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„Alternative Investments sind ein Muss“

Andrea Wehner ist von Alternative Investments überzeugt.
Interview

Alternative Investments haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie nicht nur attraktive Renditen erwirtschaften. Welche Vorteile sie noch bieten, erklärt Andrea Wehner. Sie ist bei abrdn Investment Director, Multi-Asset & Alternative Investment Solutions.

22.02.2023 | 12:15 Uhr von «Jörn Kränicke»

TiAM FundResearch: Frau Wehner, im vergangenen Jahr fielen sowohl Aktien als auch Anleihen. Konnten alternative Anlagen da in die Bresche springen?

Andrea Wehner: Ja, das konnten sie. Alternative Investments haben nicht nur im vergangenen Jahr, sondern auch in den Jahren davor gezeigt, dass sie nicht nur attraktive Renditen erwirtschaften. Attraktiv ist natürlich subjektiv. Aber wenn wir von mittel bis hohen einstelligen Jahres Renditen sprechen, würden wir das als recht attraktiv ansehen. Das Wichtigste an dieser Anlageklasse ist jedoch, dass sie eine gewisse Diversifizierung der Rendite ermöglichen.

Welche alternativen Anlagen sind derzeit aussichtsreich?

Das sind vor allem Infrastruktur, Immobilien, erneuerbare Energien und diverse andere Anlageklassen wie etwa Lizenzgebühren im Pharmabereich oder bei Musikrechten. Alle diese Bereiche können wir in unseren Multi Asset Fonds abbilden. Als Anleger kann man gerade in Deutschland im Grunde vor allem nur in offene Immobilienfonds oder auch REITs investieren. Aber im Bereich Infrastruktur oder anderen Anlageklassen gab es für viele Anleger nur die Möglichkeit, in geschlossene Investmentfonds zu investieren. Und es ist nicht jedermanns Sache sich für zehn oder sogar 20 Jahre an einen solchen illiquiden Fonds zu binden. Man kann sie nicht täglich verkaufen, wenn man eventuell das Geld braucht für einen Hauskauf, für einen Autokauf oder was auch immer der Anleger machen möchte. Wir umgehen diese Problematik, indem wir in an der Londoner Börse gelistete Investment Trusts investieren. Und in Großbritannien gibt es sie schon seit über 150 Jahren. Sie bieten einen liquiden Mantel für diese illiquiden Anlageklassen. Dies hat zudem den Vorteil, dass sie sich nicht im Graumarkt bewegen, sondern es sind ganz normale Unternehmen, die über ein IPO oder eine Kapitalerhöhung Gelder einsammeln und diese dann in Immobilien, in Infrastruktur-Projekte, Flugzeugleasing oder auch Schiffe investieren.

Gibt es auch Nachteile dieser Investment Trusts?

Es gibt ein paar Besonderheiten und darüber sollten sich die Anleger natürlich im Klaren sein. Und wie jedes Investment sind auch die Investment Trusts mit Risiken behaftet. Aber nichtsdestotrotz ist es eine Anlageform, die wir für sehr attraktiv erachten. In letzter Zeit beobachten wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in Asien eine große Nachfrage nach diesen Investmentgesellschaften. Bislang sind sie außerhalb Großbritanniens noch relativ unbekannt. Dadurch, dass diese Gesellschaften an der Börse gelistet sind, muss Anlegern bewusst sein, dass es zu Aktienmarktschwankungen kommt. Allerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass langfristig der Aktienkurs den Wert der zugrundeliegenden Anlagen widerspiegelt. Jüngst waren Investmentgesellschaften, die in erneuerbare Energien wie Solarparks und Windkraftanlagen investieren erhöhter Volatilität ausgesetzt. Das lag daran, dass in einigen auch die Anbieter erneuerbarer Energien von den Übergewinnsteuern betroffen sind. Und das schmälert logischerweise die Erträge dieser Gesellschaften.

Übertreibt der Markt in solchen Fällen, so dass solche Unternehmen zu einem Discount gehandelt werden?

Genau. Erneuerbare Energien zu einem Discount. Es gibt natürlich auch Phasen wo der Markt in die andere Richtung übertreibt und die Trusts mit einem Premium gehandelt werden. Das kann durchaus sehr stark schwanken. Wer zum falschen Zeitpunkt ein- oder aussteigt, kann auch mit solchen langfristigen Anlagen unter Umständen Geld verlieren. Ein solcher Discount wie bei erneuerbaren Energien stellt jedoch auch eine Opportunität dar, wenn ich mir das Portfolio dieser Investmentgesellschaften anschaue und zu dem Schluss komme, die Solarparks und Windkraftanlagen, die in diesem Portfolio sind, die sind wesentlich mehr wert als momentan der Aktienkurs widerspiegelt. Und wenn man die Trusts aktiv in einem Portfolio verwaltet, kann man schöne Gewinne einfahren.

Müssen die Investment Trusts ähnlich wie REITs stets ihre gesamten Gewinne ausschütten?

Nein, das ist ein interessanter Punkt. Sie müssen nicht jedes Jahr komplett die Gewinne ausschütten, sondern sie halten in guten Jahren einen Teil der Gewinne zurück. So können sie zum einen die Dividenden stabil halten oder auch erhöhen und haben auch die Möglichkeit Aktienrückkäufe zu tätigen. Viele Investment Trusts haben einen so genannten Discount-Kontrollmechanismus implementiert. Wenn der Discount zum Beispiel auf minus fünf oder zehn Prozent fällt, fangen manche Gesellschaften an eigene Aktien zurückzukaufen und damit den Kurs zu stützen und so weitet sich der Discount nicht zu stark aus. Es gibt Gesellschaften, bei denen in den letzten Jahrzehnten die Dividende mindestens gleichgeblieben ist oder sogar angestiegen ist.

