Janus Henderson: Ein Fonds, der nur in Europa ohne Großbritannien investiert, könnte die richtige Wahl sein

Tim Stevenson ist seit 1991 Director of Pan-European Equities bei Janus Henderson Investors.
Aktienanlage

Die Kritik an europäischen Unternehmen, die weniger verdienen als ihre globale Konkurrenz, sei häufig unangebracht. Denn in vielen Fällen würden sie in langfristige Projekte investieren, erklärt Tim Stevenson, Director of Pan-European Equities bei Janus Henderson Investors.

27.06.2018 | 09:09 Uhr

Der alte Kontinent ist eine etablierte Wirtschaftsregion, die sich mit Themen wie dem demografischen Wandel auseinander setzen muss, die durchaus erhebliche Anlagechancen bergen. Man denke nur an die wachsende Nachfrage nach Gesundheitsversorgung. Oder an Unternehmen, die den Menschen bei ihrer Altersvorsorge helfen können in einer Zeit, in der uns der Staat zwingt, mehr Verantwortung zu übernehmen. Amundi ist eine der größten Investmentgesellschaften der Welt, was jedoch in Großbritannien bislang kaum zur Kenntnis genommen wird.

In der Politik lernen die Europäer langsam, im Gegensatz zu den Briten vielleicht, dass der Spielraum für eine radikal andere Wirtschaftspolitik durch die Stärke der nationalen Finanzen und die Höhe des Schuldenberges begrenzt wird. Die Einführung des Euro als Gemeinschaftswährung war für manche Länder ein schmerzlicher Prozess. Aber da mit dem Euro kurzfristige Währungsabwertungen als Möglichkeit zur Sanierung des Haushalts weggefallen sind, waren Länder wie Spanien, Portugal und Irland zu tiefgreifenden Anpassungen gezwungen. Nun können sie die Früchte dieser Anstrengungen ernten. Politische Turbulenzen haben jedoch dazu geführt, dass die Erfolge der Unternehmen in der Region nicht mehr richtig wahrgenommen werden.

Weltmarktführer mit langfristiger Strategie

Europa beheimatet viele weltweit führende Unternehmen, von Logistik- und Expressdienstleistern wie DHL bis hin zum führenden Airline-IT-Anbieter Amadeus. Viele Firmen überall auf der Welt nutzen seit Jahrzehnten die Unternehmenssoftware von SAP. Und auch unter den echten Luxusnamen spielen europäische Anbieter wie Hermes oder L’Oreal ganz vorne mit.

Die Kritik an europäischen Unternehmen, die weniger verdienen als ihre globale Konkurrenz, ist häufig unangebracht. Denn in vielen Fällen investieren sie in langfristige Projekte, statt nervös über ihre Schulter zu schauen, weil ihre Aktionäre höhere Renditen fordern. Europäische Firmen verfolgen tendenziell einen längerfristigen Ansatz, statt sofort an den Höchstbietenden zu verkaufen und schnelles Geld zu machen. Heute gibt es deutlich mehr Aktienrückkäufe in Europa als vor 30 Jahren. Aber sie sind nicht die treibende Kraft des steigenden Gewinns je Aktie (EPS) – ein Vorwurf, den man eher anderen Märkten machen kann.

Für Anleger, denen der Austritt Großbritanniens aus der EU Sorge bereitet, könnte dies ein guter Zeitpunkt sein, sich umzuschauen und zu sehen, wie viele Produkte und Dienstleistungen europäischer Firmen aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind. Und vielleicht kommen sie ja auch für eine Anlage infrage. Europa hat eine Reihe möglicher Strategien zu bieten, die für Anleger interessant sein könnten. Und ein Fonds, der ausschließlich in Europa ohne Großbritannien investiert, könnte die richtige Wahl sein – trotz der leider heute bei Briten weit verbreiteten Angst und Abscheu vor allem, was europäisch ist. Bei unserer paneuropäischen Strategie werden wir jedenfalls auch weiterhin Aktien aus Großbritannien stark untergewichten angesichts der Unsicherheit rund um den Brexit und den Ausstiegsprozess.


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