Columbia Threadneedle: Vom schnelllebigen Technologiesektor profitieren

Das Tempo technologischer Innovationen und Umwälzungen zieht immer mehr an. Anleger müssen darauf achten, dass sie keine Chancen bei reifen Technologien übersehen. Darüber hinaus sind langfristige Themen wie künstliche Intelligenz, autonomes Fahren und erweiterte Realität sehr interessant.

15.05.2017 | 16:11 Uhr

(Foto: Rahul Narang, Senior Portfolio Manager)

Der Technologiesektor war in den vergangenen 20 Jahren die bei Weitem wichtigste Antriebskraft für die US-Wirtschaft. 1995 entfielen weniger als 8 % der Gewinne von S&P-Unternehmen auf den Technologiesektor, vergangenes Jahr waren es bereits 21 %. 1995 gehörte nur ein Technologieunternehmen, nämlich Microsoft, gemessen an der Marktkapitalisierung zu den zehn größten S&P 500-Unternehmen. Vergangenes Jahr waren es fünf: Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Alphabet (Google). Diese Konzerne pflegen eine Unternehmenskultur, die Innovationen fördert. Daher vollziehen sich technologische Veränderungen in großem Stil, in einer Art und Weise, die vor einigen wenigen Jahrzehnten noch undenkbar war.

Unser Alltag wird von Technologie bestimmt. Und Technologie beeinflusst auch immer mehr andere Sektoren. In den Bereichen Medien, Kommunikation, Einzelhandel und Finanzdienstleistungen ist der technologische Wandel bereits deutlich spürbar. In der Zukunft wird sich die technologische Entwicklung auch stärker auf das Transportwesen, die Produktion, die Landwirtschaft, den Energiesektor und die Biowissenschaften auswirken.

ZUKÜNFTIGE CHANCEN IM TECHNOLOGIESEKTOR

Die meisten bekannten Technologiekonzerne sind in den USA angesiedelt, aber die Technologietrends sind globaler Natur, und auch außerhalb der USA sind zahlreiche einflussreiche Unternehmen zu finden. Beispiele sind Samsung Electronics in Südkorea und der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba. Weltweit haben Unternehmen noch vielfältige Wachstumsmöglichkeiten. Rund 47 % der Weltbevölkerung nutzen das Internet, doch nur 9 % des gesamten Einzelhandelsumsatzes entfallen auf das Online-Geschäft. Chief Information Officers (CIOs) haben sich in jüngsten Umfragen optimistisch zu Technologieausgaben geäußert, insbesondere in Europa. Hier geben viele CIOs an, dass sie in den vergangenen fünf Jahren zu wenig in Technologie investiert hätten.

Bezüglich der Unterscheidung zwischen Gewinnern und Verlierern sollten sich Anleger bevorzugt in bedeutenden Unternehmen engagieren, unabhängig von ihrer Marktkapitalisierung oder ihrem geografischen Standort. Die stärksten Unternehmen werden in der Lage sein, neuen Wert zu schaffen und disruptive Technologien zu entwickeln. Ein zentrales Merkmal der attraktivsten Technologieunternehmen sind ihre Eigenschaften, die ihnen einen großen Wettbewerbsvorsprung sichern. Oder anders gesagt: Diese Unternehmen verfügen über Geschäftsmodelle, die sich leichter gegenüber der Konkurrenz verteidigen lassen. Zu diesen Eigenschaften gehören hohe Eintrittsbarrieren und Größenvorteile, starke Vermögens- und Eigenkapitalrenditen, hohe Umstellungskosten, starke geistige Eigentumsrechte, langlebige Marken, Preissetzungsmacht und Netzwerkeffekte.

THEMEN, AUF DIE SICH ANLEGER ZUKÜNFTIG KONZENTRIEREN SOLLTEN

Zur Beantwortung der Frage, in welche Richtung die technologische Entwicklung zukünftig gehen wird, ist es hilfreich, einige allgemeine, langfristige Themen zu betrachten. Ein solches Thema ist künstliche Intelligenz (KI). KI-Software bestimmt alles, von Spracherkennung über Internetsuche bis hin zu Bewegungserkennungssystemen und intelligenten Assistenten wie Siri von Apple und Echo von Amazon. Maßgeblich vorangetrieben wird die KI-Einführung von erhöhter Rechenleistung, die die Verarbeitung unstrukturierter Daten möglich macht. Mittelfristig kann KI für Sprach- und Bilderkennung in Bereichen wie Betrugsbekämpfung und medizinische Diagnose eingesetzt werden. Längerfristig dürfte sie in selbstfahrenden Autos sowie in intelligenten Häusern und Städten Verwendung finden. 

