NN IP: Flexibilität mit Alternative Credit

Durch eine stärkere Ausrichtung auf Alternative Credit / Private Debt könnten Anleger ihre Fixed Income Portfolios vor steigenden Zinsen schützen, wenn die westlichen Regierungen ihre Geldpolitik normalisieren. Petra Stassen-van Lochem, Client Portfolio Manager Alternative Credit erläutert zwei Szenarien.

06.11.2017 | 10:11 Uhr

Der Zinssatz, den ein Kreditnehmer für variabel verzinste Darlehen zahlt, ist üblicherweise an einen Referenzzinssatz wie den Euribor oder den Libor gekoppelt und wird monatlich, vierteljährlich oder halbjährlich angepasst. Daher bieten diese Anlagen eine natürliche Absicherung gegen Zinsanstiege und eine direkte Ausrichtung auf die Realwirtschaft. In den beiden wahrscheinlichsten Wirtschaftsszenarien – entweder überspringt das globale Wirtschaftswachstum endlich die langjährige obere Schwelle von 3,5 Prozent oder es bleibt in seinem bisherigen, relativ engen Korridor – werden die Zinsen vermutlich etwas steigen, was variabel verzinsten Anlagen zugutekommt.

Alternative Credit ist ein Überbegriff für eine große Zahl an Anlageinstrumenten, von privaten Wohnbaukrediten und gewerblichen Immobilienkrediten über Infrastrukturdarlehen bis hin zur Finanzierung von Exporten oder Unternehmen. Es gibt viele unterschiedliche Ausprägungen, mit festen oder variablen Kupons, kurzen oder langen Laufzeiten und hoher oder niedriger Bonität. Ein wesentlicher Aspekt bei Krediten ist, dass sie privat verhandelt werden und somit maßgeschneiderte Konditionen ermöglichen. Dazu zählen z.B. Vereinbarungen zur Reduzierung des Verslustrisikos. Kredite werden außerdem während ihrer gesamten Laufzeit eng überwacht, was die Möglichkeit eröffnet, bei Zahlungsschwierigkeiten frühzeitig einzuschreiten und mit am Tisch zu sitzen. Das führt im Allgemeinen zu einer geringeren Ausfallwahrscheinlichkeit und im Fall der Fälle zu höheren Recovery Quoten.

Gewerbeimmobilien sind Objekte, die ausschließlich zu Anlagezwecken gehalten werden, wie beispielsweise Einkaufzentren, Bürogebäude oder Logistikzentren. Sie sorgen für Diversifikation gegenüber traditionellen Anlageklassen, bieten einen Renditevorteil im Vergleich zu öffentlich gehandelten Anleihen mit ähnlichen Laufzeiten und ähnlicher Bonität und können als Alternative zu Unternehmensanleihen mit Investment Grade fungieren. Nachfrage und Vermietungsstand steigen zumeist, wenn sich das Wirtschaftswachstum beschleunigt.

Exportkreditagenturen (Export Credit Agencies, kurz ECA) sind staatlich geförderte Institutionen zur Unterstützung der Wirtschaft eines Landes. Sie ermöglichen es Käufern von exportierten Produkten, ihre Käufe zu wettbewerbsfähigen Preisen zu finanzieren. ECA-gedeckte Kredite werden von Staaten mit hoher Bonität garantiert und weisen das gleiche Kreditrisiko auf. Zu den Industriezweigen, deren Exporte häufig über Exportkreditagenturen finanziert werden, zählen Luftfahrt, Schifffahrt, erneuerbare Energien, Infrastruktur und kleine und mittlere Unternehmen.

Unabhängig davon, ob das globale Wirtschaftswachstum innerhalb seiner engen Bandbreite verharrt, nach oben ausbricht oder in eine Rezession abdriftet, kann die breite Vielfalt an Anlageklassen im Alternative-Credit-Bereich geeignete Anlagemöglichkeiten bieten. Variable Zinsen und eine direkte Ausrichtung auf eine wachsende Wirtschaft zählen zu ihren größten Stärken. Sie können in Portfolios aber auch eine strategische Rolle neben traditionellen Anlageklassen spielen, und Investoren mit längerfristigen Verbindlichkeiten könnten sie zudem in ihre Matching-Portfolios aufnehmen. Mit der richtigen Auswahl an Alternative-Credit-Anlagen können Anleger von Aufwärtsbewegungen profitieren und gleichzeitig das Verlustpotenzial minimieren.

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