Bei Ex-Außenmister Joschka Fischer steht „die planetare Klimakrise an erster Stelle“. Und auch bei immer mehr Investoren steht das Thema Nachhaltigkeit bei der Geldanlage im Fokus.
05.10.2022 | 08:55 Uhr
Ex-Außenminister Joschka Fischer und weitere Experten auf dem Sustainability Congress 2022 Ende September in Bonn.
In der folgenden Podiumsdiskussion brachte es Prof. Dr. Christian
Klein, Professor für Sustainable Finance an der Universität Kassel auf
den Punkt: „Wir müssen jetzt viel tun – sonst ist es zu spät.“ Der Boden
für eine massive Ausweitung nachhaltiger Investments ist bereitet –
darauf wies Sabine Pex, Referatsleiterin im Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
hin: „Die aktuell geltende EU-Regulatorik (Zum Beitrag: ESG und Nachhaltigkeit in der Finanzberatung in 30 Minuten zusammengefasst)
ist zwar extrem schwierig in der Umsetzung, aber es ist immerhin ein
großer strategischer Aufschlag gewesen. Das kann sich zu einem Asset für
den Standort Europa entwickeln.“
Für Dr. Hans-Jörg Naumer, Director
Global Capital Markets & Thematic Research bei Allianz Global
Investors, ist dabei vor allem Tempo wichtig: „Wir brauchen eine höhere
Schlagzahl gegen den Klimawandel.“ Dabei sollten aber der Wachstumspfad
nicht verlassen werden, sondern man müsse Platz für ein „Grünes
Wachstum“ schaffen. Gleichzeitig sieht Naumer die Transformation nur
dann auf einem erfolgreichen Weg, wenn die Investitionen mit einem Fokus
auf „Finance for future“ eingesetzt werden.
Bei all den Gedanken
zur Abwendung der Folgen des Klimawandels spielt auch die uns
verbleibende Zeit eine wichtige Rolle. Joschka Fischer hält hierbei
einen Zeitraum von 10 Jahren zwar für realistisch. „Aber das ist
wirklich wenig und ich empfinde das als bedrohlich.“
Mit viel
Hoffnung, und einigen steilen Thesen, blickte Prof. Klein in die
Zukunft. So hält er es für gut möglich, mit Investments die Welt zu
retten und dabei noch eine Überrendite zu erzielen. Er geht davon aus,
dass es bald nur noch nachhaltige Investments geben wird.
Doch spätestens seit dem massiven Anstieg der Energiepreise ist klar: Die Kosten für eine nachhaltige Lebensweise werden bei uns zu einem Wohlstandsverlust führen. Genau hier ist die Politik gefordert, das der Bevölkerung klar zu kommunizieren. Entscheidend für den Erfolg werden Mehrheiten in der Bevölkerung sein, die vom Sinn der Nachhaltigkeit überzeugt sind. Aktuell ist Energiesparen erst nach dem Wahnsinn durch den Angriffskrieg von Wladimir Putin in Deutschland auf dem Weg zum Volkssport.
Nachhaltigkeit hat dabei die Nische verlassen. Es ist nicht einfach nur ein Trend für die Investmentbranche, der wieder vorbeigehen wird. Wir werden in den kommenden Jahren oder Jahrzehnten eine massive Transformation der Weltwirtschaft erleben. Diese Umgestaltung wird Gewinner und Verlierer hervorbringen. Deutschland kann zu den Gewinnern gehören, denn in der Branche Umwelttechnik weist Deutschland immerhin einen Weltmarktanteil von 14 Prozent auf – das haben die Experten von McKinsey in einer Studie festgestellt. In der Innovation liegt ohne Frage eine große Chance der Nachhaltigkeit. Auch hierzu hat McKinsey Zahlen geliefert: 80 Prozent der Innovationen, um den Kampf gegen den Klimawandel zu gewinnen liegen schon vor.
Mir gefällt ein Gedanke des Kongresses besonders gut: Dass wir in einigen Jahren gar nicht mehr von der Unterscheidung in nachhaltige Investments oder nicht nachhaltige Investments sprechen werden – weil es eben nur noch nachhaltige Investments geben wird. Sicherlich ist das derzeit noch Zukunftsmusik. Doch bei diesem großen Themenkomplex und der Transformation hin zu einer grünen Wirtschaft müssen wir sowieso in größeren zeitlichen Maßstäben denken.
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