Homeoffice Story: Bram Bos, NN Investment Partners

FundResearch TV dokumentiert im Rahmen der Web-Konferenz „Fonds im Fokus“ den in diesen Zeiten nicht alltäglichen Alltag von Finanzprofis. Heute: Bram Bos, Lead Portfolio Manager Green Bonds bei NN Investment Partners (NN IP).

26.11.2020 | 10:05 Uhr

Herr Bos, wie sieht Ihr Tag aus?

Bram Bos: Ich arbeite von meinem Homeoffice aus, in der Nähe von Amsterdam. Wir haben im März damit angefangen und bis zum zweiten Lockdown nur zwischenzeitlich tageweise im Büro in Den Haag gearbeitet. Im September zum Beispiel kamen zwei neue Kollegen in unser Team, teilweise aus dem Ausland. Die habe ich im Büro eingearbeitet, das ging auch trotz der Auflagen, wie etwa den Abstandsregeln, sehr gut.

Was hat sich in den vergangenen Wochen für Sie verändert?

Bram Bos: Das Gefühl, dass dies nur eine Ausnahmesituation sein soll, ist der Gewöhnung gewichen. Außerdem sind im Vergleich zu den Vor-Corona-Zeiten meine Tage unterm Strich eher länger geworden. Meine Frau arbeitet seit einiger Zeit auch zu Hause. Wir kümmern uns beide um unsere Kinder. Ich fahre sie zum Beispiel zum Sport. Ich selbst versuche auch, regelmäßig Sport zu treiben. Dafür sitze ich dann abends öfter länger am Computer. Früher habe ich auch schon freitags von zu Hause gearbeitet. Aber Fulltime-Homeoffice ist doch etwas anderes. Wir haben zwar glücklicherweise ein Haus und einen Garten und können es im Homeoffice ganz gut aushalten. Aber dass Arbeit und Privates komplett verschmelzen, ist vielleicht auch nicht nur gut.

Bram Bos, NN Investment Partners.

Hat NN IP einen Plan, wann Sie wieder ins Office sollen?

Bram Bos: Das hängt weniger an NN IP als am Verlauf der Pandemie und an den politischen Vorgaben. Ich denke, da muss man sehen, wie es weitergeht. NN IP und unsere Konzernmutter NN Group machen sich hierzu Gedanken, was bei einem Versicherungskonzern auf der Hand liegt. Bisher haben wir das im Unternehmen und mit den Mitarbeitern untereinander sehr gut gemanagt. Unsere Infrastruktur war auch vor Corona schon agil und modern, der Switch ins Homeoffice war daher schnell und reibungslos, quasi unmerklich.

Nachhaltigkeit ist ein gutes Stichwort. Sie sind Lead Portfolio Manager für die Green Bonds-Strategie von NN Investment Partners. Wie sind Sie persönlich zu diesem Thema gekommen?

Bram Bos: Nachhaltigkeit gilt bei vielen als vergleichsweise neues Thema. NN IP managt bereits seit über 20 Jahren nachhaltige Aktienstrategien. Warum Nachhaltigkeit oft als Spezialgebiet gilt, ist daher für uns kaum nachvollziehbar. Denn wer nachhaltig wirtschaftet, hat langfristig Vorteile, die sich in höherer Rendite auszahlen. Um zum Spezialisten für Nachhaltigkeit zu werden, musste ich deshalb keine großen Umwege gehen. Ich habe nach meinem Studium als Währungsportfoliomanager gearbeitet und bin Experte für Zinsanlagen. Wenn man sich ansieht, welche Projekte wie finanziert werden und welchen Ertrag sie am Ende bringen, stellt man sich schnell die Frage, warum das Thema Nachhaltigkeit nicht schon lange bei Schuldenaufnahme und Finanzierung eine wichtigere Rolle gespielt hat. Das hat mich einfach interessiert. Ich wollte das aktiv vorantreiben. Bevor ich vor fünf Jahren zu NN IP kam, war ich bereits Mitglied des PRI Fixed Income Steering Committee bei den Vereinten Nationen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, ESG-Kriterien in Anleihen- Lösungen zu integrieren. Da war NN IP ein konsequenter Schritt.

Wofür steht diese UN-Initiative?

Bram Bos: Die PRI-Initiative wurde bereits 2006 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte Groß-Investoren, Wissenschaftler und andere Experten an einen Tisch gebracht, um eine Reihe von Prinzipien für Nachhaltiges Investieren zu entwickeln. Letztlich geht es darum, ESG-Themen tief in die Analyse- und Entscheidungsprozesse im Investmentbereich einzubeziehen. Das ist, finde ich, eine gute und unausweichliche Idee, wenn man es wirklich ernst nimmt.