Ein weiteres zugehöriges Zukunftsthema ist das autonome Fahren. In dem Maße, wie selbstfahrendeAutos immer funktionstüchtiger und verlässlicher werden, wird sich das Transportwesen verändern. In diesen Bereich fließen immens hohe Investitionen – von traditionellen Autobauern wie Ford und GM, aber auch von neuen Marktteilnehmern wie Tesla und sogar von Technologieriesen wie Google. 

Auch im Bereich der erweiterten Realität (Augmented Reality, AR) zeichnen sich interessante Aussichten ab. Hier verschmelzen virtuelle Realität und echtes Leben. Das bisher wahrscheinlich bekannteste Beispiel ist Pokémon Go, das erste AR-Spiel, das bei der breiten Masse großen Anklang fand. Aber es gibt noch zahlreiche andere AR-Anwendungen. Mit dem HoloLens-Headset von Microsoft können die Benutzer Hologramme sehen, die in ihre physische Umgebung projiziert werden, und mit diesen Hologrammen interagieren. AR-Technologie kann auch in anderen Bereichen wie Ingenieurwissenschaften und im Finanzhandel breite Anwendung finden. So könnten sich Händler beispielsweise komplexe Daten als 3D-Bilder anzeigen lassen, die dann mit Gesten per Drill-Down detailliert untersucht werden können.

Technologie ist immer auch mit Hype verbunden, und nicht immer erfüllen sich alle Erwartungen. Kaum ein anderer Sektor ist so anfällig für Hype und Blasen wie die Technologiebranche. Dies zeigte sich beispielsweise bei der überzogenen Aufregung rund um den 3D-Druck und um tragbare Technologien („Wearable Technology“). Langfristige Anlagethemen können Anlegern jedoch auf lange Sicht zugutekommen, wenn sie sich auf Unternehmen konzentrieren, die so aufgestellt sind, dass sie von der Entfaltung nachhaltiger Trends profitieren können.

DIE ROLLE DER TECHNOLOGIE IN EINEM UMFELD STEIGENDER ZINSEN

In der Vergangenheit haben sich Technologiewerte in Zeiten steigender Zinsen überdurchschnittlich entwickelt. Auch das ist derzeit ein Grund für Optimismus. 
Die Outperformance des Technologiesektors ist größtenteils darauf zurückzuführen, dass zyklische Sektoren bei steigenden Zinsen besser aufgestellt sind als ihre defensiven Pendants. Dahinter steht der Gedanke, dass Inflation und steigende Zinsen oft einem stärkeren Wirtschaftswachstum vorausgehen oder folgen. Dies kann vermehrte Investitionen in Projekte, Immobilien oder Ausrüstung zur Folge haben, wodurch zyklische Sektoren wie Technologie, Industrie und Energie Rückenwind erhalten. Diesen Rückenwind bekommen defensive und anleihenähnliche Sektoren wie Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter als Gegenwind zu spüren, da sie weniger von einer Konjunkturbelebung profitieren.

Technologieunternehmen haben darüber hinaus gesündere Bilanzen als andere Firmen und Sektoren, die unter ihrer Schuldenlast ächzen, und können Zinserhöhungen somit besser verkraften. Mit ihren Barmittelbeständen können Technologieunternehmen eine aktionärsfreundliche Politik in Form von Aktienrückkäufen, Dividendenausschüttungen sowie Fusionen und Übernahmen verfolgen. 

Das A und O ist auf Ausgewogenheit und die nachhaltigsten Eigenschaften eines Unternehmens zu achten. Das Tempo technologischer Innovationen und Umwälzungen zieht immer mehr an, es entstehen laufend neue disruptive Geschäftsmodelle, und die Aussichten für den Sektor sind so robust wie eh und je. Diese neuen Themen sind unglaublich spannend. Anleger müssen daher unbedingt darauf achten, dass sie nicht Chancen bei reifen Technologien übersehen, denn viele dieser alteingesessenen Unternehmen sind nach wie vor entscheidende Pfeiler der übergeordneten Technologieinfrastruktur und des gesamten technologischen Ökosystems. In einem derart schnelllebigen Umfeld müssen sich Anleger auf die stärksten Eigenschaften und die vielversprechendsten langfristigen Themen konzentrieren.

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