Homeoffice Story: Torsten Seuberth, Aberdeen Standard Investments

FundResearch TV dokumentiert im Rahmen der Web-Konferenz „Fonds im Fokus“ den in diesen Zeiten nicht alltäglichen Alltag von Finanzprofis. Heute: Torsten Seuberth, Director Business Development bei der Aberdeen Standard Investments Deutschland AG.

23.11.2020 | 09:52 Uhr

Herr Seuberth, wie sieht Ihr Tag aus?

Torsten Seuberth: Ich arbeite viel von zu Hause aus, wie viele andere Menschen derzeit auch. Das bedeutet: Webkonferenzen, Telefonate, Mailings. Der ganz normale Alltag, wie man ihn kennt – allerdings in diesem Augenblick gerade mit Blick auf den eigenen Garten. Das ist schon toll.

Was hat sich in den vergangenen Wochen für Sie verändert?

Torsten Seuberth: Wenn ich in meinem Homeoffice arbeite, bin ich ohne Umwege nach der Arbeit sofort bei meiner Familie. Und die ist voll auf die neue Situation eingestellt. Wir hatten schon beim ersten Lockdown im Sommer so eine Ahnung, dass uns Corona noch länger beschäftigen könnte und haben für unseren Sohn im Garten ein Klettergerüst mit Rutsche gebaut. Das wird jetzt eifrig genutzt. Der Kleine turnt täglich darauf herum. Und ich bin für ihn da. Das empfinde ich als Privileg. Wenn diese Corona-Pandemie etwas Gutes hat, dann dies, dass wir als Familie enger zusammengerückt sind – im wortwörtlichen und im übertragenen Sinne. Meine Eltern leben mit uns unter einem Dach. So haben wir quasi die besten Babysitter, die man sich wünschen kann, in der Nähe. Meine Frau arbeitet ebenfalls von zu Hause aus. Wir haben zusammen mit meinen Eltern einen Stundenplan für die Tagesabläufe gemacht und uns damit so gut organisiert, dass wir Arbeiten und Familienleben bestens unter einen Hut bekommen.

Torsten Seuberth mit seiner Familie im eigenen Garten. Der Sohn liebt die Rutsche. Und die Gartenzwerge im Hintergrund passen auf, dass nichts passiert.

Das klingt danach, als ob Sie gar nicht so traurig über die Entwicklung sind.

Torsten Seuberth: Natürlich sehe ich auch die Probleme im Großen und persönlich. Was die Entwicklung der Pandemie angeht, bin ich skeptisch. Im Moment wirkt es auf mich so, dass die meisten Menschen glauben, dass wir jetzt mal im November die Köpfe einziehen und hoffen, dass zu Weihnachten das Schlimmste überstanden ist. Was auf uns zukommt, wenn die Fallzahlen bis Dezember nicht signifikant gesunken sind, wird ausgeblendet. Das ist ähnlich wie im Frühjahr. Da haben ja auch viele gedacht, das Ganze ist in ein paar Wochen vorbei. Ich rechne diesmal eher damit, dass wir uns an die Situation gewöhnen müssen, vorsichtiger durchs Leben zu gehen.

Okay, das ist die Sicht aufs große Ganze. Und persönlich?

Torsten Seuberth: Ich bin ein positiver Mensch. Deshalb bin ich tatsächlich nicht traurig über die Entwicklung, sondern mache einfach das Beste daraus. Dass ich nicht mehr so viele Kilometer auf der Autobahn unterwegs bin, bedeutet für mich im Alltag eine angenehme Entschleunigung. Die Familie profitiert davon.

Sind die Büros von Aberdeen Standard Investments geschlossen?

Torsten Seuberth: Nein. Theoretisch könnte ich jeden Tag ins Office. Wir haben zwar strenge Sicherheitsauflagen aber unter Wahrung von Abstands- und Hygieneregeln ist es möglich das Büro zu nutzen. Aktuell bin ich aber drei Tage in Frankfurt und zwei Tage zu Hause.

Was ist der Unterschied zu „normalen“ Zeiten?

