Europas Aktienmärkte könnten von den Folgen der neuen US-Politik betroffen sein. Doch einige Unternehmen bieten Anlegern guten Grund zur Freude.
03.02.2025 | 14:09 Uhr
Europas Unternehmen stehen vor einer Reihe neuer Herausforderungen, die sich aus der politischen Ausrichtung der neuen Trump-Regierung ergeben. Wir sind jedoch der Meinung, dass ausgewählte europäische Qualitätsaktien mit den richtigen Geschäftsmerkmalen unter der neuen US-Regierung gut abschneiden und ein nicht ausreichend beachtetes Ertragspotenzial bieten könnten.
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, die Unternehmen auf der ganzen Welt das Leben schwer machen könnten. Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob einige der aggressiveren Pläne reine Verhandlungstaktik oder ein tatsächlich angestrebtes politisches Ziel sind. In seiner ersten Runde von Durchführungsverordnungen unmittelbar nach seinem Amtsantritt hat Trump keine neuen Zölle für Europa vorgesehen. Er drohte jedoch mit der Einführung von Zöllen, falls die Europäische Union nicht mehr US-Öl und -Gas kaufen würde. In Europas Unternehmensführungen weiß man nur zu gut, dass Trumps politisches Programm den Wettbewerb mit US-Unternehmen deutlich erschweren könnte.
Für Aktienanleger in Europa besteht die Herausforderung darin, Unternehmen zu identifizieren, die trotz der höheren Hürden wirksam konkurrieren können. So sind beispielsweise Unternehmen mit starker Preisgestaltungsmacht und lokaler Geschäftstätigkeit viel weniger anfällig für potenzielle Zölle.
Schon vor seinem Amtsantritt machte Trump deutlich, dass neben China
auch Europa eines seiner Zielscheiben für Zölle ist. Die Zeit wird
zeigen, ob die harten Worte in die Tat umgesetzt werden. Anleger müssen
sich jedoch auf die Möglichkeit einstellen, dass Trump seine Drohungen
wahr macht und dass eine mächtige republikanische Regierung die
Rückverlagerung der Produktion in die USA fördert.
Unserer Meinung nach werden europäische Unternehmen, die ihre
Lieferketten bereits als Reaktion auf die Schocks während der
COVID-19-Pandemie optimiert haben, besser in der Lage sein, weiterhin
Gewinnwachstum zu erzielen. Unternehmen mit hochwertigen
Geschäftsfeldern, die in ihrer Branche eine starke Position einnehmen,
dürfte es leichter fallen, ihre Lieferketten zu optimieren, um die
Kostenbelastung durch Zölle zu bewältigen.
Adidas ist ein gutes Beispiel. In den letzten Jahren hat das
Sportbekleidungsunternehmen einen Teil seiner Beschaffung von China weg
verlagert, um das Zollrisiko und Störungen in der Lieferkette zu
reduzieren. Mit einer weltweit etablierten Marke und einem hochwertigen
Geschäftsmodell ist es Adidas gelungen, relativ schnell effektive
Beziehungen zu neuen Lieferanten in Asien aufzubauen.
Einige europäische Unternehmen sind in den USA tätig und könnten sogar
von den US-Zöllen profitieren, insbesondere im Industriesektor. So
erwirtschaftet beispielsweise Diploma, ein in Großbritannien ansässiges
Mischunternehmen, etwa die Hälfte seines Umsatzes in den USA, wobei 75 %
seiner Vorleistungen aus lokaler Produktion stammen. Daher dürften die
Zölle das in den USA erzieltes Einkommen nicht schmälern, während
Konkurrenten, die aus China beziehen, weitaus anfälliger sein werden.
Auch Beijer Ref, ein Hersteller von Heiz- und Kühlsystemen, verzeichnet
ein starkes Wachstum in den USA, wo das Unternehmen mit lokalen
Lieferanten zusammenarbeitet, sodass Zölle keine Bedrohung darstellen.
Auch Unternehmen, die eine marktbeherrschende Stellung in Nischenmärkten einnehmen, könnten in der Lage sein, einem gewissen Zollniveau standzuhalten. Das dänische Unternehmen Coloplast stellt beispielsweise medizinische Produkte wie Katheter und Kolostomiebeutel her und verfügt über einen festen Kundenstamm, der möglicherweise bereit ist, für diese Spezialprodukte mehr zu zahlen, anstatt die Marke zu wechseln.
Natürlich könnte die europäische Wirtschaft durch die neue
US-Politik, die auf die Förderung des US-Wachstums abzielt, Gegenwind
bekommen. Für einige Unternehmen bedeutet ein europäischer Firmensitz
jedoch nicht unbedingt ein höheres regionales Risiko.
Der Industriesektor ist ein typisches Beispiel.
Nehmen wir Atlas Copco, einen multinationalen Konzern aus Schweden, der
Werkzeuge, Geräte und Dienstleistungen für Branchen wie die
Fertigungsindustrie, den Bergbau und Bauunternehmen anbietet. Mehr als
70 % des Unternehmensumsatzes werden außerhalb Europas erwirtschaftet.
Dank seiner dezentralen Struktur mit mehr als 450 Servicezentren in über
180 Ländern hat das Unternehmen viele Möglichkeiten, um ungünstigen
Bedingungen auf einem bestimmten Markt entgegenzuwirken. Die starke
Erfolgsbilanz in Bezug auf beständige Profitabilität bietet einen
weiteren Puffer gegen potenzielle Konjunkturschwächen.
Unternehmen wie diese bieten Anlegern Möglichkeiten für Gewinnwachstum, das nicht an Makrotrends gebunden ist. Unsere Untersuchungen zeigen, dass beständiges Gewinnwachstum in den meisten Sektoren in Europa der zuverlässigste Faktor für langfristige Aktienerträge ist (siehe Abbildung).
Natürlich steht Europa in dieser Zeit des politischen Wandels von außen – neben der politischen Instabilität von innen – vor großen Herausforderungen. Aber die Verbindung zwischen Politik und Wirtschaftswachstum und Geschäftsergebnissen ist selten direkt. Wir glauben, dass es unter Trump 2.0 eine Vielzahl von Auswirkungen geben wird, mit unterschiedlichen Gewinnern und Verlierern unter den Unternehmen in den USA und auf der ganzen Welt.
Für Anleger in europäische Aktien sollte sich das Vorgehen bei der Suche nach widerstandsfähigen Unternehmen nicht ändern, auch wenn der Markt, die Makroökonomie und die politischen Variablen durcheinander geraten. Bleiben Sie bei der Suche nach Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen diszipliniert und achten Sie gleichzeitig auf die Auswirkungen von politischen Veränderungen. Europäische Unternehmen, die sich über die bevorstehenden politischen Erschütterungen hinwegsetzen, könnten in einer mit Sicherheit volatilen Zeit ein unterschätztes Ertragspotenzial bieten.
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