Metzler: Deutschland am Pranger

Deutscher Außenhandel im Fokus: Hintergründe der Debatte um den deutschen Exportüberschuss.

22.11.2013 | 16:27 Uhr

Deutschland wird dieses Jahr voraussichtlich einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als 6 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaften. Dementsprechend muss der Rest der Welt zwangsläufig ein Leistungsbilanzdefizit aufweisen. Die Finanzmarktkrise seit 2007 hat gezeigt, dass insbesondere Länder mit einem hohen Leistungsbilanzdefizit und einer hohen Auslandsverschuldung sehr anfällig für eine Finanzmarktkrise waren. So weisen mehrere Studien nach, dass sich sowohl die Leistungsbilanz als auch die Auslandsverschuldung in dieser und in vergangenen Finanzmarktkrisen konsistent als zuverlässige Frühindikatoren erwiesen haben. Schon seit Jahrhunderten wird darüber gestritten, inwieweit die „Defizitländer“ und/oder „Überschussländer“ für den Aufbau von Ungleichgewichten und damit für die Entstehung von Krisen verantwortlich sind. Gemäß den historischen Erfahrungen waren in der Regel die Defizitländer gezwungen, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen. Dabei waren sie in der Regel auf die finanzielle Unterstützung der Überschussländer angewiesen. Waren die Überschussländer nicht bereit, den Anpassungsprozess finanziell zu unterstützen, führte das zu schweren Finanzmarktkrisen. Dabei erlitten interessanterweise die Überschussländer die größten wirtschaftlichen Schäden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Große Depression. Damals weigerten sich die Überschussländer Frankreich und USA, die notwendigen Hilfen an die Defizitländer zu leisten und verschärften damit die Depression. In der Folge brach in beiden Ländern die Industrieproduktion im internationalen Vergleich am stärksten ein. Typisch für Überschussländer sind eine schwache Binnennachfrage und die Notwendigkeit zum Export, während in Defizitländern die Binnennachfrage im Vergleich zu den Produktionskapazitäten stark ist. Dementsprechend trifft ein Einbruch der globalen Nachfrage ein Überschussland deutlich stärker als ein Defizitland.

Überschussländer haben daher auch ein großes Interesse daran, Ungleichgewichte und Krisen nicht entstehen zu lassen. Was nutzt es deutschen Unternehmen und Arbeitnehmern, wenn hochwertige Autos und Maschinen exportiert werden, die mit US-Subprime-Anleihen und griechischen Staatsanleihen bezahlt sind? So reduzierte sich das Auslandsvermögen der deutschen Sparer aufgrund der Verluste bei Auslandsanlagen seit Ausbruch der Finanzmarktkrise 2007 bis heute um etwa 307 Mrd. EUR. Diese Verluste wurden von den Sparern und den Steuerzahlern im Rahmen der Rettungspakete für Staaten und Banken getragen.

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