Torsten Seuberth: Normalerweise bin ich montags im Büro und die restliche Woche bei meinen Kunden. Jetzt halte ich den Kontakt übers Internet und via Telefon. Das funktioniert mit den Kunden, die ich schon lange kenne. Aber ohne persönlichen Kontakt neue Kunden zu gewinnen, ist schwierig. Im Vertrieb müssen Sie mit den Leuten nicht nur übers Geschäft sprechen, sondern auch mal in einem eher privaten Rahmen austauschen. Ich habe beispielsweise Kunden, mit denen ich gemeinsam eine Fahrradtour mache, bei einem Glas Wein zusammensitze oder eine Runde Golf spiele. Vertrauen lässt sich nur schwer am Bildschirm aufbauen. Deshalb glaube ich auch nicht, dass wir eine komplette Gesellschaft und die Wirtschaft über einen langen Zeitraum herunterfahren können.

Torsten Seuberth, Director Business Development bei Aberdeen Standard Investments

Stattdessen müssen wir uns Gedanken darüber machen und Konzepte entwickeln, wie wir uns schützen und gleichzeitig möglichst normal weiterleben können. Distanz zu halten, gehört dann leider dazu, ob es uns gefällt oder nicht.

Wie ordnen Sie die Pandemie mit Blick auf Ihr Business ein?

Torsten Seuberth: Naja, zunächst einmal müssen wir alle gemeinsam als Gesellschaft und in der Wirtschaft aufpassen, dass wir verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen. Sonst brauchen wir uns in der Finanzbranche gar keine Gedanken mehr darüber zu machen, ob wir überhaupt noch Fonds verkaufen. Aber wie gesagt: Ich bin grundsätzlich optimistisch. Die Welt wird nicht untergehen. Und Europa schon gar nicht. Meiner Meinung nach sollten wir allerdings als Europäer unsere Prioritäten und unseren Blick auf die Welt neu justieren.

Was genau meinen Sie damit?

Torsten Seuberth: Wir verstehen uns der „westlichen Welt“ zugehörig. Früher waren wir das mal selbst. Heute blicken wir weiter nach Westen und orientieren uns an den USA. Dabei ist Asien mittlerweile viel wichtiger geworden. Das wird nicht zuletzt auch in der jetzigen Pandemie deutlich. Die meisten asiatischen Länder und insbesondere China haben das Virus im Griff, während sich in den USA immer noch täglich etwa 100.000 Menschen mit COVID 19 neu infizieren. In wichtigen Schlüsseltechnologien haben die Chinesen zu den USA aufgeholt oder sind mittlerweile sogar führend. Als Europäer müssen wir deshalb globaler denken und bei Themen wie IT, Infrastruktur und Künstlicher Intelligenz neue, eigene Akzente setzen. In der Forschung sind wir ja gar nicht so schlecht. Aber beim Big Business können wir noch dazulernen. Dabei sollten wir nicht nur nach Westen schauen. Immerhin sind wir beim Thema Nachhaltigkeit auf einem guten Weg. Hier könnten wir als Europäer vorangehen. Das ist eine Chance. Die Europäische Union hat mit ihrer Nachhaltigkeits-Initiative wichtige Impulse gesetzt. Da sollten wir jetzt am Ball bleiben.

Sie meinen die Initiative der EU, wonach mehr Investitionen in grüne Technologien umgeleitet werden sollen…

Torsten Seuberth: Richtig. Das war eine gute Idee. Aberdeen Standard Investments ist hier auch engagiert bei der Sache. Wir haben einige Fonds in unserem Angebotsportfolio, die gezielt auf Nachhaltigkeit achten. Unser Global Equity Impact Fund beispielsweise feiert gerade seinen dritten Geburtstag. Das ist ein Fonds, dessen Investmentphilosophie sich an den 17 UN Nachhaltigkeitszielen orientiert. Das Fondsmanagement investiert also in Unternehmen, die jeweils mindestens eines, im Idealfall aber möglichst viele dieser Ziele vorantreiben, die die Vereinten Nationen als erstrebenswert definiert haben. 

Es gibt mittlerweile eine ganze Menge von Investmentfonds, die sich an den sogenannten SDGs (Sustainable Development Goals) der UN orientieren. Manche legen die Anwendung der UN-Ziele beim Investmentprozess sehr willkürlich aus – was nicht schwer ist. Die Ziele wiedersprechen sich ja teilweise. Wie sehr sind Sie von Ihrem Konzept überzeugt?