Also muss man bei den Investment Trusts genauso wie bei Aktien auch ganz genau hinschauen?

In der Tat muss man eine ganz genaue Analyse der Kennziffern durchführen. Überdies wird auch geschaut, wie werden die Infrastrukturprojekte vor Ort gemanagt oder wo stehen die Immobilien? Wir wollen in die Investment Trusts ja nicht nur für einen oder zwei Tage investieren. Unser Ziel ist es in Ideen eher längerfristig zu investieren. In der Regel beträgt die Haltedauer drei bis fünf Jahre. Aber wir haben auch Gesellschaften wie zum Beispiel HICL Infrastructure, die wir schon seit zehn Jahren im Portfolio haben. Aber wir bewirtschaften das alternative Portfolio der abrdn Diversified Fonds auch sehr aktiv. Wenn Titel mit einem Premium handeln, nehmen wir mal Gewinne mit. Und wenn Sie zu einem Discount notieren, steigen wir vielleicht wieder ein oder erhöhen die Position. Aber wir nutzen auch schon mal situativ Chancen. Zum Beispiel haben wir während der Pandemie, im Sommer 2020 in eine Gesellschaft investiert, die Supermarkt-Immobilien im Portfolio hat. Das hat sich als sehr lukrativ erwiesen, weil die Menschen trotz Lockdown in die Supermärkte gingen. Der Titel hat dann zu einem hohen Premium notiert, sodass wir erst einmal die Gewinne gesichert haben. Das betrifft ebenso unsere Positionen in große Logistikzentren. Auch die haben wir verkauft, weil wir aufgrund unserer Markteinschätzung von einer Rezession ausgehen. In einem solchen Umfeld sehen wir wenig Potenzial für solche Anlagen.

Was befindet sich neben den alternativen Anlagen in den Multi Asset Fonds?

Daneben investieren wir auch in Aktien, Schwellenländeranleihen, Unternehmensanleihen und viele andere Anlageklassen. Ende 2022 haben wir wieder angefangen, in Unternehmensanleihen zu investieren. Dort sehen wir auf Sicht von fünf bis zehn Jahren durchaus wieder ein attraktives Rendite-Niveau. Wir haben sogar auch wieder angefangen, ganz leicht die Aktienquote zu erhöhen. Aber man muss hier berücksichtigen, dass dies nur die beiden Diversified Assets Fonds betrifft. Diese Fonds haben einen sehr langfristigen Anlagehorizont. Wir schauen uns hier wirklich die Renditeerwartungen über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren an. Kurzfristige taktische Anlageentscheidungen spielen hier kaum eine Rolle. Denn wir erwarten auch in diesem Jahr sehr volatile Märkte. In den USA haben wir schon sehr stark steigende Zinsen gehabt. Es kann sein, dass wir im Frühjahr den Hochpunkt bei den Zinsen sehen und danach, wenn sich vielleicht eine Rezession abzeichnet, könnten gegen Ende des Jahres die Zinsen vielleicht schon wieder sinken. Der Übergang von der straffen zur lockeren Geldpolitik ist eine ganz schwierige Situation.

Sehen Sie nirgendwo Lichtblicke?

Doch es gibt auch positive Entwicklungen, aber sie reichen nicht aus, die Weltwirtschaft anzutreiben. Es gibt einige Schwellenländer wie Brasilien, die fangen jetzt schon langsam an, die Zinsen zu senken. Sie waren auch früher bei den Zinserhöhungen dran. Brasilien könnte auch von den höheren Rohstoffpreisen profitieren. Andere Schwellenländer befinden sich hingegen in einem anderen Zyklus. Das führt dazu, dass die Märkte nicht im Gleichklang sind. Dies alles deutet auf volatile Zeiten in diesem Jahr hin.

Die jüngste Rally signalisiert aber doch, dass die Anleger eher von einer abgesagten Rezession ausgehen.

Ja, die Marktteilnehmer gehen derzeit eher von einem Soft Landing aus. Aber die Stimmung kann auch wieder schnell umschlagen, wenn irgendwelche Daten veröffentlicht werden, die doch eine sehr starke, tiefe Rezession wahrscheinlich werden lässt. Dann geht wieder alles in die andere Richtung. Und wir vermuten, dass wir so eine Situation schon in den kommenden Monaten sehen werden. Sprich das komplette Jahr 2023. Zudem fällt derzeit China immer noch als Wachstumsmotor aus. Die Beendigung der Null-Covid-Strategie ist zwar ein guter Anfang, aber bis in Chinas Wirtschaft wieder Normalität herrscht, wird es noch einige Zeit dauern.

Bleibt dann auch die Inflation weiter ein Thema oder wird sie so schnell verschwinden, wie sie gekommen ist?

Nein, davon gehen wir nicht aus. Wir glauben, dass sich Anleger auf ein generell höheres Inflationsniveau einstellen sollten — auch für die kommenden Jahre. Allerdings dürften wir in den meisten Ländern den Hochpunkt der Inflation gesehen haben. Aber in Richtung der Zwei-Prozent-Inflation werden wir nicht zurückkommen. Das Niveau wird sich eher höher einpendeln. Und das ist mit ein Grund, warum wir glauben, dass alternative Investments auch in den kommenden Jahren eine Rolle spielen dürften. Denn es gibt in diesem Bereich durchaus Anlagen, die eine gewisse Inflationskoppelung haben, oder sogar Inflationsschutz bieten.

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