Die Eskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran könnte sich auch auf die in dieser Woche anstehenden Zinsentscheide einiger Notenbanken auswirken. Dabei steht vor allem der Ölpreis im Fokus.
17.06.2025 | 13:58 Uhr
Denn ein möglicher Ausfall iranischer Förder- und
Exportkapazitäten könnte das Angebot auf den Weltmärkten kurzfristig
reduzieren. Der bereits erfolgte Anstieg der Rohölnotierungen – bei der
Nordseesorte Brent von 63 US-Dollar Ende Mai auf bis zu 75 Dollar Mitte Juni –
hat zur Folge, dass die jeweiligen Energiepreiskomponenten die Inflation nicht
mehr so deutlich drücken wie in den vergangenen Monaten. Der relevante
Vergleich ist der zwischen dem aktuellen Ölpreis und dem Monatsdurchschnitt des
Vorjahres. Bezogen auf die Eurozone, und daher in Euro berechnet, lag der
Vorjahresdurchschnittspreis im Juni 2024 bei knapp 77 Euro pro Barrel,
verglichen mit knapp 65 Euro derzeit und 55 Euro Ende Mai. Deutlich abgemildert
wird der in Euro gerechnete Ölpreis durch den seit Wochen gegenüber dem Dollar
sehr festen Euro. Da weiterhin Dienstleistungspreise und teilweise
Nahrungsmittelpreise überdurchschnittlich stark anziehen, dürften die
Teuerungsraten künftig wieder höher ausfallen, sofern sich nicht der Ölpreisanstieg
der letzten Wochen wieder komplett egalisiert.
Die EZB hätte vor diesem Hintergrund gute Argumente, um auf ihrer nächsten
Ratssitzung im Juli auf eine weitere Zinssenkung zu verzichten. In den USA
hingegen fällt der Ölpreisvergleich etwas weniger günstig aus – 79 Dollar im
Durchschnitt des Juni 2024 gegenüber 72 Dollar aktuell. Somit hat die
US-Notenbank Fed einen weiteren Grund, die Leitzinsen in dieser Woche nicht zu
senken. Darüber hinaus dürfte Fed-Präsident Jerome Powell erneut darauf
hinweisen, dass drohende Zollerhöhungen und eskalierende Handelskonflikte,
sowie eine sehr restriktive Migrationspolitik der Regierung Trump, potenzielle
Inflationsgefahren bedeuten. Für eine mögliche Leitzinssenkung im weiteren
Jahresverlauf müsste es vonseiten des Arbeitsmarktes in den USA eindeutige
Schwächesignale geben, die bisher allerdings noch nicht erkennbar sind. Trotz
langsam zunehmender Anzeichen für eine sinkende Wachstumsdynamik fielen bisher
weder die Anzahl der neu geschaffenen Stellen noch die Arbeitslosenquote oder
der Anstieg der Löhne deutlich schwächer aus. Auch die Bank of England und die
chinesische Notenbank dürften in dieser Woche keine Leitzinssenkung
beschließen, während die Bank of Japan trotz nachhaltig gestiegener Inflation
in den letzten Monaten ihre Leitzinsen nicht anheben dürfte. Damit ist nur
vonseiten der Schweizer Nationalbank eine Leitzinssenkung zu erwarten. Damit
würde erstmals eine der größeren Notenbanken weltweit wieder einen Nullzins
einführen. Der seit Jahren sehr feste Kurs des Schweizer Franken unterstützt
allerdings auch eine deutlich geringere Inflation, die im Mai sogar bei -0,1
Prozent lag.
Ihr Carsten Mumm
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