Schroders: Aktienmärkte nach großen Ein-Tages-Verlusten

Der Einbruch des US-Aktienmarkts vor zwei Wochen hat für Unruhe gesorgt. Der S&P 500, das Marktbarometer für den US-amerikanischen Aktienmarkt, gab an jenem Montag um 4,1 % nach – der größte Ein-Tages-Verlust seit August 2011, als Märkte eine Ausweitung der europäischen Staatsschuldenkrise befürchteten. Wie hat sich der S&P 500 danach entwickelt?

21.02.2018 | 09:22 Uhr

Heute sind diese Befürchtungen weniger ausgeprägt und ergeben sich eher durch eine gute Konjunkturlage. Die US-Wirtschaft wächst in einem Tempo, das zu einer zu hohen Inflation führen kann, was wiederum rasche Zinsanhebungen erforderlich machen könnte.

Möglicherweise bedeutet der Einbruch das symbolische Ende der Ära des „günstigen Geldes“, das dazu beitrug, die Preise von Anlagewerten nach oben zu treiben. Die weitverbreiteten wirtschaftlichen Anreize der Zentralbanken seit der Finanzkrise 2008 – von günstigen Darlehen bis zum milliardenschweren Aufkauf von Wertpapieren – haben möglicherweise ihr Ende erreicht.

Bei Marktturbulenzen sollte man jedoch langfristig orientiert sein und bedenken, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft ist – und nie vergessen, dass Ihr Kapital bei Investitionen gefährdet ist.

Als erstes verweisen wir darauf, dass der Einbruch von 4,1 % bei den Ein-Tages-Verlusten der zurückliegenden 30 Jahre nur auf Platz 33 landet.

Wie war es also an den schlimmsten Tagen?

Wir haben die Daten der vergangenen 30 Jahre untersucht und uns auf die zehn negativsten Tage konzentriert.

Die Daten ab 1988 zeigen, dass der S&P 500 in den fünf Jahren nach den zehn negativsten Tagen im Durchschnitt jährliche Renditen von 13,6 % erwirtschaftete.

Bei diesen zehn Tagen (siehe Tabelle unten) stellte eine Rendite von 164 % bzw. annualisiert 21 % in den fünf Jahren nach dem Einbruch des S&P von 6,7 % am 20. November 2008 die größte Rallye dar. Dieser Tag fiel in eine der schwärzesten Episoden der globalen Finanzkrise.

Anleger wären möglicherweise überrascht gewesen zu hören, dass eine Anlage von 10.000 US-Dollar zu Beginn dieses turbulenten Tages innerhalb von fünf Jahren auf eine Summe von 26.400 US-Dollar (vor Gebühren) gestiegen wäre.

Die zehn schwersten Ein-Tages-Verluste des S&P 500

Datum

Ein-Tages-Verluste

Gesamtrendite nach einem Jahr

Gesamtrendite nach fünf Jahren

15. Oktober 2008

-9,03 %

24 %

109 %

01. Dezember 2008

-8,92 %

39 %

147 %

29. September 2008

-8,79 %

-1,5 %

71 %

09. Oktober 2008

-7,62 %

21 %

103 %

27. Oktober 1997

-6,87 %

23 %

10 %

31. August 1998

-6,80 %

40 %

13 %

20. November 2008

-6,71%

49 %

164 %

08. August 2011

-6,65 %

28 %

117 %

13. Oktober 1989

-6,3 %

-6,9 %

6,4 %

19. November 2008

-6,1 %

39 %

147 %

(Quelle: Schroders. Thomson Reuters Datastream; Stand der Daten: 6. Februar 2018. Die abgebildeten Ein-Tages-Verlustdaten gelten für den S&P 500. Renditen nach dem Einjahres- und Fünfjahreszeitraum beziehen sich auf den Total Return Index. Die von Unternehmen ausgeschütteten Dividenden sind hierin berücksichtigt. Nur zu Informationszwecken. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Hinweis für die Wertentwicklung in der Zukunft und wiederholt sich möglicherweise nicht.)

Die schlimmsten Tage

Dieses Muster wiederholt sich für viele der zehn schlimmsten Tage, die hauptsächlich während der Finanzkrise stattfanden. Der schwerste Einbruch fand am 15. Oktober 2008 statt und lag bei 9,03 %. Es folgte eine Fünf-Jahres-Rendite von 109 % bzw. ein jährliches Äquivalent von 15,9 %.