Wie setzen Sie diese Idee in Ihrer Arbeit um?

Bram Bos: Ich bin verantwortlich für unterschiedliche Green Bond Fonds. Einer investiert ausschließlich in grüne Unternehmensanleihen, ein anderer in Green Bonds von Staaten und Unternehmen. Unsere Strategie ist es, ausschließlich in Anleihen zu investieren, die nachweislich der Finanzierung nachhaltiger Projekte dienen.

Sie haben auch Anleihen von Energieunternehmen und Automobilherstellern im Portfolio. Beide Branchen gelten nicht als ausgewiesene Umweltschützer. Wie passt das zusammen?

Bram Bos: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt auf den Einzelfall an. Aber es gibt klare Regeln für uns, nach denen wir entscheiden, ob eine Anleihe infrage kommt für unser Portfolio. Die erste Regel habe ich bereits genannt: Es muss sich um eine Anleihe handeln, mit der Nachhaltiges gefördert wird. Zweitens schauen wir auf den Emittenten: Und da geht es nicht nur darum, ob es sich im Hinblick auf ESG-Kriterien um ein vorbildliches Unternehmen oder Land handelt. Sondern wir achten auch darauf, was der jeweilige Emittent rechts und links des Projektes tut, das er mit einem Green Bond finanzieren will. Und vor allem, auf welchem Weg er sich befindet. Wenn es darum geht, die Welt zu verbessern, ist es schließlich eine gute Idee, positive Entwicklungen auch bei den Nachzüglern zu fördern und nicht nur auf die Vorreiter zu schauen, die ohnehin auf einem guten Weg sind. Ein großer deutscher Automobilkonzern zum Beispiel hat öffentlich klar kommuniziert, dass er sich komplett auf den Bau von Null-Emissions-Fahrzeugen umorientiert. Natürlich verdient das Unternehmen derzeit noch am Bau von Autos mit Verbrennungsmotoren. Aber der Weg hin zur Elektromobilität ist vorgezeichnet. Dass man diesen Weg irgendwie finanzieren muss, ist selbstverständlich. Warum sollte man das als Investor nicht unterstützen? Ähnlich sieht es auch bei anderen Großkonzernen aus. Ein anderes Beispiel sind Green Bonds, herausgegeben von osteuropäischen Staaten.

Osteuropäische Staaten? Welche Entwicklungen sehen Sie da?

Bram Bos: Auch in Osteuropa gibt es Länder mit sehr ehrgeizigen Klimazielen, was durchaus lobenswert ist. Ein Land in unserem Portfolio will seinen Energiemix radikal neu justieren. Derzeit steht die Verbrennung von fossilen Energieträgern im Zentrum. Ziel ist aber, bald 70 Prozent des Stroms aus Solaranlagen gewinnen. Das ist für uns ein deutliches Signal und entspricht unserem Kriterienkatalog: Wir investieren nicht nur in Anleihen der Klassenbesten, sondern auch in Rentenpapiere von Emittenten, die sich sichtbar auf den Weg gemacht haben, ökologischer und nachhaltiger zu wirtschaften. Und dieses genannte Land gehört neben anderen Playern, wie etwa Deutschland, Frankreich und Schweden, zu den fleißigsten Emittenten von Green Bonds.

Wie bewerten Sie die Gefahr von Greenwashing?

Bram Bos: Die Gefahr ist zweifellos da, dass Unternehmen oder auch Staaten die Kriterien, nach denen sie ihre eigenen Anleihen als „grün“ bewerten, weit auslegen. Aber das ist für uns nicht relevant, da wir unsere eigenen Bewertungsmaßstäbe anwenden. Wenn grüne Investitionen nur als Feigenblatt dienen, sind wir raus. Nehmen Sie beispielsweise einen Ölkonzern, der in Windräder investiert, aber gleichzeitig ein Vielfaches an Geld in den Ausbau seiner Ölförder-Infrastruktur steckt. Anleihen von diesem Emittenten würden nicht den Weg in unser Portfolio finden, da sind wir absolut konsequent.

Verzichten Sie damit auf Rendite?

Bram Bos: Nein, ganz im Gegenteil. Rendite und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch, sondern bedingen einander langfristig. Das ist eines der wesentlichen Dinge, die ich schon während meines Studiums in Rotterdam und auch später als Renten-Fondsmanager gelernt habe. Es gibt keinen Grund, nicht in Green Bonds zu investieren – aber sehr viele, es zu tun.

Herr Bos, vielen Dank für dieses Gespräch. Und bleiben Sie gesund.

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