Robeco: Ausblick für Unternehmensanleihen: Überhitzung der Konjunktur

Unternehmensanleihen

Der Kursaufschwung bei Unternehmensanleihen könnte sich zwar fortsetzen, doch besteht eine ausgeprägte Rückschlagsgefahr. Die Opportunitätskosten einer defensiven Positionierung sind deshalb gering.

09.06.2021 | 08:21 Uhr

In aller Kürze

  • Die Fiskal- und Geldpolitik in den USA dürfte für eine Überhitzung der Konjunktur sorgen.
  • Die Notierungen riskanter Vermögensanlagen unterstellen eine reibungslose Wiedereröffnung der Wirtschaft

Die Marktteilnehmer gehen von einer Erholung des Wachstums aus

Beim Investieren geht es nicht darum, eine präzise Prognose abzugeben. Unseres Erachtens geht es um die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit unterschiedlicher Szenarien und die Ermittlung der von den Märkten unterstellten Entwicklung. Das ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unseres jüngsten Quartalsausblick besonders relevant, sagt Sander Bus, Co-Head des Credit-Teams von Robeco. „Wir teilen zwar die Konsenserwartung eines kräftigen Wirtschaftswachstums – wir sind aber nicht der Ansicht, dass unter diesen Bedingungen stets eine Long-Position in Unternehmensanleihen gerechtfertigt ist.“

Es erscheint offensichtlich, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2021 so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr wachsen wird. Eine extrem lockere Geldpolitik, umfangreiche fiskalpolitische Anreize und das Nachholen aufgeschobener Nachfrage bei vollständiger Wiedereröffnung der Wirtschaft wird voraussichtlich ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich ermöglichen. Einige Prognosen gehen sogar davon aus, dass die US-Wirtschaft ein nominales BIP-Wachstum im zweistelligen Prozentbereich erzielen könnte.

Die Notenbanken in den USA und im Euroraum haben sehr deutlich gemacht, dass sie ihre Leitzinsen für lange Zeit niedrig halten werden. Die amerikanische Federal Reserve hat signalisiert, dass sie ihre Geldpolitik absichtlich länger locker lässt als üblich und höhere Anleihenrenditen akzeptieren wird, solange diese aus höheren Inflations-Erwartungen resultieren.

Die aktuelle Fiskal- und Geldpolitik ist beispiellos. Man kann durchaus der Ansicht sein, dass es sich um ein gigantisches Experiment in beiden Feldern handelt. Bei Experimenten sind unerwartete Ergebnisse stets im Bereich des Möglichen.

Die Märkte für Unternehmensanleihen entwickeln sich im ersten Jahr nach einer Rezession erfahrungsgemäß gut. Zudem waren ihre Spreads in den letzten zwei Jahrzehnten meist negativ mit dem Marktzins korreliert. „Weshalb sprechen wir uns dennoch für eine defensive Positionierung aus? Kurz gesagt deshalb, da die Marktbewertungen eine perfekte Entwicklung unterstellen. Man erhält also keine Kompensation für mögliche Extremrisiken“, sagt Sander Bus.

„Der Kursaufschwung bei Unternehmensanleihen könnte sich zwar fortsetzen, doch besteht eine große Rückschlagsgefahr. Die Opportunitätskosten einer defensiven Positionierung sind deshalb gering. Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass es in den nächsten sechs Monaten bessere Einstiegschancen zur Erhöhung des Credit-Risikos geben wird.”

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