Columbia Threadneedle: Vier Fakten, die für asiatische Wertpapiere sprechen

Während die Zinsrisiken weltweit steigen, eröffnen sich Anlagechancen bei asiatischen festverzinslichen Wertpapieren. Die Generierung positiver und beständiger Anlagerenditen erfordert jedoch einen flexiblen und diversifizierten Ansatz bei Anlagen in Asien, meint Clifford Lau, Head of Fixed Income, Asien-Pazifik, bei Columbia Threadneedle.

02.05.2018 | 09:43 Uhr

In einer Welt, in der das globale Zinsumfeld größere Risiken mit sich bringt, bieten die ineffizienten asiatischen Rentenmärkte Chancen für flexible Anleger. In den USA steigen die Zinsen allmählich, und auch in anderen Industrieländern fahren die großen Zentralbanken ihre Anleihekaufprogramme zurück. Die Spreads asiatischer Anleihen bleiben dennoch attraktiv. Zudem können flexible Anleger auch von einzelnen Anlagechancen profitieren.

Während die US-Notenbank die Zinszügel inzwischen strafft und die EZB in der Europäischen Union ihre Wertpapierkäufe drosselt, halten die asiatischen Zentralbanken vorerst an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Aus makroökonomischer Sicht stützt dies die asiatischen Rentenmärkte.

Vor diesem stabilen Hintergrund bieten asiatische festverzinsliche Wertpapiere 2018 großes Potenzial. Zu den Themen gehören: der Renditeaufschlag festverzinslicher Wertpapiere aus Asien, die bessere Situation asiatischer Unternehmen, die Fortschritte in Grenzmärkten sowie die starken asiatischen Währungen.

Allerdings müssen Anleger 2018 selektiver vorgehen als noch 2017. Aufgrund steigender Nahrungsmittel- und Energiepreise nehmen die Inflationsrisiken weltweit zu. In Asien scheint die Inflation noch unter Kontrolle, aber auch hier mehren sich die Risiken. Ganz anders war es noch 2017, damals senkten lokale Zentralbanken angesichts des abnehmenden Inflationsdrucks die Zinsen.

Asiatische Themen

Die Zunahme von Konsum, Technologie und Urbanisierung in Asien sind für Anleiheinvestoren positive Themen. Generell gesprochen vollziehen asiatische Länder nach wie vor eine rasante Entwicklung, und dies führt zu einer Verbesserung der Lebensstandards und zu steigendem Vermögen der Privathaushalte. Folglich können die Menschen auch mehr Geld ausgeben, gleichzeitig verschieben sich die Präferenzen der Verbraucher. Anleiheinvestoren, die sich in Unternehmen engagieren, die an diesen wichtigen Themen partizipieren, können attraktive Erträge erwirtschaften.

Entscheidende Faktoren für das Thema Konsum sind eine bessere Lebensqualität, vermehrte Reiseund Freizeitmöglichkeiten, verstärkte Käufe von Mode und Bekleidung, eine größere Nachfrage nach Finanzdienstleistungen und ein höheres Niveau an Verbraucherkrediten. Technologie beinhaltet Hardware- und Softwarehersteller, Online-Handel, expandierende digitale Ökosysteme und regionale Integration durch geteilte Wirtschaftsaktivitäten. Zu den Merkmalen der rasant verlaufenden Urbanisierung gehören die Umstellung von Kohle auf Gas, die Schaffung eines "Silicon Valley" in der Shenzhen Greater Bay Area und die Entstehung regionaler Immobiliengiganten.

Darüber hinaus werden wichtige politisch gesteuerte Maßnahmen dazu beitragen, die wirtschaftliche Entwicklung Asiens zu definieren, und werden Möglichkeiten für globale Anleger schaffen. In China gehören dazu die Initiative "Belt and Road", der Schuldenabbau der Unternehmen sowie der Export von Überschusskapazitäten. Die wichtigsten Maßnahmen in anderen Ländern der Region sind die Rekapitalisierung indischer Banken und die grenzüberschreitenden Möglichkeiten für südostasiatische Unternehmen in der ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft.

Vergangenes Jahr lockten asiatische Staatsanleihen Anleger aus aller Welt an, die nach inkrementellen Renditen Ausschau hielten. Ihre Bewertungen und die zugrunde liegenden Fundamentaldaten sind im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren aus Kern-Industrieländern nach wie vor attraktiv. Insbesondere die vorteilhaften Inflationsaussichten unterstützen Anleihen mit langer Duration, darunter Papiere aus Indonesien.

Staatsanleihen asiatischer Grenzmärkte bieten derzeit einen noch höheren Renditeaufschlag. Aus makroökonomischer Sicht gehören zu diesen Märkten Länder mit positiven Fundamentaldaten, die beispielsweise die IWF-Leitlinien erfüllen (Sri Lanka), von den wieder steigenden Rohstoffpreisen profitieren (Mongolei) und in denen die politischen Risiken nachlassen (Pakistan).

