nordIX AG: Neuemissionsprämien - Mehr als ein Renditebaustein

Anleihen

Die Partizipation an Neuemissionen kann für Anleihe-Investoren eine attraktive Strategie darstellen. nordIX-Vorstand Claus Tumbrägel erläutert im Interview, wie der Ansatz funktioniert und welche Einflussfaktoren für einen Erfolg entscheidend sind.

05.06.2019 | 14:10 Uhr

Herr Tumbrägel jährlich werden Anleihen in Billionenhöhe fällig und müssen durch neue Anleihen ersetzt werden. Staaten, Unternehmen und Banken buhlen bei der Refinanzierung von Schulden und  bei der Aufnahme neuer Mittel um die Gunst der Investoren. Was sind die maßgeblichen Faktoren für Emittenten, das Interesse von Investoren zu wecken bzw. zu erhalten?

Tumbrägel: Neben guter Bonität und einer ansprechenden Unternehmensstory ist natürlich die Rendite der angebotenen Anleihe für den Erfolg der Neuemission ausschlaggebend. Die Rendite setzt sich dabei aus drei Komponenten zusammen: dem risikofreien Zinssatz (Swapsatz für die Laufzeit der Anleihe), der Risikoprämie für Anleihen des Emittenten (Kreditkurve des jeweiligen Emittenten) sowie der Neuemissionsprämie.

 

Was genau ist unter dem Begriff Neuemissionsprämie zu verstehen?

Tumbrägel: Die Risikoprämie für Anleihen des Emittenten lässt sich im Markt unschwer anhand der ausstehenden Anleihen oder auch der Prämie des passenden Credit Default Swaps ablesen. Die Neuemissionsprämie ist der Aufschlag, den der Emittent einer Anleihe bereit ist zu zahlen, damit die Anleihe möglichst erfolgreich platziert werden kann.

Die folgende Grafik zeigt beispielhaft die Neuemissionsprämie der Anleihe der Ford Motor Credit (S&P: BBB) vom 28.02.2019 mit einer Laufzeit bis 2024. Zum Zeitpunkt der Ankündigung der Neuemission handelten die Risikoprämien der ausstehenden Bonds auf dem Niveau der jeweiligen blauen Quadrate. Die neue Anleihe wurde mit einem Aufschlag in Höhe des roten Quadrats (+0,65% über den Risikoprämien der ausstehenden Anleihen) angekündigt, und auf Grund der sehr guten Nachfrage in der Platzierungsphase dann mit einem Aufschlag auf Höhe des roten Dreiecks platziert. Die Neuemissionsprämie, die Ford Motor Credit hat zahlen müssen und die die Zeichner der Emission vereinnahmen konnten, betrug 30 Basispunkte.

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Welche Einflussfaktoren wirken auf die Neuemissionsprämie?

Tumbrägel: Bei der Festlegung der Neuemissionsprämie muss der Emittent mit Hilfe der Emissionsbanken das Optimum aus Finanzierungskosten und Aufbau und Pflege der Investorenbasis ermitteln. Dies wird je nach Marktphase unterschiedlich sein. Das bedeutet: Je nach Marktphasen erreichen Neuemissionsprämien unterschiedliche Höhen. So können in Zeiten geringer Risikoneigung im Markt wie zum Ende des vergangenen Jahres Aufschläge von bis zu 0,40% realisiert werden, während in Phasen großer Risikoneigung Emittenten nur geringe Prämien zahlen müssen. 

Investoren im Primärmarkt, unser Fonds, der nordIX Treasury plus gehört zu diesen Investoren, werden dagegen belohnt, wenn sie in unruhigen Marktsituationen Emittenten die Treue halten. Sie können so hohe, relativ risikoarme Zusatzerträge realisieren.

Die folgende Grafik veranschaulicht die Entwicklung der Neuemissionsprämien seit Januar 2017 anhand des durchschnittlichen realisierten Aufschlags der jeweils letzten 20 Transaktionen.

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Warum sollten Anleger diese Strategie den Profis wie nordIX überlassen? 

Tumbrägel: Aus meiner Sicht sind es drei Gründe: Zum einen der Marktzugang und die Allokation, denn in der Regel haben nur größere Investoren oder Banken Relationships zu den Syndikaten der die Anleihen führenden Banken. Wir haben diese Beziehungen über die Jahre mit viel Liebe und Sorgfalt aufgebaut. Zum zweiten geht es um eine professionelle Selektion. Das heißt, der Prozess, die besten Anleihen herauszupicken, ist aufwendig. Wichtig ist es, die Neuemissionsprämie zu ermitteln – darüber hinaus muss natürlich auch eine Bonitätsanalyse gemacht werden. 

Wir gleichen im letzten Schritt auch noch die relative Werthaltigkeit gegen den CDS-Markt ab. Und zu guter Letzt ist die Strategie auch sehr arbeitsintensiv. Bei guten Emissionen bekommen Investoren in der Regel keine Vollzuteilung, so dass man an einer Vielzahl von Transaktionen teilnehmen muss, um einen für den Fonds relevanten Ertrag zu erwirtschaften.

Wie nutzt der nordIX Treasury plus den Primärmarkt?

Tumbrägel: Der nordIX Treasury plus ist wie die große Mehrzahl der Fixed Income-Investoren am Primärmarkt aktiv. Wie wichtig der Primärmarkt für Investoren auch für die kurzfristige Steuerung der Portfolien geworden ist, zeigen die Handelsbestände der Investmentbanken. Im März 2007 beliefen sich diese auf ca. 2,50% aller ausstehenden Anleihen, während sie 2018 auf weniger als ein Zehntel zurück gegangen sind. Auf Grund der Größe des Fonds sind wir nicht darauf angewiesen, fällige Anleihen durch neue zu ersetzten. Allerdings ist die Selektion von Neuemissionen ein Baustein der Strategie zur Erzielung von Alpha.

Bei sorgsamer Selektion unter Berücksichtigung von Bonität, ESG Faktoren und Relative Value lassen sich im Primärmarkt Trefferquoten von ca. 80% erzielen. Die folgende Grafik zeigt die Trefferquote des nordIX Treasury plus in der Zeit von 01.08.2017 bis zum 01.05.2018.

Outperformance von Neuemissionen gegenüber Benchmark

Der Interviewpartner Claus Tumbrägel ist Vorstand und Leiter des Portfoliomanagements der nordIX AG, einem Fixed Income und Derivate Spezialisten aus Hamburg. Weitere Informationen zum Asset Manager und zu den Fonds nordIX Treasury plus (WKN A2DKRH) und nordIX Basis UI (WKN A2AJHF) finden Sie unter www.nord-ix.com.

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