Volatilität schafft Chancen für aktive Manager

Bob Jolly, Head of Global Macro beim britischen Vermögensverwalter Schroders, erwartet weiterhin eine hohe Volatilität an den Märkten.

13.08.2013 | 11:38 Uhr

Er bewertet dies aber nicht nur negativ. Natürlich müsse man vorsichtiger investieren, zugleich böten sich aber für aktive Fondsmanager auch auch mehr Chancen: „Wir schauen uns vor allem solche Investments aufmerksam an, die aus unserer Sicht falsch bewertet sind. So profitieren wir, wenn die Märkte über das Ziel hinausschießen – egal in welche Richtung.“

Um Europa macht er sich allerdings Sorgen: Schroders sieht Europa weitaus näher an einer Deflation als allgemein angenommen. Die bevorstehende Bundestagswahl im September bedeute eine weitere Unsicherheit für Europa und sei damit eine zusätzliche Volatilitätsquelle.
 
Marktkommentar von Bob Jolly, Head of Global Macro bei Schroders
Eines scheint sicher – die hohe Volatilität an den Märkten wird Anleger noch eine Weile begleiten. Für  Bob Jolly, Head of Global Macro beim britischen Vermögensverwalter Schroders, heißt das zum einen, dass er und sein Team vorsichtiger investieren. Auf der anderen Seite böten sich in einem solchen Umfeld jedoch auch attraktive Möglichkeiten für aktive Manager. „Wir schauen uns vor allem solche Investments aufmerksam an, die aus unserer Sicht falsch bewertet sind. So profitieren wir, wenn die Märkte über das Ziel hinausschießen – egal in welche Richtung“, sagt der erfahrene Fondsmanager Jolly.

Und wie sieht er als Head of Global Macro die aktuelle makroökonomische Situation weltweit?

•    Für die USA ist Jolly verhalten optimistisch. Ein gutes Indiz für einen Aufschwung sei die gelockerte Kreditvergabe vieler Banken, Unternehmen würden wieder investieren. Und auch der Immobilienmarkt ziehe wieder an. Die Federal Reserve reagiere bereits, was allerdings auch für die aktuell hohe Volatilität sorge.

•    Die Entwicklung in China sieht der Experte von Schroders kurzfristig etwas kritischer. Hier wurde zu großzügig mit Geldern umgegangen, was für zu hohe Investitionen in bestimmten Bereichen wie etwa der Infrastruktur oder bei Exportunternehmen gesorgt habe. Zu allem Überfluss seien viele dieser Investitionen auf Pump erfolgt, was nun zur Folge habe, dass die Verschuldung sowohl bei Privathaushalten als auch bei den Unternehmen steige. Vieles davon habe der Markt jedoch schon eingepreist und auch die Reformen des neuen Führungsduos seien langfristig wieder positiv zu werten.

•    Sorgen macht sich Bob Jolly hingegen um Europa. Die Kreditvergabe sei hier wieder deutlich restriktiver, die Produktionslücke werde immer größer und nun, da die Inflation deutlich fällt, zeige sich, dass die Europäische Zentralbank nicht aggressiv genug agiere. Schroders glaubt deshalb, dass die Eurozone deutlich näher an einer Deflation ist, als allgemein angenommen. Dass es noch niemand merke, läge vor allem an den Steuererhöhungen – insbesondere bei Einfuhrabgaben und bei der Mehrwertsteuer – die den zugrundeliegenden deflationären Druck verschleiern. Eine weitere Volatilitätsquelle sieht Jolly auch in der bevorstehenden Bundestagswahl im September. Die ohnehin große Unsicherheit in Europa würde ein Wahlkampf nur zusätzlich schüren.

•    Aus Portfolio-Sicht beobachten Jolly und sein Team die Volatilität genau. Sie glauben aber, dass sie bei Maßnahmen der Zentralbanken zunehme, um dann wieder abzuebben. Insgesamt bevorzugt das Team solche Positionen, die nicht so sehr im Fokus der Investoren stehen und sind vorsichtig bei riskanteren Märkten.

•    Für Jolly ist das Erfolgsgeheimnis in einer solchen Marktphase die Beweglichkeit. In Bezug auf die Duration bei Anleihen etwa glaubt der Experte, dass der Lärm am Markt zu Bewegungen bei Staatsanleihen führen werde und sich so Chancen sowohl long als auch short böten. Obwohl die Duration derzeit neutral gewichtet sei, hätten sie doch einige  kurzlaufende europäische Anleihen gekauft davon ausgehend, dass diese nicht teurer werden, da der Markt künftige Anstiege bereits eingepreist hat.  Bei zehnjährigen US-Bundesanleihen seien sie aktuell short. Anleihen aus den europäischen Peripherieländern befänden sich derzeit keine in den Portfolien.

•    Die Bondmärkte werden von einer Renditejagd getrieben. Dieses schwierige Umfeld setze sich aus folgenden Kriterien zusammen: hohe Liquidität, niedrige Zinsen und kurzfristig kaum Aussicht auf Inflation, legt man die große Produktionslücke zu Grunde. Jolly versucht, diesen schwierigen Bedingungen thematisch zu begegnen, um so die attraktivsten Anleihen zu identifizieren. Eine besonnene Anleihenselektion, gestützt durch gründliches Research, sei hier zielführend und solle belohnt werden.

•    Bei Währungen würden keine Short-Positionen mehr auf den australischen Dollar eingegangen werden. Auf den japanischen Yen hingegen schon. Laut Jolly sei dies derzeit die weltweit schwächste Währung. Positiv wertet er hingegen die Aussichten für die indische Rupie und den russischen Rubel. Ganz aktuell kam noch eine Short-Position auf den chinesischen Renminbi hinzu.

Bob Jolly ist verantwortlicher Fondsmanager für den Schroders GAIA Global Macro Fund und den Schroder ISF Strategic Bond.

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