Barings: Zentralbanken in der Kritik

Die Maßnahmen der Zentralbanken verlieren allmählich ihre Wirkung, da negative Nebeneffekte mittlerweile die möglichen Vorteile überschatten. Seit Anfang des Jahres weist Marino Valensise, Head of Global Multi Asset Group bei Barings in London, in seinen monatlichen Mitteilungen auf diesen Kollateralschaden hin, doch erst jetzt, so scheint es, ziehen die Entscheidungsträger Bilanz aus der Situation und erkennen die Schwachstellen ihrer Vorgehensweise.

12.10.2016 | 10:40 Uhr

Der erste Schwachpunkt liegt darin, dass das günstigere Geld der Wirtschaft effektiv schadet. Seit 2009 konzentrieren sich die wichtigsten Zentralbanken darauf, den „Preis für Geld“ durch das Herabsetzen der Leitzinsen auf niedrigere Niveaus zu senken. Die Reduzierung der kurzfristigen Zinsen hatte allerdings eine Reihe unbeabsichtigter Folgen. Diese Folgen beinhalten ein Paradoxon: Niedrigere Zinsen und flachere Zinsstrukturkurven hatten negative Auswirkungen auf die Rentabilität des Kreditgeschäfts, da sie die Kreditvergabe für Banken unattraktiver machten.

Zweitens muss auch der Transmissionsmechanismus der quantitativen Lockerungsmaßnahmen infrage gestellt werden. Ziel der Staatsanleihekäufe durch die Zentralbanken war eine Freisetzung von Liquidität, damit Banken Kapital in das gewerbliche Kreditgeschäft umschichten konnten. Der Effekt fiel jedoch schwächer aus als beabsichtigt und das Bankensystem gab die zusätzliche Liquidität nicht so aggressiv weiter wie erwartet oder gewünscht.

Die dritte Schwachstelle betrifft die Art und Weise, wie quantitative Lockerungsprogramme umgesetzt werden. Die Bilanzen der Zentralbanken wurden stark ausgeweitet und sollte diese Ausdehnung noch länger fortbestehen, könnten die Zentralbanken den Großteil der entsprechend verfügbaren Vermögenswerte absorbieren. Laut Prognose des IWF wird die Bank of Japan (BoJ) zwischen 2017 und 2018 an ihre „Kapazitätsgrenzen“ stoßen. Gleichermaßen wird die Europäische Zentralbank (EZB) irgendwann gezwungen sein, das Universum geeigneter Wertpapiere auszuweiten, damit ihr die verfügbaren Vermögenswerte nicht ausgehen.

Es gibt noch viele andere negative, unbeabsichtigte Konsequenzen, darunter die Folgen für Versicherungsunternehmen und leistungsorientierte Pensionsfonds sowie die Probleme, die durch den fast unbegrenzten Zugang zu Krediten für Firmen verursacht wurden, die andernfalls bankrott wären.

Lesen sie hier die Analyse von Marino Valensise, Head of Global Multi Asset Group bei Barings in London: Welche weiteren Konsequenzen haben die Maßnahmen der Zentralbanken, welche Systemverschiebungen könnten sich ergeben und weshalb könnte „Helikoptergeld“ in Kombination mit einem zielgerichteten Finanzplan die wirksamste Lösung sein, falls eine erneute Konjunkturabkühlung eintritt?

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