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Thorsten Hens: "Anleger sind übertrieben misstrauisch"

Marktverwerfungen sind fast immer auf irrationales Anlegerverhalten zurückzuführen, meinen Börsenpsychologen. Was dies für die heutige Börsenlage bedeutet, fragten wir Behavioral-Finance-Experte Professor Thorsten Hens, Direktor am Schweizer Bankeninstitut der Universität Zürich.

25.03.2009 | 10:40 Uhr

"In guten Börsenzeiten sind Anleger oft zu vertrauensselig"

? Herr Professor Hens, die börsenpsychologische Forschungsrichtung Behavioral Finance geht davon aus, dass starke Verwerfungen an den Märkten oft auf irrationales Anlegerverhalten zurückgehen. Lässt sich damit auch die aktuelle Krise erklären?

Thorsten Hens: Sicher. Wie so oft hat auch hier das Herdenverhalten zu einer Marktanomalie geführt. Investoren folgen bei ihren Anlageentscheidungen der großen Masse. Als Folge bildet sich in einem bestimmten Bereich eine Blase. Es kommt zu Marktfehlbewertungen, einem sogenannten Mispricing. Irgendwann platzt die Blase, wie auch in diesem Fall.

? In dem konkreten Fall der Finanzkrise ist es zahlreichen Anlegern wohl schwer gefallen, die Marktsituation richtig zu beurteilen, weil sie anfangs gar nicht wussten, dass das Problem mit den zahlungsunfähigen amerikanischen Hauseigentümern Papiere aus ihrem Portfolio betrifft.

Hens: Genau das ist das Problem. Wenn die Aktienkurse über einen längeren Zeitraum gestiegen sind, werden Anleger zu vertrauensselig, sie hinterfragen weniger. Sie kauften komplizierte Investmentvehikel wie forderungsbesicherte Papiere, ohne genau zu verstehen, was sie sich da ins Depot legten. Ein klassischer Fehler aus Sicht der Behavioral Finance. Deshalb empfehlen wir auch immer, selbst zu recherchieren und sich nicht ausschließlich auf Informationen aus zweiter Hand zu verlassen.

"Derzeit sind Anleger übertrieben misstrauisch"

? Wann wäre denn der richtige Zeitpunkt gewesen, um zu erkennen, dass wir es mit einer ernsthaften Krise zu tun haben, und um sich entsprechend zu positionieren?

Hens: Nach den Grundsätzen der Behavioral Finance hätte man sich schon Anfang des Jahres 2008 aus Aktieninvestments zurückziehen sollen. Zu diesem Zeitpunkt wurden sowohl die Fundamentaldaten als auch das Sentiment schlechter. Doch viele Anleger haben die Verluste nicht rechtzeitig realisiert, in der Hoffnung, dass die Kurse wieder steigen. Unsere Forschungen haben ergeben, dass die meisten Anleger Schwierigkeiten haben, Papiere unter dem Kurs zu verkaufen, zu dem sie sie gekauft haben. Sie sitzen Verluste zu lange aus. Gewinneraktien hingegen werden oft zu früh verkauft.

? Jetzt aber verkaufen Anleger, als würden sich die Aktienmärkte nie wieder erholen.

Hens: Auch das ist ein typisches irrationales Anlegerverhalten. Genauso wie Investoren zu optimistisch werden, wenn die Kurse lange gestiegen sind, denken und handeln sie zu negativ, wenn die Aktienkurse längere Zeit gefallen sind. Das ist derzeit der Fall - Anleger sind übertrieben misstrauisch.

"Man sollte sich nicht abhängig von kurzfristigen Marktrends machen"

? Welche Fehler sollte man sonst noch vermeiden?

Hens: Nicht unüberlegt nachkaufen, nur weil die Kurse fallen und man glaubt, ein Schnäppchen zu machen. Fundamental gesehen ist das vielleicht nicht der Fall.

? Wie können Investoren die Erkenntnisse der Behavioral Finance nutzen, um für sich ein erfolgreiches Portfolio zusammenzustellen?

Hens: Die Basis ist ein langfristig ausgerichtetes Portfolio. Man sollte sich nicht abhängig von kurzfristigen Marktrends machen. Wir empfehlen, antizyklisch zu handeln. Das heißt aber nicht, dass man sich komplett gegen den Markt stemmen sollte, das funktioniert selten. Wichtig ist, bei Investmententscheidungen die beiden Aspekte Fundamental und Sentiment in der richtigen Kombination zu beachten.

"Bei Aktien stehen wir kurz vor einem Wendepunkt"

? Und wie bringe ich eine individuelle Note in mein Depot?

Hens: Die Asset Allocation muss der psychologischen und der finanziellen Risikofähigkeit des Anlegers entsprechen. Bei vielen Anlegern gibt es eine große Diskrepanz zwischen der gefühlten Risikofähigkeit und der, die man sich tatsächlich leisten kann. Junge Männer neigen zum Beispiel oft dazu, sich selbst zu überschätzen und investieren offensiver als angesichts ihres finanziellen Backgrounds gut für sie ist. Ältere Frauen hingegen investieren zu konservativ, selbst wenn sie wohlhabend sind. Die größte psychologische Risikofähigkeit haben übrigens junge berufstätige Frauen.

? Seit Monaten ist die Stimmung an den Aktienmärkten auf der ganzen Welt extrem negativ. Sehen Sie aus börsenpsychologischer Sicht ein Ende der Krise?

Hens: Ich denke, dass wir kurz vor einem Wendepunkt stehen. Die Fundamentaldaten werden langsam besser und das Sentiment positiver.


IM PROFIL: Thorsten Hens
Thorsten Hens, geboren 1961, habilitierte an der Universität Bonn und arbeitete als Wirtschaftswissenschaftler u.a. in Norwegen. Seit 2007 ist er Direktor am Schweizer Bankeninstitut der Universität Zürich. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Behavioral Finance, eine Forschungsrichtung, die sich mit der Psychologie der Anleger beschäftigt. Zusammen mit anderen Behavioral Finance-Spezialisten hat er eine Firma namens Behavioural Finance Solutions gegründet. Mehrere Großbanken, darunter die Credit Suisse und die Deutsche Bank, setzen die Erkenntnisse von Hens für die Beratung institutioneller Kunden ein.

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