Asiatische Unternehmen stehen zunehmend besser da

Viele asiatische Unternehmen konnten 2017 ein sehr erfreuliches Gewinnwachstum vermelden und dürften dies auch dieses Jahr wiederholen können. Die kräftige Binnennachfrage, höhere Exportvolumen (abgesehen von den handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und China), die effektive Nutzung des Online-Handels zur Umsatzsteigerung und Kostensenkung sowie die Entwicklung der Infrastruktur zur logistischen Unterstützung steigern die Profitabilität. Die Unternehmen dürften ihre derzeit gute Ausgangslage noch weiter optimieren können, wenn sie ihre Bilanzen weiter entschulden und dadurch die Zinsdeckung und ihre Liquiditätsprofile verbessern.

Einiges spricht dafür, dass sich die historisch gesehen ohnehin niedrigen Spreads asiatischer Investment Grade-Anleihen gegenüber ihren US-Pendants noch weiter verengen, insbesondere, da sich die Fundamentaldaten US-amerikanischer Unternehmen verschlechtern. In Asien ist der Spread pro Verschuldungseinheit mit 146 Basispunkten (Bp.) attraktiver als der von Investment Grade-Unternehmensanleihen aus Industrieländern mit nur 40 bis 50 Bp. Das Ertragsrisiko-Verhältnis der Region ist also deutlich höher. Die jüngsten Maßnahmen zur Laufzeitenverlängerung haben in einem Umfeld steigender US-Zinsen auch die Refinanzierungsrisiken verringert.

Die Aussichten für asiatische Hochzins-Unternehmensanleihen sind derzeit generell erfreulich, auch wenn die Fundamentaldaten außerhalb der Sektoren Immobilien und Bergbau besser sind. Die Lage hellt sich jedoch auch in diesen Bereichen auf, denn im Immobiliensektor steigt das vertraglich gebundene Verkaufsvolumen und Bergbauunternehmen profitieren von steigenden Rohstoffpreisen. Die Ausfallquote liegt bei 2 % gegenüber dem Durchschnitt der Schwellenländer von 2,4 %. Zudem sind asiatische Hochzinspapiere nach wie vor vergleichsweise günstig, außerdem ist das Durationsrisiko im weltweiten Vergleich geringer.

Wechselkurse kommen Asien zugute

Die Wechselkurse werden auch in Zukunft die Entwicklung der inländischen asiatischen Rentenmärkte maßgeblich bestimmen. Im vergangenen Jahr ergriffen viele Zentralbanken der Region als Reaktion auf die geringe Inflation expansive geldpolitische Maßnahmen. Asiatische Währungen waren im Vergleich zum anfälligen US-Dollar stark und erhielten zusätzliche Unterstützung durch die robusten Außenbilanzen. 2018 dürfte sich dieses Bild etwas differenzierter darstellen. Investoren werden sich wahrscheinlich auf die lokalen Rentenmärkte der Länder konzentrieren, in denen die Inflation niedrig bleiben dürfte, deren Realzinsen im regionalen Vergleich höher sind, die sich durch beträchtliche Devisenreserven gegen Wechselkursschwankungen absichern können und deren nachhaltiges Wirtschaftswachstum durch ein stabiles politisches System untermauert wird.

Im Allgemeinen dürfte ein kräftiges BIP-Wachstum in fast allen asiatischen Volkswirtschaften die Währungen unterstützen. Nur Indonesien hinkt gemessen an den Einkaufsmanagerindizes leicht hinterher.

Anleger müssen in allen Segmenten der asiatischen Rentenmärkte sorgfältig die Sektoren auswählen, die im derzeitigen makroökonomischen Umfeld erfolgreich sein dürften. Unserer Ansicht nach gibt es Sektoren, die Anleger meiden sollten, beispielsweise den indischen Telekommunikationssektor, denn hier droht ein erbitterter Konkurrenzkampf die Margen unter Druck zu setzen. Nach wie vor müssen auch geopolitische Risiken beachtet werden, allen voran das Säbelrasseln auf der koreanischen Halbinsel und die Gefahr eines Handelskriegs zwischen den USA und China.

Das wachsende Engagement asiatischer Anleger stützt jedoch die Rentenmärkte der Region. Die Zeichnungen von Neuemissionen und die Performance des Sekundärmarktes werden inzwischen deutlich weniger von US-amerikanischen und europäischen Anlageverwaltern bestimmt als noch vor wenigen Jahren. Expandierende Vermögensverwalter und regionale Versicherer engagieren sich ebenfalls in großem Umfang. Ihre spezifischen Portfolioanforderungen verleihen den Märkten neue Tiefe.

Die Generierung positiver und beständiger Anlagerenditen erfordert einen flexiblen und diversifizierten Ansatz bei Anlagen in Asien. Anleger, die einen solchen Ansatz verfolgen, können potenziell über den Konjunkturzyklus hinweg Alpha generieren.

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