Torsten Seuberth: Sogenanntes Greenwashing ist in der Tat ein Problem. Das liegt auch daran, dass es immer noch keine einheitlichen, verlässlichen und verbindlichen internationalen Nachhaltigkeits-Standards gibt. Das heißt aber nicht, dass die Idee, nachhaltig zu investieren, grundsätzlich falsch ist. Man muss die Initiativen, die es gibt, als positiven Anstoß sehen. Wir zum Beispiel haben in allen unseren Aktienteams Spezialisten, die sehr darauf achten, dass Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden. Das gilt grundsätzlich für alle unser Fonds, bei unseren ESG-Fonds natürlich in besonderem Maße. Deshalb kann man schon sagen, dass wir unseren Teil dazu beitragen, dass die Welt Tag für Tag ein bisschen besser wird. Aber auch hier gilt: Wir müssen internationaler denken.

Was meinen Sie damit?

Torsten Seuberth: Nur mal als Beispiel: Franzosen und Amerikaner haben einen anderen Blick als wir darauf, ob Energie aus Atomkraft eine umweltschonende Technologie ist. Wir Deutsche sagen: Die Endlagerung ist ein Umweltproblem. Die Franzosen sagen: Mit Atomkraft erfüllen wir unsere CO2-Emissionsziele besser als die Deutschen. Als Investor bleiben wir da pragmatisch und völlig undogmatisch. Kommt für den hiesigen Finanzmarkt eine europäische Lösung, sind wir als Erste mit dabei. Gleichzeitig haben wir auch die Entwicklung in Asien im Blick. Insbesondere in China werden in großem Stil alle möglichen Energiegewinnungskonzepte vorangetrieben.

Die größten Smog-Wolken hängen über chinesischen Städten und nicht über Paris oder Berlin.

Torsten Seuberth: Das stimmt. Aber gerade das ist ja auch ein Motivator für das Land. China macht seit 20 Jahren im Galopp eine Entwicklung durch, für die wir hier in Europa 150 Jahre gebraucht haben. 

Historisches Rennrad, geparkt nach einem Rennen in Limburg (Niederlande).

Die naturschädigende Industrialisierung gehört wohl als Entwicklungsschritt dazu. Aber heute fahren nicht in Europa, sondern in China die meisten Elektrobusse weltweit. Aber wie gesagt: Die Chinesen bleiben auf vielen Feldern der Energiegewinnung aktiv. Batteriebetriebene Fahrzeuge sind ein Weg. Aber es gibt auch Alternativen. Falls sich E-Autos am langen Ende doch nicht durchsetzen, macht es der chinesischen Wirtschaft nichts aus. Die Chinesen sind überall dabei.

Vor 20 Jahren haben Fahrräder die chinesischen Städte dominiert. Heute stehen die Chinesen mit ihren Autos im Stau, während die Menschen in den europäischen Städten zunehmend aufs Rad steigen. Ist das Bewusstsein hierzulande nicht doch ausgeprägter?

Torsten Seuberth: Das kann sein. Deshalb sage ich ja auch, dass wir hier unseren Bewusstseins-Vorsprung nutzen sollten. Und beim Thema Rad geht mir als passioniertem Radfahrer sowieso das Herz auf. Ich freue mich über jeden zusätzlichen Radweg. Das Fahrrad ist zweifellos in der Stadt das zweckmäßigste Fortbewegungsmittel. Auch die Chinesen werden sich irgendwann wieder daran erinnern.

Fahren Sie denn mit dem Rad zur Arbeit?

Torsten Seuberth: Leider nein. Ich lebe mit meiner Familie nicht in der Stadt. Der Weg ins Büro wäre zu weit. Und für die Fahrten zu meinen Kunden in ganz Deutschland ist das Rad leider auch kein Thema. Aber wenn es die Zeit zulässt, fahre ich historische Radrennen. In ganz Europa. Wenn ich davon spreche, dass Fahrräder meine Passion sind, ist das also nicht übertrieben.

Herr Seuberth, vielen Dank für dieses Gespräch. Und bleiben Sie gesund.

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