Insgesamt fielen sechs der zehn schlimmsten Tage der vergangenen 30 Jahre auf die kurze Vier-Monats-Spanne von September bis Dezember 2008.

In unseren Daten spielen vier weitere Jahre eine Rolle: 1989, 1997, 1998 und 2011. Der Abverkauf von 6,9 % am 27. Oktober 1997 wurde durch eine Wirtschaftskrise in Asien verursacht. Der Einbruch am 31. August 1998 in ähnlichem Ausmaß ereignete sich kurz nach der Russlandkrise, die die Stimmung an den weltweiten Märkten ähnlich belastete. Die Finanzkrise 1989 wurde als Mini-Version des Schwarzen Freitags bezeichnet. Sie fand am 13. Oktober im Vorfeld der Rezession Anfang der 1990er-Jahre statt.

Nach diesen Einbrüchen waren die Renditen der nächsten Jahre weniger beeindruckend, obwohl es in den meisten Fällen zu einer anfänglichen Rallye kam. Der S&P 500 erwirtschaftete fünf Jahre nach dem Crash von 1997 beispielsweise nur 9,6 % bzw. jährlich lediglich 1,85 %.

Fünf Jahre nach dem Einbruch von 1998 erwirtschafteten Aktien eine leicht höhere Gesamtrendite von 13 %. Zehn Jahre nach dem Ereignis betrugen die Renditen jedoch 22 % und 28 % bzw. annualisiert 4,1 % und 5,1 %.

Fünf Jahre nach dem schlimmste Abverkauf im Rahmen der Eurokrise im August 2011 betrug die Gesamtrendite 117 %.

Die Berechnungen basieren auf Bloomberg-Daten zu den Gesamtrenditen über 30 Jahre, wobei der Beitrag von Dividendenausschüttungen zu den Renditen berücksichtigt ist.

War eine Korrektur am US-Markt überfällig?

Die Daten zeigen, wie solide Aktienmärkte auf lange Sicht sind. Doch die Verteilung der Kalenderdaten, insbesondere der Mangel an Abverkäufen am Aktienmarkt seit 2011, spiegelt auch die relative Ruhe wider, die die Anleger in den vergangenen Jahren und insbesondere in den zurückliegenden 18 Monaten genießen konnten.

Durch die raschen Kurszuwächse kam es am US-Aktienmarkt zu ausgereizteren Bewertungen – und höhere Bewertungen machen eine Korrektur der Aktienpreise wahrscheinlicher. Die USA machten im historischen Vergleich im Hinblick auf das konjunkturbereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis („CAPE“) einen teuren Eindruck.

Das CAPE ist eine aussagekräftigere Version des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV). Die Kennzahl vergleicht den Preis mit den durchschnittlichen inflationsbereinigten Gewinnen der vergangenen zehn Jahre. Dadurch werden kurzfristige Schwankungen bei den Gewinnen ausgeglichen. Historisch betrachtet kam es nach einem hohen CAPE zu niedrigeren Renditen, und nach niedrigen Bewertungen zu höheren Renditen. Vor dem jüngsten Rückgang des US-Markts wurde er zu einem CAPE von 32 gehandelt – gegenüber einem 15-Jahres-Durchschnitt von 25 auf Basis des MSCI US Index. Das würde bedeuten, dass US-Aktien um 22 % teurer als gewöhnlich waren.

Auf Basis des standardmäßigen KGV lag der US-Aktienmarkt bei 25,7 im Vergleich zu einem 15-Jahres-Durchschnitt von 18. 

Aktienmarktausblick 2018

Einige Marktkommentatoren machen für den jüngsten Einbruch Daten verantwortlich, die am vorvergangenen Freitag veröffentlicht wurden und ein Lohnwachstum von 2,9 % zeigen – daher die zunehmende Besorgnis in Bezug auf die Inflation und die Möglichkeit rascherer Zinsanhebungen. Dies sollte jedoch im breiteren Bewertungskontext betrachtet werden. Aktien waren vielleicht zu weit gestiegen und eine Korrektur war erforderlich. Optimisten verweisen jedoch auf die Pluspunkte: Volkswirtschaften weltweit verzeichnen ein synchronisiertes Wachstum, was selten ist, während die Steuersenkungen in den USA für bessere Aussichten bei den Unternehmen sorgen.

In jedem Fall sollten Anleger immer langfristig orientiert sein.

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Der Beitrag wurde am 20.02.18 auch auf schroders.com veröffentlicht.

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