DONNER & REUSCHEL: Corona & Märkte - Mumm Briefing zum Wochenausklang

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Volkswirtschaft

Die Weltwirtschaft befindet sich weiterhin in einem dynamischen Aufschwung mit voraussichtlich überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Das ifo-Institut geht in seinen jüngsten Prognosen von einem globalen Wachstum in Höhe von 6,6 in diesem und 4,2 Prozent im kommenden Jahr aus.

18.06.2021 | 10:55 Uhr

Für Deutschland werden 3,3 bzw. 4,3 Prozent Wachstum veranschlagt – wobei der Wert zuletzt sogar leicht nach unten revidiert wurde. Hintergrund sind die immer stärker auftretenden Produktionsbeschränkungen durch lange Lieferzeiten, fehlende Zulieferungen und Rohstoffe sowie die zum Teil hohen Kostensteigerungen in weiten Teilen der Industrie. Die erhöhten Kosten können von den Unternehmen allerdings zu einem großen Teil an die Endverbraucher weitergereicht werden, wie Umfragen des ifo-Instituts bestätigen, und belasten daher nur teilweise die Gewinnmargen.

Viele Dienstleistungssektoren in Europa können angesichts zunehmender Lockerungen von Shutdown-Maßnahmen ihre Produktion gerade erst wieder hochfahren, wodurch wachstumsbremsende Kapazitätsengpässe in der Industrie gesamtwirtschaftlich teilweise kompensiert werden. Es ist davon auszugehen, dass in diesem Zuge der sich in den letzten Monaten aufgebaute Konsumstau entladen wird und in diesem Umfeld auch Dienstleister in der Lage sein werden, höhere Endverbraucherpreise zu veranschlagen.

Auch wegen der steigenden Kosten und dem genutzten Preiserhöhungsspielraum von Unternehmen sind die Inflationsraten im Mai deutlich angestiegen, in der Eurozone auf 2,0, in Deutschland auf 2,5 und in den USA sogar auf 5 Prozent. Zusätzlich angeschoben wurden die Preissteigerungsraten durch Basiseffekte aufgrund des Vergleichs der aktuellen Preise mit historischen Tiefstniveaus im Zuge der Coronakrise im vergangenen Jahr, bspw. bei Energie. Zudem gab es in Deutschland einige relevante Einmaleffekte wie die Wiedererhöhung der Mehrwertsteuer und die Einführung der CO2-Abgabe.

Da allerdings die Kapazitätsengpässe nicht kurzfristig abgebaut werden können, sondern teilweise noch bis zum Jahresende anhalten dürften, ist im laufenden Jahr weiterhin mit erhöhten Inflationsraten zu rechnen. Im Jahresdurchschnitt könnte eine Preissteigerungsrate in Höhe von 2,0 bis 2,5 Prozent oder auch darüber erreicht werden. Da allerdings die Kernrate der Inflation – ohne die schwankungsanfälligen Komponenten Energie und Nahrungsmittel – in der Eurozone noch bei niedrigen 1 Prozent verharrt, und der derzeitige Inflationsanstieg als nur temporär angesehen wird, sieht sich die EZB noch nicht unter Zugzwang und hat entsprechend eine unverändert expansive geldpolitische Ausrichtung für die kommenden Monate angekündigt.

Die US-Notenbank Fed hingegen hat jüngst vermeldet, dass man über die Reduzierung von Wertpapierkaufvolumina (Tapering) zumindest schon einmal gesprochen habe. Zudem wird mittlerweile von ersten Leitzinserhöhungen für 2023 und damit früher als bisher erwartet ausgegangen. Hintergrund ist auch die in den USA mit 5 Prozent zuletzt deutlich höher vermeldete Inflationsrate bei gleichzeitig sehr dynamischen Wachstumserwartungen.

Als Reaktion legte der Kurs des US-Dollar im Vergleich zum Euro um 2 Cent von 1,21 auf 1,19 EUR/USD zu. Sowohl die Gold- als auch die Rohölnotierungen rutschten im Zuge des festeren US-Dollar und durch die veränderten Zinsperspektiven ab. Der zwischenzeitliche Renditeanstieg bei zehnjährigen US-Staatsanleihen relativierte sich allerdings mittlerweile mit einem erneuten Abrutschen unter die Marke von 1,50 Prozent p.a.

Da die Perspektive eines zunächst noch anhaltenden Niedrigzinsniveaus sowohl für den Euro- als auch den US-Dollarraum in den kommenden Monaten erhalten bleibt, und eine im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 verbesserte Wachstumsdynamik aufgrund der Öffnungen von Shutdown-Maßnahmen eher in der Eurozone zu erwarten sind, gehen wir von einem wieder festeren Euro in den kommenden Monaten aus. Auch die Edelmetall-Notierungen dürften aufgrund anhaltend negativer Realzinsen künftig wieder zulegen.

Das größte Risiko für die konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten bleiben mögliche Rückschläge beim Verlauf der Corona-Pandemie, insbesondere aufgrund von Virusvarianten. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Entwicklung in Großbritannien wo aufgrund erneut zunehmender Neufallzahlen trotz hoher Impfniveaus für Mitte Juni vorgesehene Lockerungen um 4 Wochen verschoben wurden.

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