Kames Capital: Weshalb ethische Trackerfonds ihr Ziel verfehlen werden

Ethische und nachhaltige Anleger, die auf passive Strategien setzen, verpassen unzählige Chancen, die regelbasierte Anlageprodukte übersehen. Trackerfonds erfreuen sich in den letzten Jahren zwar wachsender Beliebtheit. Aber die mit ihnen verbundenen Nachteile können die Wertentwicklung einer Anlage empfindlich bremsen.

22.09.2017 | 09:28 Uhr

Fragen an passive Strategien

Laut Ryan Smith, Leiter des ESG-Research von Kames Capital, sind viele Trackerfonds unter dem Strich bei Large Caps übergewichtet. Diese Unternehmen legen ihre Praktiken in Sachen Nachhaltigkeit am umfassendsten offen. Daneben ist es fraglich, ob passive Strategien in der Lage sind, zusammen mit den von ihnen gehaltenen Unternehmen die ESG-Resultate zu verbessern, obwohl die Aussichten für die einzelnen Indexwerte durchwachsen sind. 

«Der Kames Global Sustainable Equity Fund legt in nachhaltige Unternehmen unterschiedlicher Grösse, in verschiedenen Entwicklungsphasen und geographischen Regionen an. Auf diese Weise lässt sich am besten Alpha generieren», erklärt Ryan Smith und sagte weiter: «Die speziellen Schwerpunkte passiver Fonds in diesem Bereich können sich demgegenüber nach unserer Überzeugung negativ auf ihre Performance auswirken.» 

Nachfolgend nennt Smith seine drei grössten Bedenken in Bezug auf Anlagen in ethische Trackerfonds. 

Positionierung auf Large Caps

«Der Fokus auf Unternehmensangaben zu den ESG-Kriterien Umwelt, Gesellschaft und Governance kann eine einseitige Ausrichtung auf bestimmte Branchen, Anlagestile oder Märkte bewirken, bei der lohnende Anlagechancen in anderen Bereichen übersehen werden», erklärt Smith. «Diese Indizes legen in der Regel ihr Vermögen hauptsächlich in gross kapitalisierte Unternehmen an. Das widerspricht unseren Erfahrungen bei der Verwaltung unserer Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds. Denn bei beiden Ansätzen stehen kleine und mittlere Unternehmen im Mittelpunkt.»

Daher folgert Ryan Smith: «Die strengen Ausschlusskriterien bei unseren Ethikfonds bewirken eine klare Ausrichtung auf Small und Mid Caps. Das wiederum erfordert ein erfahrenes Team, um dieses Risiko aktiv zu steuern.» 

Geographische Schwerpunkte und Verwässerung

«In den Indizes dominieren in der Regel Aktien aus Industrieländern, was zulasten von Schwellenländerwerten geht. Die grössten Herausforderungen in punkto Nachhaltigkeit bestehen jedoch in Asien“, sagt Ryan Smith, der überzeugt ist: «Anleger, die einen Bogen um diese Region machen, verpassen daher die Chance, Kapital für Unternehmen bereitzustellen, die Lösungen für diese Probleme bieten.» 

Neben der problematischen geographischen Ausrichtung können passive Strategien nach Ansicht von Smith auch das Engagement auf Trends oder Themen verwässern, von denen die Produkte eigentlich profitieren wollen: «Nicht alle zu einem Anlagethema passenden Unternehmen werden erfolgreich sein. Je mehr Unternehmen in ein Portfolio aufgenommen werden, desto stärker wird häufig das eigentlich anvisierte Anlagethema verwässert». 

Mangelndes Engagement

«Die Zunahme passiver Investments hat zu einer stärkeren Konzentration des Eigentums und der Stimmrechte geführt. Denn passive Investoren können zwar aktive Stimmrechtsvertreter sein, aber sie können nicht aktiv verkaufen und werden kaum die Unternehmensleitung treffen», erklärt Smith. Aktive Anleger können dagegen ihr Stimmrecht ausüben und Anteile nach Bedarf kaufen bzw. verkaufen. Ausserdem nehmen aktive Fondsmanager ihre treuhänderische Verantwortung wesentlich ernster als ihre passiven Kollegen. Smith: «Engagement ist wichtig, weil selbst ‚nachhaltige’ Unternehmen mit Blick auf ihre Unternehmensführung zur Rechenschaft gezogen werden müssen.» 

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