Comgest: Krisen als Charaktertest für das Werteverständnis eines Unternehmens

Comgest: Krisen als Charaktertest für das Werteverständnis eines Unternehmens
ESG

Nachhaltigkeit ist unlängst in die Unternehmenspolitik vieler Organisationen eingeflossen und auch Investoren achten immer mehr darauf. Oft führen jedoch erst Krisen im Unternehmen zum Umdenken.

31.08.2021 | 08:38 Uhr

Durch die Pandemie und dem damit einhergehenden Konjunktureinbruch wurden viele Betriebe auf eine noch nie dagewesene Probe gestellt. Es galt nicht nur, die operative Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten, sondern auch Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Aktionäre gleichermaßen zu bedienen. Die Art und Weise, wie sich Unternehmen dieser Herausforderung stellten, brachte Interessantes über die jeweilige Firmen- und Führungskultur ans Licht. Sébastien Thévoux-Chabuel, ESG-Analyst und Portfoliomanager bei Comgest, ist davon überzeugt, dass Anleger hierdurch Rückschlüsse auf das ESG-Qualitätsniveau eines Unternehmens ziehen können, welches wiederum Auswirkungen auf dessen Gewinnpotential und seine Zukunftsfähigkeit hat:

Die Pandemie hat gezeigt, wie unterschiedlich Unternehmen auf unerwartete ESG-Risiken und -Chancen reagieren: Welcher Interessensgruppe sie dabei Vorrang einräumten, wurde daran deutlich, inwieweit sie die Arbeitsplätze und Löhne mit oder ohne staatliche Hilfe sicherten sowie andere Maßnahmen ergriffen, um ihre Mitarbeiter vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen. Wie sie sie an Entscheidungen beteiligten, die ihre Mitarbeiter unmittelbar betrafen, wie sie die Lieferanten und Kunden durch kulante und individuelle Zahlungsvereinbarungen unterstützten oder, wie sie finanzielle Opfer seitens der Geschäftsführung, leitender Angestellter und der Aktionäre einforderten, anstatt die gesamte Belegschaft in Mitleidenschaft zu ziehen. Bei unserer Analyse ging es uns nicht darum, die Unternehmensreaktionen als „richtig“ oder „falsch“ zu beurteilen. Schließlich hatte jedes Unternehmen unterschiedliche Gründe für seine Entscheidungen, wie die kontroversen Diskussionen um die Dividendenpolitik deutlich machen.

LVMH und Unilever etwa reagierten, abgesehen von ihrer Dividendenpolitik, in sehr ähnlicher Weise auf die Pandemie. So waren beide Unternehmen darauf bedacht, auf Mitarbeiterkündigungen zu verzichten, keine staatliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen und durch Spenden und eigenes Engagement, etwa durch Produktionsumstellung, einen Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten.

Ein weiteres Beispiel ist Orpéa, Europas führender Betreiber von Seniorenpflegeheimen. Während der Krise stand die Branche wie kaum eine andere unter Beobachtung der Öffentlichkeit und in einigen Pflegeheimen legten Beschäftigte wegen COVID-19 die Arbeit nieder. Orpéa versorgte dagegen seine Mitarbeiter in Windeseile mit Schutzausrüstung und zahlte ihnen eine Sonderzulage. Dafür stellte das Unternehmen ein Fünftel des im Geschäftsjahr 2019 erwirtschafteten Reingewinns bereit. Mit diesen Maßnahmen sicherte es sich die Loyalität seiner Mitarbeiter und das Pflegeniveau in seinen Einrichtungen.

Den vollständigen Kommentar von Sébastien Thévoux-Chabuel, ESG-Analyst und Portfoliomanager bei Comgest, finden Sie hier als PDF.


Über Comgest:
Comgest ist eine internationale Boutique für Investments in Aktien der Industrie- und Schwellenländer. Sie ist zu 100% im Besitz der Mitarbeiter und Firmengründer. Diese seit über 30 Jahren bestehende solide Partnerschaft ist die Basis eines von Benchmarks und Indizes unabhängigen Qualitätswachstumsansatzes. Mit Büros in Europa, Asien und Nordamerika verwaltet Comgest ein Vermögen von rund 40 Milliarden Euro (Stand der Daten 30. Juni 2021) und betreut Anleger rund um den Globus, die ein auf Langfristigkeit abzielendes Aktieninvestment anstreben.

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