Interview

Homeoffice Story: Lothar Traub, UBS Asset Management

FundResearch TV dokumentiert im Rahmen der Web-Konferenz „Fonds im Fokus“ den mittlerweile zur „neuen Normalität“ gewordenen Alltag von Finanzprofis. Heute: Lothar Traub, Sales Director im Wholesale Client Coverage Deutschland bei UBS Asset Management (UBS-AM).

11.02.2021 | 07:30 Uhr

Herr Traub, wie fühlen Sie sich nach einem Jahr im Homeoffice?

Lothar Traub: Ich fühle mich gut, da wir uns nun alle darauf eingerichtet haben und die Abläufe organisiert sind. Trotzdem ist es auf Dauer herausfordernd. Der zweite Lockdown fühlt sich schwieriger an als der Erste. Vielleicht liegt es daran, dass es im vergangenen März noch neu war von zu Hause aus zu arbeiten. Aber jetzt beim zweiten Mal… Es fehlt die Abwechslung und das persönliche Gespräch sowie der Austausch im größeren Kreis mit den Kunden. Um das irgendwie zu kompensieren, sind wir kreativer geworden bei digitalen Formaten.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Lothar Traub: Ich hatte vor ein paar Wochen mit Kunden und Kollegen eine Verabredung zum digitalen Kochen.

Das klingt nach Gemüsehäckseln auf dem iPad. Ist das nicht langweilig?

Lothar Traub: Nein, überhaupt nicht. Wir haben uns online zum Kochen, zum Fachvortrag mit Diskussion und natürlich zum gemeinsamen Abendessen verabredet. Dabei haben wir gemeinsam vorm Bildschirm gekocht und uns gegenseitig über Webcam in der Küche zugeschaut. Besonders gut kamen zwei prominente Überraschungsgäste, Star-Köche an, die mit uns am Herd standen und mitgekocht haben. Natürlich ist es schöner, wenn man beim Kochen gemeinsam in der Küche steht, doch auch virtuell konnten wir eine vertraute Atmosphäre herstellen - durch den Einblick in die Küchen der Teilnehmer. Es hat insgesamt sehr viel Spaß gemacht und über das äußerst positive Feedback der Kunden habe ich mich gefreut.

Wie lange können Sie Ihre Kunden mit solchen Alternativen überzeugen? Leidet das Geschäft – und insbesondere die Akquise – nicht?

Lothar Traub: UBS-AM konnte das Jahr 2020 mit einem hervorragendem Assets under Management Ergebnis beenden. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass die Börse positiv gelaufen ist. Wenn es an den Kapitalmärkten mal wieder kriseln sollte, muss man sehen, wie sehr sich fehlender persönlicher Kontakt in den Zahlen niederschlägt. Aber davon abgesehen, glaube ich nicht, dass es nach Corona wieder so sein wird wie früher. Selbst wenn es wieder größere Konferenzen und Veranstaltungen geben wird, bin ich mir nicht sicher, ob wirklich viele Leute teilnehmen werden. Vielleicht gibt es auch eine explosionsartige Renaissance von Live-Events, wenn es wieder möglich ist. Ich für meinen Teil fände das schön. Doch ich erwarte, dass zumindest die Hälfte der Kommunikation in Zukunft digital laufen wird.

Lothar Traub, Sales Director im Wholesale Client Coverage Deutschland bei UBS Asset Management (UBS-AM).

Wie meinen Sie das?

Lothar Traub: Meine Kinder sind „digital Natives“. Sie sitzen den ganzen Tag vorm Computer oder vor ihrem Handy. Durch das Thema Home Schooling ist das jetzt nochmal extremer geworden. Wenn ich mal den Vergleich zu meiner Jugend ziehe: Ich bin früher zum Fußballspielen gegangen, wenn ich Zeit dazu hatte. Da hat sich etwas Grundlegendes in der Generation geändert. Für meine Kinder sind digitale Events schon jetzt selbstverständlicher als Live-Konzerte. In ihrem späteren Berufsleben wird sich das wahrscheinlich fortsetzen. Das ist ein Kulturwandel. Auch im Hinblick auf ein Thema, das ausgerechnet meine Kinder sehr beschäftigt: der Klimawandel und wie wir damit umgehen sollten. Kicken auf dem Bolzplatz kostet keinen Strom. Chatten, Gaming, Home Schooling, WhatsApp und TikTok dagegen schon. Schon allein dieser Umstand ist Grund genug, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen.

Wie gehen Sie mit diesem sehr umfassenden Thema um?

