Metzler: Nicht-lineare Phillipskurve in den USA?

Sinkende Arbeitslosenquoten in den USA und in der Eurozone könnten bald eine höhere Inflation zur Folge haben.

28.04.2017 | 13:35 Uhr

Ein Blick auf den Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Inflation von Januar 1995 bis März 2017 in den USA zeigt, dass eine nicht-lineare Beziehung zwischen beiden Größen bestehen könnte. So fiel einerseits die Kerninflation nie unter 0,5%, auch wenn die Arbeitslosenquote bei über 10% lag, da Arbeitgeber aus psychologischen Gründen in der Regel auch in Krisenzeiten vor größeren Lohnkürzungen abzusehen scheinen. Andererseits scheint erst bei einem richtig engen Arbeitsmarkt und einer Arbeitslosenquote von unter 5% eine merkliche Beschleunigung der Inflation möglich zu sein.

Vor diesem Hintergrund dürfte eine stabile Arbeitslosenquote (Freitag) von 4,5% im Einklang mit einer tendenziell steigenden Wachstumsrate der Löhne und damit der Kerninflation stehen. Die US-Notenbank (Mittwoch) dürfte zwar auf ihrer Sitzung noch keine Leitzinserhöhung beschließen, jedoch die Finanzmarktakteure auf einen Schritt im Juni vorbereiten. Der ISM-Index (Montag), der ISM-Dienstleistungsindex (Mittwoch) sowie die Konsumausgaben (Montag) dürften die Entscheidung nur noch dann beeinflussen, sollten die Indizes überraschend deutlich fallen.

Eurozone mit starkem Wachstum

Immerhin zeigte die Eurozone bisher nicht die ungewöhnliche Divergenz zwischen Umfrage- und realwirtschaftlichen Daten wie die USA. So dürfte sich das Wirtschaftswachstum (Freitag) im ersten Quartal auf 0,5%, vielleicht sogar auf 0,6% zum Vorquartal im Einklang mit den guten Umfragedaten beschleunigt haben. Darüber hinaus signalisieren die Einkaufsmanagerindizes (Dienstag und Donnerstag) sogar eine nochmalige Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal. In diesem Umfeld dürfte die Arbeitslosenquote im März auf 9,4 % gesunken sein und sogar bald unter 9,0% fallen.

Ein Rückgang der Arbeitslosenquote in der Eurozone auf 9,0% würde interessanterweise durchaus mit einer Beschleunigung der Kerninflationsrate auf 1,5% im Einklang stehen. 

Der Marktkommentar als PDF-Dokument.

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