Metzler: EZB unter starkem Handlungsdruck

Eurozone im Banne der Diskussion um Deflationsrisiken. Eurozone: Inflationsdaten im Fokus.

21.02.2014 | 16:28 Uhr

Die Inflationsrate in der Eurozone im Januar (Montag) dürfte zwar von zuerst gemeldeten 0,7 % auf 0,8 % revidiert werden. Die erste Schätzung der Rate für den Februar (Freitag) dürfte jedoch bei nur noch 0,6 % liegen und die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer enttäuschen. Damit könnte die Diskussion über die Risiken einer Deflation in der Eurozone neue Nahrung erhalten. Vermutlich wird auch der Vergleich mit Japan wieder in den Fokus rücken. Dort war die Kreditvergabe ein Frühindikator für die Deflation. Auch in der Eurozone schrumpft die Kreditvergabe der Banken seit April 2012 und signalisiert damit erhöhte Deflationsrisiken.

Insbesondere die anstehende Prüfung der Bilanzqualität (Asset Quality Review – AQR) und der Stresstest der EZB in diesem Jahr haben zuletzt die Banken zu einer Bereinigung ihrer Bilanzen gezwungen und damit den Abwärtstrend bei der Kreditvergabe verschärft, da der Stichtag für AQR und Stresstest der 31.12.2013 war. So reduzierten die Banken in der Eurozone alleine im Dezember 2013 ihr gesamtes Bilanzvolumen um etwa 1 Billion EUR. Insgesamt ist damit das Bilanzvolumen der Banken in der Eurozone von etwa 35 Billionen EUR im Mai 2012 auf nur noch knapp 30 Billionen EUR gefallen.

Dennoch lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. In Japan dauerte es mehr als zwölf Jahre, bis die Bankbilanzen ernsthaft um notleidende Kredite und faule Wertpapiere bereinigt worden waren. Die Eurozone schafft es immerhin innerhalb von sechs Jahren – also in der Hälfte der Zeit, und in den USA dauerte es ein Jahr. Vor diesem Hintergrund dürften sich die Geldmengen- und Kreditdaten (Donnerstag) im Januar erholt haben, da die Bilanzbereinigung in den Banken weitestgehend abgeschlossen ist. Eine Erholung der Geldmengen- und Kreditdaten dürfte auch die mittelfristigen Deflationsrisiken wieder mildern. So könnte die Inflation in der Eurozone im März den Tiefpunkt erreichen und in den folgenden Monaten wieder moderat steigen.

Die verankerten Inflationserwartungen trugen bisher maßgeblich dazu bei, dass sich die schrumpfende Kreditvergabe nicht in eine Deflation übertragen konnte. In den vergangenen Wochen sind die Inflationserwartungen jedoch gefährlich in Bewegung geraten und zeigen erste Tendenzen, die Verankerung zu lösen. Damit signalisiert der Rentenmarkt einen zunehmenden Glaubwürdigkeitsverlust der EZB. Die Europäische Zentralbank steht also im März unter einem enormen Handlungsdruck. Eine Senkung des Leitzinses auf 0,1 % und eine Reduktion des Einlagesatzes auf -0,1 % erscheinen am wahrscheinlichsten. Die Konjunkturdaten treten dabei in den Hintergrund – so der  ifo-Index (Montag) und der Geschäftsklimaindex der Europäischen Kommission (Donnerstag).  

USA: Die große Verwirrung

Die Konjunkturdaten aus den USA enttäuschten zuletzt mehrheitlich. Grund dafür ist der Wintereinbruch, der die wirtschaftliche Aktivität bremst. Es ist jedoch nahezu unmöglich zu errechnen, inwieweit die schwachen Konjunkturdaten durch das Wetter verzerrt sind und inwieweit sie eine tatsächliche Schwäche reflektieren. Darüber hinaus war es äußerst verwirrend, dass der wichtige Einkaufsmanagerindex in seiner ersten Schätzung von 53,7 im Januar auf 56,7 im Februar gestiegen ist. Wäre er ohne Wintereinbruch noch stärker gestiegen, oder spielt das Wetter doch keine so große Rolle? Grundsätzlich spricht vieles dafür, dass die Kälte tatsächlich die Wirtschaftsaktivität negativ beeinflusst. Daher dürften auch die Konjunkturdaten in der kommenden Woche eher enttäuschen – das Konsumentenvertrauen (Dienstag und Freitag), die Neubauverkäufe (Mittwoch) sowie die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter (Donnerstag). Erst nach einer Normalisierung des Wetters ist eine akkurate Standortbestimmung der US-Konjunktur wieder möglich.

Japan: Reflationierung auf gutem Wege

Die Konjunkturdaten aus Japan enttäuschten zuletzt zwar etwas, der Aufschwung ist jedoch weiterhin intakt. Auch zeigt die erste Grafik, dass die Kreditvergabe in Japan wieder angesprungen ist und die Inflation in den kommenden Monaten folgen dürfte. Zudem steigt die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen wieder, was mit einer Verzögerung zu steigenden Löhnen führen dürfte.

Der vollständige Ausblick einschließlich zahlreicher Grafiken im pdf-Dokument

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