Lothar Traub: Ich persönlich tue mein Bestes, fahre häufiger mit dem Fahrrad, anstatt das Auto zu nehmen, nutze öffentliche Verkehrsmittel, und ich kaufe mir nicht jedes Jahr ein neues Smartphone, nur weil es gerade ein neues gibt. Wir bei UBS verfolgen das Thema Nachhaltigkeit schon seit über 20 Jahren. Wir sind der Meinung, dass das Handeln als guter Verwalter des Vermögens unserer Kunden ein entscheidendes Element unserer SI-Aktivitäten ist, weshalb wir Engagement und Stimmrechtsvertretung als wesentliche Bestandteile des Investmentprozesses betrachten. Eine effektive Stewardship-Strategie schafft nicht nur finanziellen Mehrwert, sondern kann auch dazu beitragen, dass Investoren gesellschaftliche Ziele erreichen. Dies spiegelt sich auch in unserer Fondsproduktpalette wider. Ich nenne da als aktuelles Beispiel gerne den UBS (Lux) Equity Fund - European Opportunity Sustainable (EUR) Q-acc.

Welches Konzept verbirgt sich hinter diesem etwas kryptischen Namen?

Lothar Traub: Der Fonds verfolgt einen sehr auf Nachhaltigkeit konzentrierten Anlageprozess, der sich in drei Teile aufteilt. Das Fondsmanagement sieht sich die fundamentalen, qualitativen und quantitativen Daten von Unternehmen an und pickt die Titel mit der besten Bewertung aus dem betrachteten Anlageuniversum heraus. „Qualitativ“ bedeutet in diesem Fall: Das Thema Nachhaltigkeit wird mit hoher Gewichtung integriert. Es geht also darum, aus diesen drei Faktoren diejenigen Positionen herauszufiltern, die nicht nur Rendite versprechen, sondern jederzeit unter dem Gesichtspunkt einer ESG-kritischen Betrachtung bestehen können.

Wie gehen Sie mit der Tatsache um, dass es keinen einheitlichen Standard für ESG-konforme Kapitalanlagen gibt?

Lothar Traub: Das ist in der Tat eine Herausforderung, derer sich alle Marktteilnehmer bewusst sind. Auch wir. Ich sehe darin aber kein Problem, sondern die einmalige Chance für unsere Branche, gemeinsam eine Vereinheitlichung zu schaffen. Natürlich braucht man dafür viel Engagement und Geduld. Denn im Kern haben wir alle zwar eine ähnliche Vorstellung davon, was nachhaltig ist und was nicht. In vielen Einzelpunkten gibt es aber Unterschiede, auch regional. Ein gutes Beispiel ist die Atomkraft, die wir in Deutschland inzwischen verteufeln, die aber in Frankreich als positiver, grüner Beitrag zur Erreichung der CO2-Ziele gesehen wird. Da gibt es noch viel Diskussionsbedarf. Geht es um einheitliche Standards, wird man deshalb vielleicht an der einen oder anderen Stelle mehr Kompromisse schließen müssen als es manchem lieb ist.

Wie schätzen Sie unter diesem Gesichtspunkt die ESG-Initiative der Europäischen Union ein?

Lothar Traub: Es ist keine leichte Aufgabe zu entscheiden, was genau Nachhaltigkeit bedeutet und was nicht. Gleichzeitig sage ich auch: Jede Vereinheitlichung ist gut, nationale Sonderregelungen sollten möglichst vermieden werden. Sonst sind wir gezwungen, für einzelne Länder Extra-Tranchen zu lancieren – was weder in unserem Sinne ist noch für die Anleger von Vorteil. Und nebenbei: Der Natur würde das auch nicht helfen.

Ab dem kommenden Jahr wird das Thema Nachhaltigkeit per Gesetz zu einem wichtigen Faktor in der Anlageberatung. Wie gehen Sie damit um?

Lothar Traub: Das ist durchaus ein Branchenthema. Was macht eine Fondsgesellschaft mit seiner bestehenden Produktpipeline, wenn jetzt quasi bei jedem Fonds zusätzlich noch ESG-Kriterien berücksichtigt werden müssen. Wir bei UBS vertreten die Ansicht, dass es beim nachhaltigen Investieren nicht darum geht, Chancen auszusieben und Wahlmöglichkeiten einzuschränken, sondern im Gegenteil darum, neue Chancen zu finden, indem langfristige Nachhaltigkeitstrends identifiziert und längerfristige Risiken berücksichtigt werden. Wir sind zum Glück hier gut aufgestellt, weil wir das bereits seit Jahren berücksichtigen. Aber es gibt Mitbewerber, die seit Jahren gut laufende Produkte haben und nun ihren Fonds einen grünen Anstrich verpassen müssen. Da wird es Verschiebungen im Markt geben.

In Zukunft wird Nachhaltigkeit als Bewertungskriterium so wichtig sein wie Produktivität, Gewinn, Performance und Rendite. Ist das aus Ihrer Sicht eine gute Idee?

Lothar Traub: Aus meiner Sicht ja. Wenn wir anstreben, als Gesellschaft nachhaltiger zu werden, müssen wir dieses Kriterium dann auch in unseren Investmentprozessen umsetzen. Das macht anders doch gar keinen Sinn. Außerdem sehe ich keinen Widerspruch zwischen Performance und Nachhaltigkeit. Es gibt Studien, die zeigen, dass, wenn man Nachhaltigkeit und Performance gleichrangig behandelt, die Performance nicht darunter leidet. Im Gegenteil. Teilweise besagen Studien, dass sich durch mehr Nachhaltigkeit als Investitionskriterium eine bessere Performance erzielen lässt. Mit unserem UBS (Lux) Equity Fund - European Opportunity Sustainable (EUR) Q-acc sind wir dabei, genau dies unter Beweis zu stellen.

