Eurozone: Entscheidung über Grexit aufs Wochenende vertagt 

Die Entscheidung über den Verbleib Griechenlands in der Europäischen Währungsunion wurde auf Samstag vertagt. Im Endeffekt hängt es jetzt von der griechischen Regierung ab, ob sie den Forderungen der Gläubiger zustimmt oder nicht. Im Falle einer Ablehnung könnte immerhin noch der Sonntag genutzt werden, um bei geschlossenen Banken und Finanzmärkten einen Grexit einigermaßen in Ruhe vorbereiten zu können.   

Dabei ist es äußerst schwierig, die Kompromissbereitschaft der griechischen Regierung einzuschätzen. So schlägt sie im Inland aggressive antieuropäische Töne an – und sieht Griechenland sogar im Kriegszustand mit Europa. Darüber hinaus steht derzeit der Leiter der griechischen Statistikbehörde, Andreas Georgiou, vor Gericht: Er hatte die Staatsverschuldungsdaten gemäß den europäischen Regeln veröffentlicht – nach Ansicht der griechischen Regierung jedoch mit übermäßig hohen Zahlen. Ihm droht eine lange Haftstrafe. 

Gute Konjunkturdaten aus der Eurozone wie der Geschäftsklimaindex (Montag) und die Einkaufsmanagerindizes (Mittwoch und Freitag) dürften zeigen, dass der Wirtschaftsaufschwung in der Eurozone solide und daher gegenüber einem möglichen Grexit-Schock einigermaßen widerstandsfähig ist. Die erste Schätzung der Inflation (Dienstag) dürfte zudem eine stabile Inflationsrate von 0,3 % im Juni ergeben.

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