DONNER & REUSCHEL: Mumm kompakt – bremsen die Notenbanken weniger stark?

Volkswirtschaft

Das verspätet vermeldete Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts überraschte zwar mit 3,9 Prozent im dritten Quartal positiv und die Industrieproduktion konnte mit 6,3 Prozent im September im Vergleich zum Vorjahr unerwartet deutlich zulegen.

25.10.2022 | 12:05 Uhr

Doch verdeutlichen die nur um 2,5 Prozent gestiegenen Einzelhandelsumsätze die negativen Auswirkungen der anhaltenden massiven Lockdowns im Zuge der Null-Covid-Politik. Da Xi Jinping für eine weitere Amtszeit als Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas und damit auch als Staatschef gewählt wurde, ist mit keiner veränderten Strategie der Pandemiebekämpfung zu rechnen.

Zudem dürfte auch die Skepsis bezüglich der künftigen Vorgehensweise im Taiwan-Konflikt tendenziell für Zurückhaltung ausländischer Handelspartner sorgen, der Immobiliensektor weiterhin fragil und die Perspektiven der chinesischen Volkswirtschaft vorerst weiter eingetrübt bleiben. Damit kann China kaum zur Stabilisierung der schwächelnden Weltwirtschaft beitragen. Zudem verdeutlichen die aktuellen Veröffentlichungen der S&P Global Einkaufsmanagerindizes, dass die wirtschaftliche Dynamik einiger europäischer Staaten und auch in den USA deutlich nachlässt.

Während sich Deutschland, die Eurozone und Großbritannien auf klarem Rezessionskurs im kommenden Winterhalbjahr befinden, nimmt auch in den USA die Gefahr einer stärkeren wirtschaftlichen Abkühlung wieder zu. Wesentliche Belastungsfaktoren sind dabei fast unisono die hohen Inflationsraten, die zunehmend Investitionen und den privaten Konsum abwürgen. Die Marktreaktion nach schwächeren Konjunkturdaten war in den letzten Monaten überwiegend positiv, denn Anleger hegen nach wie vor die Hoffnung, dass die Notenbanken vor diesem Hintergrund einen weniger restriktiven geldpolitischen Kurs als bisher erwartet fahren könnten.

Da allerdings die Oktober- Inflationsraten in Europa und die von der US-Notenbank Fed vielbeachtete PCE-Kernrate für September am Freitag weiter ansteigend erwartet werden, ist für die Zinsentscheide der EZB in dieser und der Fed in der kommenden Woche trotzdem jeweils mit einem großen Zinsschritt um 75 Basispunkte zu rechnen. Erst wenn die wirtschaftliche Abkühlung über eine geringere gesamtwirtschaftliche Nachfrage auch den Inflationsdruck nachhaltig senkt, wäre ein Einlenken der Notenbanken denkbar.

Ihr Carsten Mumm

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