Metzler: Europa bleibt im Fokus

Es ist zu hoffen, dass die Reise von Bundeskanzlerin Merkel mit dem französischen Präsidenten Hollande in die Ukraine und nach Russland dazu beitragen wird, die Lage in der Ukraine merklich zu entspannen.

06.02.2015 | 15:28 Uhr

Immerhin konnte Bundeskanzlerin Merkel die USA von Waffenlieferungen an die Ukraine abhalten und so verhindern, dass die Krise sich weiter verschärft. Zuletzt eskalierte die Lage in der Ukraine wieder und drohte zunehmend die Westmächte gegen Russland in den Konflikt zu ziehen. Da die Ukraine-Krise in den vergangenen Wochen an den europäischen Finanzmärkten keine größere Rolle mehr spielte, dürfte eine Entspannung aber kaum für Kursbewegungen sorgen. Eine sich verschärfende Krise dürfte dagegen die Kurse an den Finanzmärkten negativ beeinflussen. 

Auch scheinen die Bemühungen um eine Lösung der Krise in Griechenland in dieser Woche nicht weitergekommen zu sein. Letztendlich muss sich die griechische Regierung entscheiden, ob Griechenland in der Eurozone bleiben soll oder ob sie die Staatsausgaben erhöhen und die Strukturreformen zurückdrehen will. Derzeit sieht es eher danach aus, als würde die neue griechische Regierung die mit der Mitgliedschaft in der Europäischen Währungsunion verbundenen Bedingungen nicht erfüllen wollen und auf einen Grexit zusteuern. Grundsätzlich dürfte dieses Szenario sehr negative Folgen für die griechische Bevölkerung haben, weil das Land in vielen Bereichen auf Importe angewiesen ist, die mit einer neuen Währung nahezu unerschwinglich teuer werden würden. Für Europa dürfte ein Grexit dagegen einigermaßen zu verkraften sein, weil der private Sektor kaum noch finanzielle Forderungen an Griechenland hat. Darüber hinaus wird die Europäische Zentralbank (EZB) ab März Staatsanleihen kaufen und damit sehr wahrscheinlich verhindern, dass sich die Spreads der Anleihen von südeuropäischen Staaten gegenüber zum Beispiel Bundesanleihen merklich ausweiten werden, und so die Ansteckungseffekte reduzieren. Der europäische Steuerzahler würde dagegen zu den Verlierern eines Grexits gehören, da die EZB und viele europäische Staaten dann ihre Kredite an Griechenland sehr wahrscheinlich abschreiben müssten. Die nächsten Wochen werden zeigen, für welchen Weg sich die griechische Regierung entscheiden wird. In diesem Zusammenhang könnte der EU-Gipfel (Donnerstag) zu einem wichtigen Ereignis avancieren. 

Aber auch in Zeiten politischer Krisen werden natürlich in Europa Konjunkturdaten veröffentlicht. Der Fokus wird sich dabei auf die Industrieproduktion (Donnerstag) im Dezember und das BIP (Freitag) im vierten Quartal richten. Beide Indikatoren dürften vorerst noch eine sich moderat erholende Konjunktur in der Eurozone zeigen. Die positiven Effekte des schwächeren Euro und des gefallenen Ölpreises dürften erst ab Sommer in den Konjunkturdaten sichtbar werden und ein signifikant beschleunigtes Wachstum ermöglichen. 

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