Finden Sie bei Ihren Kunden für dieses Thema derzeit überhaupt ein offenes Ohr? Oder geht das im Klagen über den Corona-Lockdown unter?

Lothar Traub: Nein. Das geht nicht unter. Unsere Kunden sind an allen aktuellen Geschehnissen und Neuerungen interessiert und werden, neben dem persönlichen Gespräch, über unseren regelmäßigen Newsletter auf dem Laufenden gehalten.

Herr Traub, vielen Dank für dieses Gespräch.

Die interaktiven Videokonferenzen im Überblick:

Dienstag, 02.03.2021

BNP Paribas REIM: Megatrends & Nachhaltigkeit – Wachstumstreiber des Immobilienmarktes der Zukunft

Megatrends, die den Immobilienmarkt von morgen beeinflussen, verändern die Welt …rapide, grundlegend und langfristig. Sie sind die Wachstumstreiber von morgen und bieten unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit durch aktives Asset-Management Chancen für zukünftige Investments in Immobilien. Um eine stabile Wertentwicklung zu erreichen, müssen Offene Immobilienfonds relevante Megatrends wie Digitalisierung, demografischer Wandel und veränderte Lebensstile berücksichtigen. Als Asset Manager für eine Welt im Wandel, bildet Nachhaltigkeit die Grundlage unserer Anlageentscheidungen.

Jetzt die Videokonferenz vom 2. März 2021 ansehen.


Mittwoch, 03.03.2021

Eyb & Wallwitz: Phaidros Funds Balanced - Was bedeutet "Intelligent Investieren“?

Dr. Ernst Konrad, geschäftsführender Gesellschafter und Lead Portfolio Manager bei Eyb & Wallwitz, erläutert am Beispiel des Phaidros Funds Balanced, was Eyb & Wallwitz unter „Intelligentem Investieren“ versteht. Welche Rolle spielen hierbei Vernunft und Emotionen? Und wie findet man hier eine erfolgreiche Balance aus beidem, was zu nachhaltiger Performance führt? 

Jetzt die Videokonferenz vom 3. März 2021 ansehen.


Dienstag, 09.03.2021

Morgan Stanley: Emerging Leaders für die nächste Dekade

Vishal Gupta, Portfoliomanager des Morgan Stanley INVF Emerging Leaders Equity Fund, teilt seine Einschätzung zu den zukünftigen Konsumententrends innerhalb der Schwellenländer und wo er diesbezüglich Chancen insbesondere in den kontinental-großen Märkten sieht. Zudem erklärt er auch seine Sicht auf die Verlagerung der Gewinne von etablierten hin zu disruptiven Unternehmen und warum er dabei besonders auf mögliche Fallen achtet.

Jetzt die Videokonferenz vom 9. März 2021 ansehen.


Mittwoch, 10.03.2021

Capital Group: Disruptive Unternehmen – die defensiven Aktien von morgen?

Wer auf Dauer erfolgreich investieren will, muss vor allem Verluste vermeiden. Aber jetzt könnte uns eine lange Zeit der Unsicherheit bevorstehen, was für klassische defensive Aktien nicht einfach ist. In unserem Webinar untersuchen wir, ob Anleger mit defensiven Aktien weiterhin ihre Ziele erreichen können. Oder werden wir in diesen Zeiten des Umbruchs vielleicht eine neue Generation von defensiven Aktien sehen? Christophe Braun, Investmentdirektor für Aktien bei Capital Group, wird die zurzeit größten Herausforderungen für klassische defensive Aktien analysieren – und über die defensiven Aktien von morgen sprechen. Freuen Sie sich auf eine spannende Diskussion.

Jetzt die Videokonferenz vom 10. März 2021 ansehen.


Donnerstag, 11.03.2021

UBS: Zukunft ist jetzt - Concentrated Alpha + ESG

Durch die Auswirkungen von QE und der aktuellen Zinspolitik der Zentralbanken sind die niedrigen, bereinigten Renditen von Staatsanleihen weltweit sichtbar. Was können wir tun? Viele Anleger haben ihre Gelder in der Vergangenheit in Unternehmensanleihen und High Yield Bonds investiert. Der UBS European Opportunity Sustainable und der UBS European Opportunity Unconstrained bieten Anlegern mit einem hohen Active Share Portfolioansatz eine risikoadjustierte Alternative, mit der Anleger für die Zukunft gut aufgestellt sind. Portfoliomanager Max Anderl erklärt seinen nachhaltigen, ganzheitlichen, konzentrierten Investmentprozess.

Jetzt die Videokonferenz vom 11. März 2021 ansehen.


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