Columbia Threadneedle: Volatilität hoch, Zinsen niedrig

Aufgrund der Konjunkturunsicherheit in China, der Schwäche an den Rohstoffmärkten und der geldpolitischen Unsicherheit werde die Volatilität an den Aktienmärkten weiter anhalten, schreibt Mark Burgess, CIO für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) und globaler Aktienchef bei Columbia Threadneedle Investments.

29.09.2015 | 10:20 Uhr

Seit Ende August präsentieren sich die Aktienmärkte volatil – ein Trend, der kurzfristig wohl auch noch weiter anhalten dürfte. Die Unruhe an den Märkten rührt meines Erachtens von drei Faktoren her: 

  • Der Konjunkturunsicherheit in China und hier insbesondere der Fähigkeit der chinesischen Regierung, für eine „weiche“ Landung der Wirtschaft zu sorgen; 
  • Der Schwäche an den Rohstoffmärkten und dem damit verbundenen Dominoeffekt für die Produzenten und Exporteure von Rohstoffen; und
  • Der geldpolitischen Unsicherheit, jetzt da die US-Notenbank Fed auf ihre erste Zinserhöhung seit 2006 zusteuert.

In China scheinen die politisch Verantwortlichen in Bezug auf den Kapitalismus einen Ansatz des „Rosinenpickens“ übernommen zu haben – oder anders ausgedrückt: sie unterstützen gerne die Aspekte, die ihnen zusagen (wie etwa ein steigender Lebensstandard und die zunehmende Bedeutung Chinas auf derWeltbühne), zeigen sich aber weniger erfreut, wenn es zu unerwünschten Entwicklungen wie fallenden Aktienmärkten kommt.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit die jüngsten Aktieneinbrüche das Wirtschaftsreformprogramm des Landes gefährden werden. Wir können aber schon mit Sicherheit sagen, dass die Konjunktur deutlich an Fahrt verliert. Die wichtigste Frage im Zusammenhang mit dieser Abkühlung lautet, ob China der Übergang zu einemniedrigeren, aber qualitativ besseren Wachstum gelingt – wovon Risikoanlagen am Ende profitieren würden – oder ob noch etwas Gravierenderes passieren wird.

Meines Erachtens wäre ein Wachstumsrückgang auf rund 4–5 % keine Katastrophe, sofern dieses Wachstum von besserer Qualität ist und China es außerdem schafft, in der wirtschaftlichen Wertschöpfungskette aufzusteigen. Es besteht allerdings offenkundig die Sorge, dass die Regierung alles Erforderliche tunwird, um die heimische Wirtschaft zu stützen. Dabei könnte sie auch zu umfangreichen und potenziell unproduktiven Infrastrukturprojekten zurückkehren sowie Unternehmen unterstützen, die besser in Konkurs gehen sollten. Auch wenn nicht dieselben Infrastrukturfehler begangen werden, so hat China doch den „Abwertungsgeist“ aus der Flasche gelassen und damit die Sorge geweckt, dass das Land und seine asiatischen Konkurrenten Deflation in die übrige Welt exportieren könnten.

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